Von Miklos Muhi

 

  1. Davor

 

Es war schon tiefe Nacht als Dr. Helmut Lech, Professor für Astronomie und theoretische Physik seine Berechnungen zum dritten Mal wiederholte. Die für die Meisten unverständliche Formeln und Berechnungen waren diesmal spannend. Dr. Lech war zwar müde, aber er betrachtete das Ganze als wirklich wichtig und das hätte fast jeder so gesehen.

 

Er war absichtlich langsamer als bei den vorherigen Berechnungsvorgängen und achtete auf jedes Detail, aber selbst so war das Ergebnis das Gleiche. Also keine Fehler im Model, keine Fehler in der Programmierung der Simulation und die Theorie dahinter stimmte auch.

 

„Na, großartig … „ – murmelte Dr. Lech als er förmlich auf dem Sofa in seinem Büro gestürzt und eingeschlafen war.

 

Am nächsten Morgen als er aufstand, wünschte er sich aus dem ganzen Herzen das alles nur geträumt zu haben. Oft passierte es, dass er im Traum Berechnungen machte und danach stand er genau so mürbe auf wie an dem Vormittag. Die Papiere auf seinem Schreibtisch und der vollgeschriebene Tafel zerstörten aber jede Hoffnung.

 

Nach dem vierten Anlauf mit dem gleichen Ergebnis brauchte er seinen morgendlichen Kaffee nicht mehr. So erfrischt, griff er zum Telefon und rief Kollegen, den Rektor, sogar Politiker und die Presse an und erzählte, was er gefunden und leider auch lückenlos bewiesen hat. Die Antwort war immer das Gleiche: Nur die Ruhe, vielleicht nur ein Irrtum, keine Panik … nur die Wissenschaftshorizont interessierte sich für das, was er zu sagen hatte.

 

  1. Leugnen

 

Wissenschaftshorizont, Montag, der 7 Oktober 2019

… interessante Theorie, was Professor Lech präsentiert hat. Trotz gründlicher Berechnungen bleibt noch vieles offen. Es fehlen gesicherte Beobachtungen, und selbst, die Daten die wir haben, lassen eine ungewöhnlich breite Interpretationsspielraum zu …

 

Unsere Identität, Mittwoch, der 9 Oktober 2019

… die widerliche Spinnerei des Professors, die dazu dient, unsere Aufmerksamkeit von den wirklichen Problemen abzulenken, ist ein kolossaler, linker Bluff. Jeder weiß, dass die Apokalypse des Abendlandes bereits in vollem Gange ist und wir machen uns daran …

 

Bundeskurier, Donnerstag, der 10 Oktober 2019

… diese Theorie, aufgestellt von Professor Lech, sieht man als nicht bestätigt an. Es gab immer wieder solche Hörensagen. Die zuständigen Behörden wissen von der Theorie, geben aber Entwarnung und warnen gleichzeitig deutlich vor jeglicher Panikmache …

 

Linker Anzeiger, Donnerstag, der 10 Oktober 2019

… von wegen! Diese Theorie schient gleichzeitig Ablenkungsmanöver und Marketingaktion zu sein. Hamsterkäufe sind ja äußerst profitabel für die Verkäufer, und die Käufer bleiben auf diese Waren in großen Mengen sitzen. Die Lage der Menschenrechte aber …

 

Der Beobachtungsstand, Sonntag, der 13 Oktober 2019

… wird heutzutage in der Presse oft der Begriff Apokalypse gebraucht. Wir sollten uns aber davon nicht täuschen lassen, denn die Bibel beschreibt genau, wie die Apokalypse ablaufen wird und wir sollten uns daran halten und uns keine Sorgen machen …

 

2 Zorn

 

Wissenschaftshorizont, Montag, der 14 Oktober 2019

… haben mehrere Forschungsgruppen und Sternwarten die Berechnungen des Professors bestätigt. Die Datenlage lässt inzwischen kaum Zweifel zu. Die Behörden sind jetzt gefordert, sollte aber das alles wahr sein, gibt es kaum etwas, was man tun konnte …

 

