Von Lisa Marie Kormann

„Wir müssen morgen zum Geburtstag von meiner Arbeitskollegin Astrid. Kannst du solange alleine zu Hause bleiben?“, fragte Annette ihre 15-jährige Tochter Liliane.

„Na klar. Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Lasst euch ruhig Zeit auf der Geburtstagsfeier.“, war daraufhin Liliane´s Antwort.

„Mach niemandem die Tür auf, den du nicht kennst!“

„Na klar doch. Ihr müsst euch keine Sorgen machen.“

Am nächsten Tag kaufte Liliane im Supermarkt verschiedene Getränke, Chips und andere Süßigkeiten ein. Liliane rief mehrere Freunde an und lud sie zu einer Hausparty bei sich ein.

„Heute Abend ab 20 Uhr.“, sagte Liliane zu jedem Freund und freute sich schon sehr.

Als Annette und Wolfgang nun endlich hinausgingen, war es auch schon fast 20 Uhr und Liliane musste sich beeilen. Sie musste noch das Wohnzimmer gemütlich herrichten, schmücken und die Süßigkeiten und Getränke bereitstellen. Ihren Eltern hatte sie nichts von der Party erzählt.

Als Tina, Marion, Niklas, Robbin und Alina nun da waren, wurde erstmal mit Cola, Fanta und Limo angestoßen.

„Auf einen schönen Abend-ohne Eltern!“, rief Liliane und stieß mit ihren Freunden an.

Draußen wurde das Wetter immer schlechter und der Regen prasselte gegen die Scheiben. Dazu kam ein heftiger Sturm, der schon einige Bäume zum Stürzen brachte und somit bereits einige Straßen gesperrt waren.

„Lass uns `Der weiße Hai` schauen“, schlug Alina vor.

Tina legte die DVD ein, während Marion und Robbin sich eine Decke teilten und mit Zitronenlimo anstießen.

„Draußen ist ja was los“, bemerkte Niklas, als er den Wind heulen hörte.

„Richtig unheimlich. Komm zu mir. Ich nehme dich in den Arm“, rief Robbin zu Marion, die noch dichter an Robbin´s Schulter lehnte und beim Anblick des weißen Haies im Fernseher leicht anfing zu zittern. Robbin nahm sie in den Arm und küsste sie sanft auf die Wange.

Plötzlich fing es an zu knallen, woraufhin die Blumenvase mit den Chrysanthemen zu Boden fiel und alle erschraken.

„Was ist das?“, fragte Liliane mit erschrockenen Augen.

Niklas rannte daraufhin zur Tür. „Sei vorsichtig!“, rief Alina ihm hinterher.

Mit einem Mal öffnete Niklas die Haustür und trat hinaus.

Draußen war nichts zu sehen. Es regnete und war noch immer stürmisch, aber sonst konnte man nichts erkennen.

Als Niklas die Haustür schloss und wieder ins Wohnzimmer kam, war `Der weiße Hai` zu Ende und Robbin schlug schon den nächsten Film vor, während Alina eine weitere Chipstüte öffnete.

„Wie wäre es mit `Psycho`?“, zwinkerte Robbin zu Marion.

„Dann musst du aber meine Hand halten.“, lächelte Marion zu Robbin hinüber.

Noch ehe die  beiden  wieder unter die Decke geschlüpft waren, fing der Film an.

Nachdem Tina geholfen hatte die Blumen und die zerbrochene Vase wegzuräumen, nahmen auch Tina und Liliane wieder auf dem Sofa Platz und sahen gespannt zu.

Plötzlich klingelte es an der Haustür.

„Erwarten wir noch Besuch?“, wollte Tina wissen.

„Nein. Wer kann das sein?“, antwortete Liliane.

Liliane und Niklas gingen zur Tür. Als Niklas die Tür öffnete, streckte ihnen ein Pizzafahrer einen Karton entgegen.

„Wir haben keine Pizza bestellt!“, war daraufhin Liliane´s Antwort.

„Seid ihr alleine hier?“, fragte der Fahrer.

„Ja, wir haben eine Party heute.“, antwortete Niklas.

„Na dann passt bloß auf. Vor einem Monat wurde nur ein paar Straßen weiter eine junge Frau getötet. Man hat sie erdrosselt, nachdem man bei ihr eingebrochen ist. Den Täter hat man nicht fangen können. Heute habe ich es nochmal im Radio gehört. Die Polizei tappt nach wie vor im Dunkeln. Also, seid vorsichtig. Gute Nacht!“, warnte der Pizzafahrer.

Niklas schloss daraufhin die Haustür.

„Das macht mir Angst“, gab Liliane zu.

Draußen heulte noch immer der Wind.

Als es etwa zehn Minuten später erneut klingelte, erschrak Liliane und Niklas nahm sie daraufhin in den Arm.

„Vielleicht ist das ja auch ein Obdachloser, der Schutz bei dem Wetter sucht.“, erklärte Tina und sah zu Liliane und Niklas.
„Wir machen auf jeden Fall nicht die Tür auf!“, beschloss Liliane und fing an zu zittern. Plötzlich hörten alle ein Knacken am Türschloss.

„Jemand versucht einzubrechen!“, erschrak Tina und suchte ebenfalls Schutz bei Niklas.

Robbin schaltete den Fernseher aus, sodass man nur noch den Wind und das Knacken am Türschloss hören konnte.

„Wer ist das?“

„Ich weiß es nicht. Ich will es auch nicht wissen.“, war Liliane´s Antwort auf Tina´s Frage.

„Wenn das wirklich der gesuchte Täter ist, ist das jetzt unsere Chance ihn zu schnappen und der Polizei zu übergeben.“

„Hör auf, Marion! Sag so etwas nicht.“, fing Liliane noch mehr an zu zittern.

