Von Finn Ragutzki

Das Spiel der Spiele. Angegriffen und entführt von den Dämonen der Finsternis. Mussten wir uns gegen sie behaupten. Gewinnen konnten wir nur durch Gemeinschaft und den Erhalt einer Gabe.

Sie wollten uns die Vampire. Sie wollten uns in ihren Bann ziehen. 100 Jahre konnte ein Vampir leben. Um weiterleben zu können und nicht wie im strahlenden Licht der Sonne elend zu sterben, brauchten sie das Blut einer Person, die sie liebte. Sie entführten uns, meine Freunde und mich. Wir hatten so viel zusammen erlebt und mussten nun beweisen, dass wir uns vertrauen und aufeinander verlassen konnten.

Wir saßen in einem ihrer dunklen Verließe. Eine Stimme drang zu uns durch und wir sahen die Gestalt eines alten Mannes mit Bart. Er erzählte uns, wie sie gekommen waren, um seine Tochter zu nehmen und sie zu einem von ihnen zu machen. Er hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen und wusste nicht, was mit ihr passiert war. Durch ihn wurde uns bewusst, dass wir ihnen erst entkommen konnten, wenn wir sie besiegt hatten. Das konnten wir jedoch nur durch unseren Zusammenhalt.

Er bewegte seine Hände und goldene Funken umgaben uns. Dann schliefen wir ein. Als wir aufwachten, sahen wir einen der Vampire hinter dem alten Mann stehen. Er schlug seine Zähne brutal in den Hals des Mannes, worauf er zu Boden fiel und  sagte nur: „Wenn ihr nicht macht, was wir wollen blüht euch das gleiche.“ In seiner Stimme schwang ein kalter Unterton mit, was meine Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Als er verschwunden war, mussten wir einen Plan ausarbeiten. Wie würden wir entkommen, war unser einziger Gedanke. Es waren Vampire und wir nur einfache Menschen. Als mich genau dieser Gedanke fasste, bemerkte ich wie auf einmal etwas geschah. Isabel stand nicht mehr auf zwei Beinen, sondern in der Luft.

Wie hatte sie das geschafft? Wir alle schauten sie erschrocken und verwundert zugleich an. Auf einmal erhoben sich Max und Tyler auch und standen in der Luft. Es musste etwas mit dem alten Mann und den goldenen Funken auf sich haben. Auch ich merkte, wie ich den Boden unter den Füßen verlor. Es war ein freies Gefühl. Ironisch, wo wir doch in einem engen und dreckigen Kerker zusammengepfercht waren. Den ganzen Tag verbrachten wir damit durch den Kerker zu fliegen, um die Fähigkeit zu kontrollieren und zu perfektionieren. Das gelang uns auch ganz gut und wir bemerkten, dass sich nach einiger Zeit weitere Fähigkeiten bemerkbar machten. Fortan waren wir nur noch beim Starten und Bremsen sichtbar. Während des Fliegens waren wir also auch noch unsichtbar. Ein kleiner Vorteil gegenüber den schnellen, kalten und  untoten Vampiren. Wir beschlossen also uns leicht über dem Boden zu bewegen, so waren wir unsichtbar und hofften, dass der Wächter die Tür öffnen würde, da er uns nicht mehr sehen konnte.

