Von Clara Sinn

„Opa erzählt wieder vom Krieg“, schimpfte er kopfschüttelnd. Hatte sich direkt heftig Luft gemacht. 

Nach dem vorzeitigen Verlassen des großen Vortragsraums. 

Der Seminarleiter, allgemein als Guru verehrt, war wieder in ein Lieblings-Feindthema verfallen. Mittlerweile passierte es häufiger als bei jeder zweiten Lecture, dass er abglitt. Diesmal ins hemmungslose Aufzählen der zahlreichen üblen Folgen des Kaffeetrinkens. Das ausführliche Beschreiben des Vergiftungsbildes desselben. Seiner zerstörerischen Folgen besonders für die Hirntätigkeit … sofern man die zu Meditationszwecken nutzen wollte … 

Draußen vor der gläsernen Haustür zündeten sich zwei andere Redeschwallverdrossene eine Zigarette an. 

Ebenfalls etwas, das der alte Guru zutiefst missbilligte.  

Als er einmal einen krassen Unfall erlitten und, neben Schleudertrauma inklusive aller sonstig typischen Verletzungen, drei gebrochene Wirbel davongetragen hatte, stand es auf Messers Schneide, dass er … man mochte es eigentlich gar nicht aussprechen …

Hatte jede OP abgelehnt, sich zäh bei den Ärzten durchgesetzt und sich in ein Korsett legen lassen. 

Sich konsequent aufs Meditieren verlegt. 

Intensiver als je zuvor. Tag und Nacht. Viele Stunden. Und

aufs Kontemplieren. Imaginieren. Visualisieren. 

Der vollständigen Heilung. Die 

übrigens 

in Rekordzeit 

stattgefunden hatte. 

Das Ärztekollegium hatte am Ende die Knochenvitalität eines 35-Jährigen attestiert. 

Exakt die Hälfte. Seines 

kalendarischen 

Alters. 


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