Von Klaus-Dieter Oettrich

„Herr Hahn können sie nicht mal mit ihrem blöden Kikeriki Gekrähe 2 Stunden vor Sonnenaufgang aufhören?“ Fragte Henne Berta. „Wir Hennen sind den ganzen Tag unterwegs um Futter zu suchen und sind oft morgens noch ganz müde von der Lauferei.“

„Nein liebe Henne Berta, das kann ich nicht. Die Natur hat es mir gegeben, dass ich euch Hennen mit meinem wunderschönen Kikeriki wecken muss. Damit will ich euch allen auch einen guten Tag wünschen, meine Damen. Ich muss dies auch tun um den Menschen mitzuteilen, dass es nun bald Tag wird. Ausserdem teile ich den anderen Hähnen mit, dass dies mein Revier ist. Durch mein Kikeriki bewache ich euch auch von Feinden. Dazu noch will ich euch Hennen jeden Tag mitteilen: Ob die Sonne scheint, ob es regnet oder schneit, ich bin immer bereit.“

 

„Vielen Dank für deinen schönen Vortrag. Aber heute Nacht hast du uns nicht gut bewacht. Wahrscheinlich hat ein Fuchs  die Henne Beti geholt,“ teile Berta mit.

„Ich habe euch es schon tausendmal gesagt, dass ihr Nachts immer auf euren Stangen sitzen bleiben sollt. Habe aber auch schon beobachtet wie die Henne Beti nachts im Gehege umeinander herlief.“

„Aber Herr Hahn sie hatte doch so starke Schlafstörungen. Sie sagte zu mir, nach dem Laufen könnte sie dann wieder besser schlafen.“

„Jetzt kann sie lang schlafen im Magen des Fuchses.“

„Red doch nicht so böse. Du bist doch der Bewacher hier,“ schrie ihn Berta an.

 

„Brauchst gar nicht so schreien. Bleibt auf euren Stangen in der Nacht sitzen, dann passiert euch nichts. Wisst ihr ob es eigentlich auch wirklich ein Fuchs war? Ich sah keine Spuren. Es könnte auch auch ein nachtaktiver Raubvogel gewesen sein.“

„Herr Hahn ich bin schon älter wie du. In dieser Gegend habe ich noch nie einen nachtaktiven Raubvogel gesehen, ausser deinem Freund Uhu, der König und Herrscher der Nacht.“

„Weil du nachts ja auch immer schläfst,“ krächste Herr Hahn.

„Oft aber nicht die ganze Nacht durch. Immer wieder muss ich nach den Junghennen sehen, ob sie noch gut auf der Stange sitzen. Was ich aber schon gesehen habe, war der Kot und Spuren von Füchsen.“

„Wenn ein Fuchs mal eine Henne mitgenommen hat, kommt er in der nächsten Nacht wieder und wird versuchen sich nochmals eine Henne zu holen. Vielleicht bringt er auch seine Brüder mit und wollen mehrere Hennen töten und fressen. Also nochmals, bleibt auf euren Stangen im Stall sitzen,“ befahl Herr Hahn.

 

Nach dem Kikeriki am nächsten Morgen zählte Herr Hahn sofort seine Hennen.

Keine fehlte. Auch keine Spuren von Füchsen war zu sehen.

Alle Hennen waren sehr erleichtert.

Im Morgengraun flog Herr Hahn aus dem Stall, da er von seinem Freund Uhu gerufen wurde, der auf der gegenüberliegenden Baumkrone sass.

„Lieber Hahn du hast mir doch gestern in der Abenddämmerung gesagt, dass ein Fuchs einer deiner Hennen geholt hat und du nun Bedenken hast, dass er wieder kommt und nochmals versucht eine Henne mitzunehmen.“

„Ja genau, aber diese Nacht ist nichts passiert.“

„Kein Wunder, ich habe einen Fuchs vergangene Nacht auf der Strasse tot liegen gesehen, er muss wohl von einem Auto überfahren geworden sein. Aber sei vorsichtig mein Freund, vielleicht kommen in dieser Nacht seine Geschwister.“

„Danke lieber Uhu, für deinen Rat.“

 

In der kommenden Nacht kam ein Fuchs zum Stall und hatte ein weisses Tuch im Maul.

