Von Monika Hoffmann

Wir setzten auf, die Schleuse öffnet sich zischend. Die Umgebung ist fremd und doch ähnelt sie unserer Welt. Langsam trete ich hinaus. Der Raumanzug erschwert jeden Schritt, lässt mich in Zeitlupe gehen.

Ich bin der Erste, der diesen unbekannten Planeten betritt. Mein Herz pocht, als hätte ich einen Marathon hinter mir, dabei haben wir den noch vor uns.

Wir haben es tatsächlich geschafft, wir sind da.

 

Als das Team komplett ist, gibt unser Navigator ein Zeichen, in welche Richtung wir gehen müssen und alle folgen stumm.

Wir müssen Sauerstoff sparen, für das, was noch vor uns liegt.

Der Himmel ist strahlend blau. Wie gerne würde ich meinen Helm abnehmen und tief Luft holen, doch atmen können wir hier nicht.

Wir laufen über feinen Sand, hohe Berge erheben sich rechts und links von uns. Keinerlei Vegetation.

Eine trostlose Landschaft, die sich über den ganzen Planeten erstreckt.

Ob es immer schon so aussah hier?

 

Am Horizont sehen wir das, was uns hergeführt hat.

Alle sind ausgerastet, als die hochauflösende Sonde das Bild übertragen hat. Es könnte ein Zeichen von Leben sein, das es hier einmal gab.

Als wir direkt davor stehen, kann ich nicht fassen, dass ich tatsächlich das vor mir sehe, was wir auf dem Bild haben erkennen können.

Die Zacken, die aus dem Boden ragen, sind riesig und ich weiß, dass sich alle fragen, woher sie stammen, woraus sie gemacht sind und vor allem, was darunter liegt.

Wir legen unser mitgebrachtes Material ab und beginnen vorsichtig zu graben. Wie Archäologen machen wir uns ans Werk und legen immer mehr frei.

 

Je mehr Sand wir wegtragen, desto mehr kommt zum Vorschein.

Was ich dann erkenne, lässt mich nach Luft schnappen. Ich sehe an den Gesichtern meiner Crew, dass sie ebenso überrascht sind wie ich.

Was wir freigelegt haben ist ein Kopf. Das Gesicht sieht unserem erstaunlich ähnlich. Augen, Nase, Mund und Ohren. Die Zacken gehören wohl zu einem Hut. Es scheint eine Skulptur zu sein, die diesen trägt.  

Wir wollen so schnell wie möglich mehr freilegen, doch die Arbeit ist mühselig in dem Raumanzug. Ich schwitze, mein Rücken tut weh und mein Arm schmerzt, doch ich grabe unaufhaltsam weiter. Ich will wissen, was sich darunter befindet.

 

Als wir den Rest ausgegraben haben, wird es bereits dunkel.

Wir stellen fest, dass es nur ein Teil einer Skulptur ist. Ein Arm ist offensichtlich abgebrochen und der Unterkörper fehlt.

In dem anderen Arm hält die Statue etwas, dass wie eine Tafel aussieht.

JULY IV MDCCLXXVI ist die Inschrift.

Was das wohl bedeuten mag? Ich hoffe, unsere Experten werden dieses Rätsel lösen können.

Die Bilder unserer Helmkameras werden sicher schon übertragen und lassen wahrscheinlich alle im Schiff und daheim jubeln und grübeln zugleich.

 

Meine Gedanken rasen.

Was kann diese riesige Skulptur zerstört haben?

Wir haben kein Zeichen von aktivem Leben entdecken können, hier an der Oberfläche ist es offensichtlich auch nicht möglich, doch wie kam dann diese Skulptur hierher? Es muss hier früher einmal Leben möglich gewesen sein.

 

Ich nehme eine Probe von der Bruchstelle am Arm und packe sie in einen kleinen Behälter, den ich sorgfältig verschließe.

Wieder fällt mein Blick auf unseren Fund.

Ob die Lebewesen, die diese Skulptur gefertigt haben, genauso aussahen? Vielleicht ist diese ein Abbild und das Volk trug ebensolche Gewänder und Hüte. Aber wozu sollte so ein Zackenhut gut sein?

 

Fragen über Fragen und eine lässt mich einfach nicht los:

Was mag mit ihnen passiert sein? Wie kann eine Zivilisation, die so seine Skulptur erschaffen konnte, komplett verschwinden? Immer wieder sehe ich mich um, doch nur ein seichter Wind weht durch die karge Landschaft, sonst tut sich nichts um uns herum.  

 

Als unser Sauerstoff langsam zu Neige geht, machen wir uns auf den Rückweg zum Schiff. Nachdem ich die Schleuse erreicht habe, drehe ich mich noch einmal um. Wir haben Fußspuren hinterlassen. So, wie dieses Volk seine Spuren hinterlassen hat auf diesem Planeten.  

Und ich bin schon gespannt, was wir noch finden werden.

 

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