Von Dilan Canbaz

Meine Sorge ist keine Pandemie,

kein Sein, kein Schein.

Meine Angst ist nicht die Pandemie,

nicht der Teufel, schon gar nicht der Tod.

Meine Sorge ist wirklich nicht die Pandemie.

Meine Sorge ist die Gier, die stets nach mehr und mehr trachten will.

Meine Sorge ist der Mensch, der nur funktioniert, doch nur ohne wirklich zu sein funktioniert.

Meine Angst ist wirklich nicht die Pandemie.

Meine Angst ist der allwissende Kopf, der nicht weit und breit, nur für sich und an sich denken will und kann.

Meine Angst ist der geistlose Mensch, der nichts, keinen Funken Herzenswärme im Leibe schaffen will und kann.

Meine Ängste und Sorgen sind, weiß Gott, wirklich und gewiss nicht die Pandemie.

Meine Sorge, meine Angst ist der verkopfte Mensch, der trotz Überfluss an allem verhungert und deshalb nichts teilen will, weil der volle Bauch allein ihn auch nicht mehr satt und zufrieden machen kann.

Was ist eigentlich eine Pandemie?

Überall, überall ist die Pandemie.

Allseits, allseits ist diese Pandemie.

Überall, überall ist die Grausamkeit, diese grausame Pandemie.

Wo ist aber der Mensch?

Ist der Mensch auch eine Pandemie?

Nein, Corona ist die Pandemie. Pandemie..

Und wo ist der Mensch?

Der genug bekommen will, aber auch einmal genug bekommen kann.

Der als Privilegierter an die Unterprivilegierten denken will, aber auch einmal an diese denken kann.

Der Mut hat, auch über all seinen sinnlosen Süchten und Trieben stehen will, aber auch über diesen stehen kann.

Der einmal tatsächlich auch etwas für die Allgemeinheit tun will, aber auch wirklich etwas ohne Erwartung für diese tun kann.

Wo ist der Mensch?

Der nicht nur sein eigenes feines Sein endlos veredeln will, aber auch einmal nicht nur das kann.

Der an die Grundrechte für alle und ebenso ein bisschen an diese Kinder, denen gar kein Recht zur Verfügung steht und die Tag für Tag auf den Müllhalden elend sterben, denken will, aber auch einmal wirklich denken kann.

Der auch erkennen kann, dass er die Natur für seinen Wohlstand nicht nur mit dem Müll belasten, sondern auch entlasten kann.

Was ist der Mensch, der keine Pandemie ist, aber diese hervorrufen kann?

Der Mensch ist das System, das gern und unbedingt Macht, Reichtum, Kontrolle und das Gesetzt gebraucht und weil dieses bei Missbrauch die menschlichen Fähigkeiten raubt, verschwindet der Mensch immer mehr selbst.

Sag mir doch. Wo, wo, wo ist wirklich dieser Mensch, der etwas Mutiges will, aber auch einmal etwas Mutiges kann?

Der keine Wirklichkeit verkennt, keinen Blick abwendet, weil er die Wirklichkeit sehen will, aber auch einmal kann.

Der sich auch hin und wieder die grausamen Bilder der Welt vor Augen halten kann, weil er etwas dagegen machen will, aber auch einmal kann.

Der endlich auch Zusammenhänge erfassen will und kann und dann begreift, dass nichts, gar nichts, keine Pandemie, keine Armut, keine Ungerechtigkeit in dieser Welt einfach von selbst entstehen will und kann.

Wer kann mir aber jetzt oder vielleicht jemals sagen, wo der Mensch ist?

Jeder ist dieser Mensch, wenn er wirklich will und den Mut einmal fassen kann.

Das kann nur, aber wirklich einzig und allein der Mensch, der sich auch von Habsucht entfesseln will und kann.

Egal, wo er ist, was er ist.

Ich kann nur laut sagen: „Für sich einzig und allein zu sein, ist doch kein friedliches Sein.“

Mein Wunsch ist das Leben, das sich aus dem Frieden zu voller Blüte entfalten und für alle gleich gelten will und kann.

Es ist nur ein Gedanke, der nichts wert ist – an Kinder, die unserer Weltordnung ausgeliefert sind.