„Ich will mit euch Frieden schliessen. Zum Zeichen dafür habe ich ein weisses Tuch mitgebracht. Wenn ihr auch Frieden möchtet, soll eine Henne von der Stange herunterfliegen um das weisse Tuch zu holen.“

„Oh wie schön, dass wir Frieden bekommen,“ sagte erfreut Henne Heidi und schon flog sie von der Hühnerstange zum Fuchs hinunter, bevor Herr Hahn sie warnen konnte.

Der Fuchs biss Heidi sofort in den Hals und rannte mit seiner Beute davon.

Alle Hühner war ganz erstarrt und erschrocken. Man sah nur noch die Spuren des Fuches.

„Wie oft habe ich schon gesagt, dass ihr auf der Stange sitzen bleiben sollt,“ krächste Herr Hahn und meinte noch: „Dies war nicht nur ein schlauer Fuchs sondern ein Betrüger.“

 

Bestimmt kommt er wieder, dachte sich Herr Hahn. Dann werden wir ihm aber eine Falle stellen, denn wir sind schlauer wie der Fuchs. Ich werde mit dem Mastinhund Dex sprechen.

Als es Abend wurde holte der Hahn alle seine Hennen zu sich und sagte: „Wir werden alle heute Nacht auf den Ästen des Baumes schlafen, der gegenüber dem Stall steht.

Dex wird hinter dem Gebüsch Wache halten.“

In der Nacht kam wieder ein Fuchs und ging zum Stall, sah aber keine Hühner.

„Kikeriki,“ schrie Herr Hahn.

Das war das Zeichen für Dex, dass der Fuchs da war.

Durch das Gekrähe sah der Fuchs nun, dass die Hühner im Baum waren.

 

„Ich muss mich bei euch entschuldigen,“ teilte der Fuchs mit. „Vorgestern war ein Vetter von mir da und hat eine Henne von euch geholt. Das tut mir wirklich sehr leid, denn wir wollen doch mit euch in Frieden leben. Zum Zeichen dafür habe ich euch viele Würmer mitgebracht, die ihr nun verspeisen könnt. Kommt runter vom Baum, nicht dass die Würmer wegkrappeln.“

 

Wie es geplant war, flatterte ein Huhn mit ihren Flügel, so dass der Fuchs der Meinung war, dass sie gleich vom Baum hinabfliegen würde.

Der Fuchs stellte sich schon erfreut auf seine Hinterbeine.

Die Freude dauerte nur kurz an, da Dex hinter dem Gebüsch hervorsprang und dem Fuchs in den Hals biss.

Der Fuchs war sofort tot.

 

Alle Hühner flatterten vor Freude mit ihren Flügeln.

Herr Hahn sagte: „Danke Dex.“

Nun schlief Dex in der Nacht immer in der Nähe des Hühnerstalls um die Hühner zu bewachen. Dafür bekam er seine Lieblingsspeise: Ein Hühnerei.

Dex sagte nach zwei Tagen zu Herrn Hahn: „Kannst du mit deinem Kikeriki Geschrei so früh am Morgen nicht mal aufhören, da befinde ich mich ich ja noch mitten im Schlaf. Oder krähe so leise, dass man nicht davon aufwacht.“

Herr Hahn antwortete darauf: „Die Natur will es so, dass wir Hähne den  Morgen mit einem kräftigen Kikeriki begrüssen. Habe aber keine Sorgen Dex, du wirst dich daran gewöhnen. Du weisst ja: Der Hund ist auch ein Gewohnheitstier.“