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  • Die letzte Stunde

Die letzte Stunde

Von Ivan Golovko

Seine Blicke sind hungrig, die Angst steigt, das pulsierende Gefühl und die Erkenntnis „Ich bin ein Nichts!“ schießt in seinen Verstand.

Olegs leuchtende Augen betrachten den schwarzen Koffer mit einer silbernen Gravur, der auf einem hölzernen Stuhl mit grünem Polster lastet.

„Nimm es, es gehört dir…“ der Mann in der weißen Robe lächelt ihn heimtückisch an.

Olegs zitternder Finger drückt auf den durch die Schweißsäure der Hände bronziert schimmernden Knopf.

 

„Klack!“ Der Koffer springt auf, 100 Zehntausender-Europäckchen erblicken den Gewinner. In seinem viel zu großen C&A Anzug wirkt er wie ein Streuner, der ein Stück Fleisch anstarrt.

 

„Kann ich es nehmen?“ Oleg wuselt mit den Fingerspitzen in seinem Bart herum.

„Der nächste!“ Der Mann in der weißen Robe schließt den Koffer und reicht ihn abwesend an Oleg, er krallt sich an dem Koffer fest.

 

Der Mann in der Robe klatscht mit den Händen.

Der Hall breitet sich in der unendlichen Dunkelheit des Zimmer aus, plötzlich erscheinen zwei Schatten in der leuchtenden Eingangstür.

Schweigsam nehmen sie Oleg am Ärmel und ziehen ihn förmlich aus dem Raum in die Helligkeit.

Alles um ihn herum wird plötzlich unerträglich hell, Oleg fängt an zu schreien, die Schatten schubsen den Gewinner in den Abgrund.

Im freien Fall verliert Oleg sein Bewusstsein.

 

„Papa, wach endlich auf!“ ein kleines Kind zwickt Oleg am Unterarm bis er von dem Schmerz erwacht.

 

Eine Bar inmitten der belebten Straße von Toscana, alle tragen weiß, Oleg reibt sich seinen schmerzenden Unterarm und lehnt sich von der Stuhllehne zum Mädchen.

„Natascha bist du es?“ Er starrt die blonden Locken der Kleinen fragend an.

„Du hast eine Stunde Zeit…“ Sie lacht, wendet sich ab und ihre roten Sandalen verschwinden in der weißen Menschenmenge.

Sein Koffer verbleibt neben ihm, sein Anzug hat sich zu einer lockeren weißen Jeanshose und einem weißen Hemd gewandelt, die Sonne strahlt auf ihn herab, der kühle Wind streichelt seine Glatze.

 

Er steht auf, überprüft vorsichtig den Inhalt des Koffers.

„Es ist alles da!“ Oleg spring vor Erregung von dem Stuhl auf.

Die Bedienung kommt lächelnd auf ihn zu, auf dem Tablett steht ein „Sex on the beach“.

„Er ist von der Frau an der Theke…“ sie stellt das Glas auf dem runden Cocktailtischchen ab und deutet mit ihrem Hinterkopf zum Tresen.

 

Eine schlanke brünette Frau in kurzem, weißen Kleid lächelt ihm zu.

Erstaunt starrt er die Frau von oben bis unten an, mit dem Koffer in der rechten und dem Cocktail in der linken Hand gesellt er sich zu ihr an die Bartheke.

 

„Trink deinen Cocktail aus, ich muss dir was zeigen.“ Oleg stürzt das Getränk in einem Zug hinunter, lächelnd nimmt sie ihn an der Hand und führt den Mann in die Herrentoilette neben der Bar.

Ohne Worte knipst sie seine Hose auf, geht in die Knie, der Koffer rutscht aus seiner schwitzenden Hand und klatscht auf den Boden.

Sein Atem wird schwer, mit jeder Kopfbewegung wird der Raum um Oleg heller.

Ekstase, die Helligkeit übermannt ihn, sein Verstand wird blank wie unbedrucktes Papier.

 

„Er ist wach!“ Das piepen von dem Herzfrequenzgerät bereitet Oleg Kopfschmerzen.

„Maria, wo bin ich? Was ist geschehen?“ Seine Frau erweckt Zuversicht in ihm.