Unsere Identität, Mittwoch, der 16 Oktober 2019

… deshalb empfehlen wir unseren Lesern immer wieder sich von der Lügenpresse fern zu halten. Unser Blick muss sich in die Richtung der echten Gefahr wenden, dargestellt von den Menschenmassen, die bereits auf dem Balkan in unsere Richtung, unterwegs sind …

 

Bundeskurier, Donnerstag, der 17 Oktober 2019

… mögen zwar die Berechnungen des Professors Lech als bestätigt erscheinen, ist Panik trotzdem Fehl am Platz. Alle Flüge nach Übersee sind restlos ausgebucht, was unserer Meinung nach nicht die richtige Einstellung darstellt. Die Behörden erarbeiten …

 

Linker Anzeiger, Donnerstag, der 17 Oktober 2019

… es gibt möglicherweise keinen Plan für solche Fälle. Eine Evakuierung, wenn überhaupt möglich, birgt die Gefahr, dass Leben gegen Leben aufgewogen und somit die Menschenwürde verletzt wird. Der Plan, wenn es ihn überhaupt gibt, muss sicherstellen …

 

Der Beobachtungsstand, Sonntag, der 20 Oktober 2019

… und es gibt deshalb keinen Weg außer dem Weg Gottes, was er auch uns bringen mag. Wir vertrauen auf Gott und nicht auf die Wissenschaft, die seit jeher unseren Glauben zerstören will. Die Anzeichen der Apokalypse fehlen immer noch, aber Gottes Wege …

 

  1. Verhandeln

 

Wissenschaftshorizont, Montag, der 21 Oktober 2019

… gilt es als gesichert, dass der Komet 174P/Echeclus mit der Erde zusammengestoßen wird. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das in Europa passieren wird. In dieser Ausgabe präsentieren wir Tipps zum überleben in einer postapokalyptischen Umgebung …

 

Unsere Identität, Mittwoch, der 23 Oktober 2019

… verkünden wir eine Sitzblockade der Grenzübergänge. Es wird schwer genug die einheimische Bevölkerung zu versorgen und wir brauchen nicht auch noch die Schädlinge. Durch dieses bereinigende Gewitter aus Steine, können wir dann eine Gesellschaft …

 

Bundeskurier, Donnerstag, der 24 Oktober 2019

… lautet die Stellungsnahme der Regierung zu den bevorstehenden Ereignissen. Die Mobilmachung ist in vollem Gange. Am Tag des bevorstehenden Einschlages wird das Kriegsrecht verhängt. Die Grenzen sollen ab Morgen geschlossen werden. Jeder wird gebraucht …

 

Linker Anzeiger, Donnerstag, der 24 Oktober 2019

… und somit weiß der Kapitalismus wieder keine andere Antwort, als Mobilisierung und Kriegsrecht und Ähnliches! Wir verkünden auch einen Gegenprotest, um die Grenzen passierbar zu halten. In einer solchen Lage Menschen ein- oder auszusperren wäre …

 

Der Beobachtungsstand, Sonntag, der 27 Oktober 2019

… somit ist der Lohn für die Jahre der Sünden und Ungläubigkeit endlich da! Beten wir für eine harte Strafe Gottes, denn „Wer seine Rute spart, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten.“. Gott liebt uns, und wird …

 

  1. Depression

 

Wissenschaftshorizont, Montag, der 28 Oktober 2019

… damit steht es fest, dass der Einschlag in Berlin statt finden wird. Norddeutschland wird sofort zerstört, einerseits vom Einschlag andererseits vom Tsunami von Nord- und Ostsee, die sich damit vereinen. Schleswig-Holstein, Dänemark und …

 

Unsere Identität, Mittwoch, der 30 Oktober 2019

… wir haben schon immer davor gewarnt, dass das Abendland in Gefahr sei. Unsere Heimat wird zum Trümmerwüste, wieder einmal, und wieder einmal im Felde unbesiegt. Es bleibt nur zu hoffen, dass wir alle erhobenen Hauptes dem Gefahr begegnen können und wir …

 