Als es endlich soweit war, flogen wir an ihm vorbei, bogen um die Ecke und krachten sofort zu Boden, als wir in eine Vampirgruppe stießen, die sich direkt im Flur aufgestellt hatte. Nun hatten sie uns. Leider war uns ein Zusatz, mit welchem wir durch sie hätten durchfliegen können, verwehrt geblieben. Nun lagen wir dort und blickten in mindestens 20 wütende, aggressive und verwunderte Vampirgesichter. Von unserem Ausbruch und unseren Fähigkeiten erschrocken, brachten sie uns in einen Saal. Auf einer Erhöhung standen zwei rote und goldene Stühle. Der ganze Raum war aus dunklem Marmor gebaut und es ähnelte einem Palast der Dunkelheit. Als wir durch die majestätische Holztür kamen, zogen wir den Blick von mindestens 200 Leuten, die in diesem Raum waren, auf uns. „Vermutlich alles Vampire“, flüsterte Tyler. Ich erkannte ein Schmunzeln auf den Lippen bei einem der Vampire, die uns hierher geführt hatten. Vermutlich machte ihm die Rolle eines starken und eiskalten Vampirs Spaß. Vor allem die Augen der zwei Vampire, die auf den beiden Stühlen saßen, durchlöcherten uns förmlich in ihrem roten Glanz. Der Gestalt nach hätte die Frau die Tochter des alten Mannes sein können, doch das war für mich unvorstellbar. Sie konnte doch nicht zu einer der mächtigsten Vampire geworden sein. Aber sie musste es sein. Die Beschreibung passte perfekt. Als die Stimme des Mannes erklang, schrak ich aus meinen Gedanken hoch. „So, da haben wir wohl welche, die sich für etwas ganz besonderes halten.“ Gelächter zog durch den Raum. „Wenn ihr denkt, dass ihr besser, stärker, schlauer und schneller seid als wir, dann spielt gegen uns.“ „Was sollen wir gegen euch spielen“ zischte es vorschnell über Tylers Lippen. Da erhob sich der Mann, kam auf ihn zu bis ihre Gesichter nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren und zischte „Baseball.“  Max und Tyler brachen in schallendes Gelächter aus.

Isabel und mir war nicht zum Lachen zumute. Auch wenn ich zugeben musste, dass diese Situation so ihre Komik hatte. „Solche Vampire seid ihr also, ihr tut auf modern, aber wenn ich mir diese Mauern hier anschaue, könnte man meinen ihr wäret im Barock hängen geblieben“ sagte Max. „Nicht so vorlaut“, eine Frau aus der Menge trat auf ihren High Heels und mit einer Lederhose bekleidet hervor. Ihre blonden Haare schwang sie über ihre Schulter und ich merkte wie Max die Spucke wegblieb. „Wir werden euch schlagen“, entgegnete jetzt auch ein Mann aus den Reihen. Er sah super gut aus. Seine Muskeln füllten die Ärmel des schwarzen T-Shirts und er trat mit einem breiten Lächeln vor uns. Ich merkte wie meine Knie weich wurden. Leider wusste er,  wie gut er aussah und bemerkt auch, dass ich es bemerkt hatte, was ihn nur noch mehr in seiner Selbstsicherheit stärkte und mich rot anlaufen ließ. Er kam immer näher. Umkreiste mich so nah, dass ich seinen Geruch für eine Ewigkeit wahrnahm.  Eine weitere Frau und ein Mann kamen aus den Reihen hervor. „Darf ich euch vorstellen, das sind Ethan, Samantha, Louis und Viktoria unser Baseballteam und da ihr nur zu viert seid, müsst ihr alle antreten“ erwiderte der Mann, der nun wieder auf seinem Trohn saß.

In Sekunden schnelle wurden wir von den vieren gepackt und aufs Spielfeld gezogen. Wie hatten sie uns so schnell hierher gebracht? Es war kaum eine Sekunde vergangen, doch eine Antwort auf diese Frage blieb mir verwehrt.  Es regnete. Wir befanden uns auf einer großen matschigen Wiese, inmitten eines Waldes. Ich meinte noch das Schloss oder die Burg sehen zu können, in der wir uns bis gerade befanden hatten. Durch den groben Transport war ich beim Anhalten zu Boden gefallen. „Oh, das tut mir aber leid“, entgegnete Louis mit einem Lachen im Gesicht. Ich mochte diese Arroganz ganz und gar nicht, aber irgendwie zog er mich in seinen Bann. Er streckte mir die eine Hand hin, ich nahm sie und wurde in einer Millisekunde in den Stand geschleudert. Adrenalin schoss durch meinen Körper. „So jetzt bist du endlich mal wach und das Spiel wird ansatzweise spannend“, entgegnete er.

