Von Klaus-Dieter Oettrich

Peter ging gemächlich zur ungeliebten Schule. Ja, er hasste sie. Was soll denn die ganze Lernerei. Für ihn war klar, er wollte Fußballprofi werden. Mit seinen 10 Jahren nannte man ihn schon Messi, weil er die schönsten und wichtigsten Tore für seine Mannschaft schoss. Er war Spielführer seines Teams, spielte sogar in der Landesauswahl und stand nach Auskunft seines Trainers schon in einigen Notizbüchern von Bundesligavereinen. Auf dem Fußballplatz, da war er jemand, in der Schule dagegen eine Null. Nur sein Religionslehrer, der auch Trainer der Mannschaft war, konnte ihn gut leiden. Daher mochte er auch dieses Schulfach und hatte immer eine Eins im Zeugnis. Auch mit seiner Klassenlehrerin verstand er sich gut, wahrscheinlich daher, weil sie neben ihrem Beruf noch privat Leistungssport in der Leichtathletik betrieb und in der Schule Sport unterrichtete. Natürlich hatte er in diesem Fach immer eine Eins.

 

Kaum nahm er im Klassenzimmer Platz, begann der Unterricht.

„Liebe Schülerinnen und Schüler.  Heute schreibt ihr einen Aufsatz,“ eröffnete die große, hübsche, schlanke und schwarzhaarige Lehrerin. „Ich habe auf die Rückseite der Tafel ein Wort geschrieben. Dieses Wort soll in eurem Aufsatz erklärt und eine Geschichte darüber geschrieben werden. Ihr habt dafür eine Stunde Zeit.“

Die Lehrerin drehte die Tafel um.

Peter las das Wort „Komet“  und schüttelte dann den Kopf.

Er fing sofort an zu schreiben.

Seine Mitschüler/innen stöhnten erst mal und es wurde gemurrt: „So ein schwieriges Thema.“

Peter konnte dies nicht verstehen und schrieb wie ein Wilder weiter.

 

Die Lehrerin, Frau Schürle, schritt im Klassenzimmer auf und ab. Nur ganz zögerlich begannen die Schüler/innen an zu schreiben.

Da fiel ihr auf, dass Peter schon eine Vorder- und Rückseite vollgeschrieben hatte. Das verwunderte sie sehr, denn Peter hatte eigentlich immer Schwierigkeiten mit Aufsätzen.

Die Lehrerin sagte zu Peter: „Heute hast du aber eine Sternstunde, was ja auch mit dem Thema zu tun hat.“

„Na ja, es ist eben sehr einfach, darüber zu schreiben.“

Nach einer Stunde teilte die Lehrerin mit: „Die Stunde ist nun vorbei, bitte bringt mir eure Aufsätze zu meinem Tisch.“

Die Arbeiten wurden abgegeben. Der kürzeste Aufsatz war eine halbe Seite lang, der längste eine Seite.

 

Als letzter kam Peter voller Stolz zum Schreibtisch und gab drei vollgeschriebene Blätter ab.  

Die Lehrerin konnte es nicht glauben.

„Peter, das ist ja eine richtige Meisterleistung,“ worauf Peter antwortete: „gelernt ist gelernt.“

„Aber eines darf ich Ihnen noch sagen, heute hatten Sie keinen Sternstundentag.“

„Warum nicht?“

„Das Wort Komet schreibt man klein mit einem doppelten m.“

„Wie bitte?“, fragte verwundert die Lehrerin.

„Fehler passieren eben. Ich werde es auch niemanden weitersagen.“

Nun nahm die Lehrerin sich den Aufsatz von Peter vor und traute ihren Augen nicht.

Peter hatte fast nur Liedertexte geschrieben wie z.B.:

„Kommet Ihr Hirten, Ihr Männer und Fraun, kommet das liebliche Kindlein zu schaun“,

oder „Ihr Kinderlein kommet o kommet doch all. Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall“ bzw. „kommet wie die Kinder“ usw..

Dazu hat er noch eine kleine Weihnachtsgeschichte geschrieben.

 

„Peter, hier liegt eine Verwechslung vor,“ meinte die Lehrerin.

„Nur nicht versuchen, sich rauszureden,“ triumphierte Peter. „Zu seinen Fehlern muss man sich auch bekennen.“

„Peter, ich meine wirklich den Begriff – Komet -. Wir haben doch in den letzten Schulstunden über Himmelskörper gesprochen und ich habe euch gesagt, ihr sollt nachforschen, welche Himmelskörper es noch gibt. So z.B. gibt es die Kometen – auch Schweifsterne genannt -, die aus gasförmigen und festen Teilchen bestehen. Die Kometen umlaufen auf ihrer Bahn meist die Sonne und manchmal kann man sie von der Erde aus beobachten.“

 

Peter sank in sich zusammen. Tränen rollten über seine Wangen.

„Sie hätten mir dies ja auch vorher sagen können.“

„Peter, dies ist eine Klassenarbeit und ich darf niemand helfen.“

„Das wäre auch nicht nötig gewesen, nur auf meinen Denkfehler hätten sie mich aufmerksam machen können.“

„Wie sagtest du vorher: Fehler passieren eben. Ich werde es auch nicht weitersagen. Außerdem hatte ich  dir den Tipp gegeben, dass du heute wohl eine Sternstunde hast, was ja mit dem Thema zu tun hat.“

„Es ist zum Kotzen,“ jammerte Peter.

„Aber, aber, das sagt man doch nicht.“

„Ich weiß, aber dies ist halt mal nun so.“

 

„Peter, damit solch eine Verwechslung nicht mehr vorkommt, rate ich dir einen intensiven Nachhilfeunterricht in Rechtschreibung zu nehmen. Ich werd mal mit deinen Eltern sprechen.“

„Auf so ein Gespräch freuen sie sich bestimmt.“

„Peter, ich will dir helfen, damit du das Klassenziel erreichst.“

„Bei wem solch ich denn Nachhilfeunterricht nehmen?“

„Ich nehme regelmäßig bei einem Schreibwettbewerb teil. Und da gibt es eine Dame, die super in Orthographie ist. Ich werde Deinen Eltern die Adresse mitteilen.  

„Wie heißt die Dame?“

„Sabine,“ teilte die Lehrerin mit.

 

„Wo kommt denn diese Dame her?“

„Ich glaube aus Stuttgart.“

„Oh je, man sagt doch die Schwaben können alles, außer hochdeutsch.

Ob dieser Nachhilfeunterricht mir wirklich was hilft?“

„Probieren muß man es.“

„Na ja, auch der Fußballclub VFB Stuttgart sucht immer neue Nachwuchstalente. Da wäre es bestimmt von Vorteil, wenn man schwäbisch sprechen könnte.“

 

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