Alle erschraken, als die Rollladen vor dem großen Fenster im Wohnzimmer anfingen zu rattern.

„Irgendwer steht da draußen vor der Rolllade.“, bemerkte Alina.

Nach einer Minute knackte es wieder an der Haustür.

„Wer zum Teufel ist da?“, schrie Liliane panisch.

Als Niklas sich entschloss nachzuschauen, rief Tina ihm hinterher: „Sei vorsichtig. Mach bloß nicht irgendwem die Tür auf!“

Niklas blieb etwas verdutzt im Flur stehen.

„Liliane, deine Nachbarin Gaby steht vor der Tür. Möchtest du mal öffnen und fragen, was los ist?“, fragte Niklas die erschrockene Liliane.

„Was möchte Gaby denn?“, fragte Liliane nun etwas beruhigter.

„Frag sie selber. Ich weiß es nicht!“, war daraufhin Niklas´Antwort.

„Was will sie um 22 Uhr?“, fragte Liliane erneut und sah auf ihre grüne Armbanduhr.

Vorsichtig öffnete sie die Tür.

„Liliane, na endlich!“, trat Gaby sofort in den Flur.

„Ist alles OK?“, wollte Liliane wissen.

„Ja, mit dir doch hoffentlich auch?! Ich dachte, ich schaue mal vorbei, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Wo doch Mama und Papa heute Abend nicht da sind!“ Gaby tätschelte Liliane´s Wange.

Liliane wich daraufhin ein Stück zurück und sah ihre Nachbarin ein wenig genervt an.

„Wer ist das denn überhaupt?“, sah Gaby Niklas ein wenig begutachtend an.

„Niklas! Er ist ein guter Freund von mir.“, gab Liliane zurück.

„Aha. Aber Kind, du bist erst 15 Jahre jung. Passt auf und macht eure Eltern nicht zu schnell zu Großeltern.“, sah Gaby misstrauisch zu Liliane und Niklas.

„Nein, keine Sorge. Wir sind nur gute Freunde!“ Liliane schaute nun genervt zu Niklas hinüber und tuschelte: „Na toll. Wegen der hatten wir jetzt so viel Angst.“

Niklas fing ein wenig an zu lachen.

„Und wer ist denn im Wohnzimmer überhaupt? Was sind das für Stimmen?“, wollte Gaby wissen und betrat unaufgefordert das Wohnzimmer, woraufhin Liliane die Augen verdrehte und Niklas sich vor Lachen mittlerweile kaum beruhigen konnte und schützend die Hände vor´s Gesicht legte.

Liliane folgte Gaby ins Wohnzimmer. Tina, Alina, Marion und Robbin sahen Gaby und Liliane verwundert an.

Gaby begutachtete Marion und Robbin, die zusammen unter der Decke saßen und sich immernoch in den Arm nahmen.

„Kinder, seid ihr nicht noch ein bisschen zu jung dafür!“, kam es von Gaby.

Liliane nahm Gaby daraufhin in den Arm und führte sie zurück in den Flur, wo noch immer Niklas stand und lachte.

„So, nun hast du meine Freunde kennengelernt und weißt, dass alles in Ordnung ist. Hast du vorhin auch an der Rolllade geklopft und am Türschloss geknackt?“, wollte Liliane nun wissen.

„Ja. Ich wollte doch nur wissen, ob alles  OK ist.“

„Ja, sonst hätte ich mich gemeldet. Du hast uns allen einen Schrecken eingejagt. Wir dachten, es ist ein Einbrecher!“, erzählt Liliane ihrer Nachbarin von dem Schrecken.

„Tut mir Leid. Deine Mutter hat mir gestern vorsichtshalber einen Zweitschlüssel gegeben. Aber in der Dunkelheit habe ich das Schloss nicht richtig sehen können. Daraufhin habe ich an der Rolllade geklopft, weil ich im Wohnzimmer den Fernseher gehört habe.“, erklärte Gaby.

„Ja, dann ist ja alles gut. Gute Nacht!“, verabschiedete Niklas Gaby.

Als Liliane und Niklas ins Wohnzimmer zurückkehrten, brach das große Gelächter an.

„Ist das deine verrückte Nachbarin, von der du schon erzählt hast?“, fragte Tina und konnte sich kaum halten.

„Ja, jetzt habt ihr sie mal kennen gelernt.“, fing Liliane an zu lachen.

„Die ist wirklich verrückt.“, kicherte Marion.

Als sich Liliane´s Freunde verabschiedeten und Liliane fertig aufgeräumt hatte, kamen auch schon Liliane´s Eltern nach Hause.

„Liebling, du bist noch wach? Wie sind leider etwas später wiedergekommen, als geplant. Sämtliche Straßen sind wegen des Sturms gesperrt, sodass wir eine große Umleitung fahren mussten. Dann hielt uns die Schützengesellschaft noch etwas auf. Da wurde heute groß gefeiert. Na, was hast du denn heute Abend gemacht, dass du jetzt noch wach bist?“, schaute Lilane´s Mutter ihre Tochter neugierig an.

„Ach, erzähl ich dir irgendwann mal. Gute Nacht.“

Am nächsten Morgen am Frühstückstisch unterbrach das Radio den neuen Hit von Lilo kurz für eine neue Nachricht.

„Der Täter, nach dem man gefahndet hat, ist am Samstag an der alten Brücke unter den Linden von der Polizei verhaftet worden. Er hat alles gestanden.“

„Na da bin ich beruhigt.“, sah Annette ihre Familie erleichtert an.

Liliane genoss ihr Frühstück zu Ende, bevor sie sich erneut mit Niklas traf.