Bundeskurier, Donnerstag, der 31 Oktober 2019

… konnten wir heute früh niemanden in einer verantwortlichen Position erreichen. Es gibt keine weitere Erklärungen und die Vorbereitungen verlaufen im Sande. Es gibt scheinbar nichts mehr zu tun, nicht einmal die öffentliche Ordnung kann oder soll …

 

Linker Anzeiger, Donnerstag, der 31 Oktober 2019

… scheint auch die Regierung verschwunden zu sein. Aus sicherer Quelle wissen wir, dass keine der Maschinen der Flugbereitschaft der Bundeswehr befindet sich in den Flugzeughallen. Statt Solidarität gibt es, wie immer, Plünderungen und Kämpfe. Diesmal …

 

Der Beobachtungsstand, Sonntag, der 3 November 2019

… sollten wir auch für die Sündigen beten, selbst wenn sie uns den Zorn Gottes eingebracht haben. Seit bereit, ihr Götzenverehrer und andere Sündigen, denn das Ende ist nah! Wir alle sollten unsere Sünden bereuen, denn die einzige Hoffnung ist …

 

  1. Akzeptanz

 

Wissenschaftshorizont, Montag, der 4 November 2019

… haben wir unsere Erfindungsreichtum falsch genutzt. Wir haben uns nicht auf etwas, wovon wir wussten, dass es kommen wird, vorbereitet. Die Technologie um das Unglück anzuwenden war da, aber wir haben uns gestritten anstatt sie zu gebrauchen und …

 

Unsere Identität, Mittwoch, der 6 November 2019

… so geht Europa erhobenen Hauptes unter und wird nicht unter dem Last der Horden von Migranten zerstört. Wir werden uns dann wieder erheben und wir werden unsere einheimische Kultur weiterhin entschieden verteidigen. Unsere Überlegenheit schwindet nicht …

 

Bundeskurier, Donnerstag, der 7 November 2019

… genau so wird in den vorher aufgezählten Gebieten sämtliche militärische und zivile Kommandostrukturen aufgelöst. Die Erklärung, die laut Netzprotokoll aus dem Übersee geschickt wurde, nennt keinen Nachfolger für die aktuelle Regierung. Daraus lässt …

 

Linker Anzeiger, Donnerstag, der 7 November 2019

… sollte die Menschheit diese Katastrophe sogar überleben, bleibt es nur zu hoffen dass sie aus der Geschichte endlich lernt. Lassen wir selbst in der höchsten Not niemanden verhungern oder verdursten, denn es wird auch ohne Egoismus genug Tote geben …

 

Der Beobachtungsstand, Sonntag, der 10 November 2019

… aber wenn das Ende kommt, werden wir in unseren Kirchen sein und Beten, damit die Entrückung zügig voran gehen kann. So sind wir gemeinsam Stark im Beten, damit wir keine Sünden in Gedanken begehen können. Bis dahin aber sollten wir bekehren …

 

  1. Danach

 

Mit einem, im wahrsten Sinne des Wortes, weltbewegenden Grollen ging am besagten Tag alles unter, was man bis dahin kannte. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis der Neue See, was aus dem Nordsee, dem Ostsee, aus dem ehemaligen Dänemark, Schleswig-Holstein, Südschweden und Südnorwegen bestand, sich wieder mit Wasser füllte. Das Wasser sickerte dann unaufhaltsam in das neue Märkische Meer, was das ganze Norddeutschland, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Nordfrankreich und aus dem Westen von Polen bestand.

 

Deutsch sprach man seit dem nur im Alpenvorland und in den Alpen. Die vormalige Gegensätze erschienen sich jetzt unerträglich lächerlich. Es zählte nicht mehr, wer Hochdeutsch (die quasi zum Aussterben verurteilt wurde) oder einen anderen Dialekt sprach.

 

Es gab keine Armut mehr, weil es keinen Reichtum mehr gab. Es gab nur Menschen und das tägliche Ackern für das Überleben.

 

Es gab keine Einigkeit, kein Recht und keine Freiheit mehr, denn ubi societas, ibi ius.