Von Franck Sezelli

Vor langer, langer Zeit in Götzingen hinter den sieben Bergen ergötzten sich junge Leute jeden Sonntag an lustvollen Spielen.

Es waren acht an der Zahl, eine Jungfer, Mechthild geheißen, und sieben kräftige Burschen.

Wenn sie zusammenkamen, so riefen die Burschen gewöhnlich im Chor:

»Jungfer rein, so sind die Sitten,

zeig uns deine weißen Titten!«

Mechthild legte daraufhin Haube, Bluse und auch die Röcke ab und stand so vor den sieben Burschen. Schwarze Haare wie Ebenholz, weiße Haut wie Schnee sowie rote Wangen, Lippen und Brustspitzen wie von Blut waren der Schmuck ihres Leibes.

Die Jungfer, die von vielen im Dorf ob ihrer weißen Haut Schneewittchen genannt wurde, drehte sich fröhlich tanzend im Kreis der ebenfalls nackten Kerle und erfreute sich an ihren bewundernden Blicken und den erhobenen Lanzen, die sich ihr entgegenreckten.

Eines war klar: Schneewittchen gehörte in ihrer weiblichen Pracht allen und deshalb auch wieder keinem! Die Burschen durften glotzen, soviel sie wollten, aber nicht anfassen, da passten sie aufeinander auf.

Umgekehrt aber! Wenn die Schöne sich genug im Kreis gedreht hatte, so rief bestimmt einer:

»Mägdlein, liebes, prüfe mit deiner Hand,

wer hat den schönsten im ganzen Land?«

Mechthild lief begierig von einem zum anderen und prüfte gründlich. Sie war darauf bedacht, keinen hintenan zu setzen, aber auch keinen zu bevorzugen. Nach ihrer sündigen Inspektion urteilte sie voller Diplomatie:

»Ihr könnt mit Recht sein voller Stolz

keine Prügel sonst sind aus solchem Holz.«

Manchmal begab es sich, dass die Burschen nach mehr verlangten. Dann packte sie die strammen Glieder fester und rieb sie mit großem Geschick. So brachte sie einen Burschen nach dem anderen zu höchster Ekstase, die sie mit dem Spruch quittierte:

»Junge, Junge, mit welcher Kraft

schießt hervor dein weißer Saft!«

Einmal äußerte sich Heinrich nach der Erlösung durch Mechthilds zärtliche Hand: »Meine liebe Dirne, für mich bist du nicht mehr Schneewittchen, sondern mein Schneewichschen!«

Alle lachten und Mechthild hatte ihren Spitznamen bei den Kerlen weg.

 

Eines heißen Tags schlich die Jungfer zum Weiher am Waldrand. Sie entledigte sich der Sachen und stieg durch das Schilf ins Wasser. Hier erst wurde sie gewahr, dass sie nicht allein war. Ein junger Mann mit lockigem Haar drehte sich erschrocken herum, als sie wenige Fuß hinter ihm im Wasser stand. Erfreut stellte er fest, dass es ein schönes Weib war, das ihn hier beim Baden überraschte.

»Holde Jungfer, erschreckt nicht! Ich hoffe, Ihr seid nicht böse, dass ich hier in Eurem Teich bade. Die Sonne hat mich erhitzt und mein Ross und ich brauchten eine Pause.«

»Aber nein, mein Herr, wie kann ich böse sein? Ich war nur nicht darauf gefasst, hier jemanden vorzufinden.« Ihr war klar, dass der junge Mann ein Herr sein müsse, wenn er des Mittags in fremder Gegend herumzureiten vermochte.

