Von Klaus Nyzak

Letzter Spieltag. Zwei Punkte Vorsprung. Der Abstieg ist allenfalls für pessimistische Augen sichtbar.

Aus diesem Grund will ich meiner Freundin, nach ihrer Meinung größter Fortuna-Fan aller Zeiten, nach dem letzten Spiel einen Antrag machen. Klassenerhalt, Heiratsantrag – der schönste Tag ihres Lebens, so mein Plan.

In den letzten zehn Jahren habe ich es immer wieder geschafft ihr glaubhaft zu versichern, dass ich niemals heiraten möchte. Früher stimmte dies sogar; doch wurde auch ich irgendwann erwachsen und habe Dinge zu erledigen, die ich selbst vielleicht nicht unbedingt möchte, der Partner allerdings, den man liebt, sich über alles wünscht. Heute ist unser 10-jähriges Jubiläum. Ich wollte schick Essen gehen. Sie wollte hierhin. Nach langen Diskussionen und kurzem Hin und Her wird, wie in jeder Beziehung, am Ende das gemacht, was die Frau möchte.

Noch fünf Minuten. Das Spiel habe ich bisher nicht genießen können. Wie auch! Dafür bin ich zu aufgeregt und wir liegen 3:0 hinten. Was sagt denn mein Handy? Mist! 3:1 in Augsburg. Auf Dortmund ist wenigstens Verlass! Was? 1:2? Wie ist das möglich? Das bedeutet Abstieg! Wenn es so bleibt, kann ich mir den Antrag sparen. Es würden bereits vor dem Antrag Tränen fließen. Wie soll ich es denn jetzt noch schaffen alles abzublasen? Sie sollte doch sogar noch in 50 Jahren mit den besten Gefühlen an diesen Tag zurückdenken und diesen Tag nicht für immer mit dem Abstieg assoziieren. Wie entkomme ich bloß dieser peinlichen Situation? Mir wird schwindelig. Trotzdem läuft die Zeit weiter – gegen mich.

Das Spiel ist um. Die Stimme des Stadionsprechers erklingt und bereitet alles für meinen grandios missglückenden Auftritt vor. Auf der großen Leinwand kann man bereits unsere Sitze sehen. Mir wird ganz schlecht.

„Schau mal. Der Mann dort macht seiner Freundin einen Antrag. Zum Glück sind wir schon aufgestanden, sonst wären wir auch auf der Leinwand zu sehen. Und das nach dem Abstieg. Wie peinlich und geschmacklos.“

Kurz vor Abpfiff hatte ich ihr die Live-Tabelle gezeigt. Auf ihren Wunsch haben wir daraufhin unsere Plätze verlassen. Der arme Wicht in der Reihe hinter uns hatte wohl auf Drängen der Kameras, des Stadionsprechers und der Fans meine Rolle einnehmen müssen.

Wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 zwar nicht mehr möglich, aber ein 2:2 schon. Das konnte ich mir nach diesem Tag eingestehen. Meine Ex-Freundin, jetzt Frau, übrigens auch.

Des einen Glück ist nämlich des anderen Pech.