„Du hast es überstanden, unsere Tochter kann endlich atmen!“ Maria küsst Oleg liebevoll auf die Lippen.

 

„Ich verstehe nicht…“ Als er die Hand auf seiner Brust ablegt, zwicken ihn die Stahlklammern, die seinen Brustkorb zusammenhalten.

 

„Du hast die Lungentransplantation überlebt, unsere Tochter wird leben.“ Maria starrt Oleg mit ihren leuchtenden Augen an.

„Ich kann mich an nichts erinnern, was ist mit dem Geld?“ Oleg fasst sich an den Kopf, ein stechender Schmerz lässt ihn jeden einzelnen Muskel in seinem Körper anspannen, an der Platzwunde an seinem Schädel bilden sich kleine Bluttropfen.

 

„Was ist vor der Operation geschehen?“ Das Piepen von dem Herzfrequenzmessgerät wird schneller.

 

„Du hattest einen Autounfall, die Ärzte dachten, du würdest es nicht überleben, ich hatte die Vollmacht, um deine Lunge an unsere Tochter zu spenden, sie kann jedem Moment an Mukoviszidose sterben und ich wollte nicht euch beide verlieren.“ Tränen fließen über ihre vollen Wangen und münden an dem rundlichen Kinn, bis sie wie von einem Tropfstein auf ihrem Schoß landen.

„Welches Geld, erzähl es mir?!“ Maria weicht von von ihm zurück.

„Ich habe nur eine Stunde Zeit!“ Oleg reißt plötzlich alle Kabel von sich und kämpft sich aus dem Bett.

 

Er versucht senkrecht zu stehen, die Schwäche setzt ein, ihm wird schwindelig.

„Oleg wo willst du hin!?“ Maria rappelt sich auf und hält ihren Ehemann am  Arm fest.

„In meinem Auto ist ein schwarzer Koffer, darin befindet sich eine Million Euro, ich wollte mit dem Geld die Lungentransplantation unserer Tochter bezahlen…“ Sein Atem ist schwer, das Blut sickert in das OP-Hemd hinein.

„Eine Million? Wo hast du das Geld her?“ Maria versucht, ihn zurück in das Bett zu drängen.

„Es ist jetzt nicht mehr wichtig, ich muss das Geld finden, ich habe nur ein Stunde Zeit!“ Seine Stimme klingt schwammig.

„Oleg! Ol….“ Marias Gesicht dämmert immer weiter in die Dunkelheit, ihre Stimme verstummt.

„Die einen kaufen sich einen Porsche und eine Villa, die anderen feiern Partys mit Drogen und Sex, bis sie ihren Verstand verlieren und die anderen sitzen auf dem Geld, bis es verrottet…“ Der Mann in der weißen Robe lehnt sich über Olegs Gesicht.

„Ich dachte, ich gebe dir das Geld und nehme dir die Möglichkeit, es für dich selbst zu verschwenden.“ Er lächelt Oleg an, seine weißen Zähne strahlen förmlich im Kontrast zu seiner dunklen Haut.

 

„Bin ich tot?“ Oleg tastet mit der Hand seinen glatten Brustkorb ab.

„Bist du es?“ Die weiße Robe nimmt im Wechsel jede Farbe des Regenbogens an.

„Ich denke nicht…?“ Seine Stimme hallt durch den dunklen Raum.

„Ich gebe niemandem Reichtum, der dafür nicht bereit ist, für die meisten ist die Million die Umarmung des Todes.“ Er umarmt sich selbst.

„Also bin ich doch tot?“ Oleg blickt sich fragend um.

„Haha, möchtest du es? Wenn ich dich wieder zurückschicke, wird das Geld verwendet, um dich nach dem Unfall und der OP am Leben zu erhalten, deine Familie wird dadurch in Armut leben. Wenn du bleibst, behalten deine Frau und das Kind ganze Geld für sich. Du hattest eine Stunde, jetzt sind es nur noch 3 Minuten, wie entscheidest du dich?“ Eine tickende Uhr erscheint über der leuchtenden Ausgangstür.

Oleg geht in sich.

 

 

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