Und da ging es auch schon los, der Ball flog durch die Luft, prallte auf den Baseballschläger und wurde wieder in die andere Richtung gefeuert. Wir flogen in Windeseile hinterher und schlugen uns gar nicht mal so schlecht. Einmal flog ich so schnell zum Ball, dass ich mit Louis zusammenkrachte als ich landete. Ich lag auf ihm und blickte in diese faszinierenden braunroten Augen. Sein Duft umgab mich und es war schön seinen Körper und seine Haut zu spüren. Da räusperte sich Samantha und wir wurden aus unserer Trance gerissen. Er nahm meine Arme sanft von seiner Brust und zog mich hoch. Das Spiel wurde fortgesetzt, nach einiger Zeit wurde mir von der Spielgeschwindigkeit schwindelig, doch wir durften jetzt nicht aufgeben. Wir wollten nicht als Abendessen oder als Erweiterung der Vampirarmee dienen.  Aber auch wie sehr wir es versuchten, wir konnten sie nicht besiegen. Sie waren einfach zu gut.

Als sich das Spiel dem Ende zugeneigt hatte, bekamen wir Angst. Was hatten wir hier alles aufs Spiel gesetzt und verloren. Mit der Gabe hatten wir zwar unser Verderben etwas hinaus gezögert, doch jetzt mussten wir dem Tod in die Augen schauen, jedenfalls dachten wir das.

Mit einem Lachen in ihren Gesichtern packten sie uns und wir waren wieder im Palast. Dort standen wir aufgereiht vor den zwei Stühlen. Die Anführer sahen gelangweilt aus. So, als hätten sie unter keinen Umständen ein anderes Spielergebnis erwartet.

Ich war wie für meinen Gegner Louis bestimmt, dass musste sich auch ihr Anführer eingestehen. Insgeheim dürstete ihn es jedoch, seine Macht zu demonstrieren und mich ihm weg zu nehmen. Er näherte sich mir, bis ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Wie unter einem Zauber konnte ich mich nicht bewegen oder schreien. In mir war eine große Leere. Da sah ich sie, seine Zähne. Durch alle Bücher wurde mir immer versichert wie romantisch es war mit Vampiren, doch diesen fand ich einfach nur widerlich und abstoßend. Wenn jemand mein Blut haben sollte, dann Louis.

Als nun der Moment gekommen war, bemerkte ich wie Louis von der einen auf die andere Sekunde neben mir stand und seinen Anführer von mir wegschleuderte. Er flog zum Trohn, welcher unter seinem Aufprall zerbrach. Auch Samantha, Ethan und Viktoria standen nun vor meinen Freunden. Als mein Blick wieder nach vorne gerichtet war, merkte ich, wie sich der Vampir aufrichtete. Doch nun war es für uns an der Zeit auch etwas zu unternehmen. Wir klammerten uns an unsere Vampire und flogen los. Sie schauten uns zuerst alle verwundert an, doch dann zeigte sich ein Lächeln. Wir zerbrachen die Fenster an der Kuppel des Schlosses und flogen weiter. Einen Schrei der Erleichterung stießen wir aus. Die Vampire waren zwar stark, schnell und unverwundbar, doch in der Luft konnten sie uns nicht folgen. Das war unser Element, unsere Bestimmung.

Als wir weit Außerhalb des Vampirterretoriums, auf der Spitze eines Berges landeten, schlossen wir uns alle in den Arm. Wir hatten alle etwas für den jeweils anderen getan. Die Vampire für die Menschen und die Menschen für die Vampire.

Eine tiefe Freundschaft, hatte sich zwischen so unterschiedlichen Personen entwickelt, und zwischen zwei sogar noch etwas mehr…