»Excusez, Mademoiselle, darf ich mich vorstellen? Ich heiße Florian.«

»Das ist ein sehr schöner Name, wenn ich das bemerken darf, mein Herr. Das bedeutet doch etwas mit Blumen?«

»Ja, Florian bedeutet der Blühende, der Wunderbare oder Prächtige.«

»Ihr könnt stolz auf Euren Namen sein, freundlicher Herr! Entschuldigt nun aber, ich muss wieder an die Arbeit, habe mich genug erfrischt. Bitte dreht Euch um, wenn ich aus dem Wasser steige.«

»Oh natürlich, Mademoiselle!«

Florian drehte sich herum, aber nur, um den Kopf erneut zu wenden, als er es im Schilfgürtel hinter sich rascheln hörte. Der runde weiße Po leuchtete kurz durch die Halme, da konnte er nicht anders und folgte leise dem Mädchen.

Mechthild beugte sich zu ihren Kleidern, da sah sie den Mann nur wenige Armlängen entfernt von ihr am Ufer stehen. Der muskulöse Körper glänzte nass in der Sonne. Aus dessen Mitte ragte sein männliches Zepter und zeigte auf sie.

Da besann sie sich auf die glücklicherweise vorhandene Erfahrung mit diesen Attributen männlicher Gier.

»Was für ein prachtvolles Wunderhorn Ihr da habt, edler Herr! Euer Name ist wahrlich passend! Wirklich blühend, prachtvoll, wunderbar! Darf ich mal anfassen?«

Ohne die Antwort abzuwarten, ergriff sie das hervorragende Teil und bearbeitete es mit flinken Fingern.

Der junge Edelmann war völlig überrascht und nicht in der Lage und bald nicht mehr willens, sich den Lust schenkenden Händen zu entziehen.

»Ihr seid tatsächlich von edlem Geblüt, das spüre ich zwischen meinen Fingern pochen«, sprach die Jungfer, während sie dem hilflosen Mann seinen Stammbaum rubbelte und die Juwelen kraulte. Bald war es um ihn geschehen und er entlud seinen edlen Saft auf ihrer weißen Haut.

»Oh, oh! Was hast du mit mir gemacht, liebe Maid! Sag mir deinen Namen!«

Ganz naiv antwortete die Dorfschöne: »Die Burschen in Götzingen nennen mich Schneewichschen.«

»Oh! Ich verstehe. Da treibst du es wohl des Öfteren mit den Kerlen im Dorf?«

»Was heißt treiben? Ich spiele nur ab und zu mit Hans, Conrad, Heinrich, Klaus, Peter, Michel und Caspar. Es macht ihnen Spaß – wie Euch eben auch.«

»Und noch andere Spielchen?«

»Was für andere? Nein, nur tanzen und manchmal singen.«

»Liebste Maid, das war für mich eine erfreuliche und sehr befriedigende Begegnung. Gern komme ich wieder und zeige dir vielleicht noch andere schöne Spiele …«

»Wenn Ihr wollt, kommt morgen Mittag wieder, Herr Florian!«, willigte Mechthild ein.

 

Am nächsten Mittag wartete Florian am Weiher nackt auf Schneewichschen. Er wurde nicht enttäuscht. Zu seinem Entzücken zog auch sie sich sofort aus, wie sie es bei den Freunden im Dorf gewöhnt war. Bewundernd streichelte sie dann sein edles Teil, welches er gern ihren kundigen Fingern überließ.

»Dein Schwert gefällt mir, nie sah ich ein schöneres. Und es ist sooo hart, du könntest auch Prinz Eisenhart heißen!« Mechthild war einfach zum Du übergegangen. Beim vertraulichen Spiel miteinander fand sie die ehrerbietige, einen Abstand betonende Anrede einfach unpassend.

Florian war es recht. Er war stolz auf das Lob der in diesen Dingen offenbar erfahrenen Dorfschönen.

Ob der Worte aus dem Mund der schönen Maid wagte der Prinz die Frage: »Darf ich dich auch anfassen. Ich möchte deine glatte weiße Haut mit meinen Fingern streicheln.«

Mechthild wunderte sich selbst über ihre schnelle Antwort, hatte sie dies doch zuvor keinem Mann erlaubt: »Wenn du willst, Florian, …«

Der Edelmann war ganz zärtlich, küsste die weichen, schneeweißen Hügel, neckte die blutroten Spitzen mit den Lippen, spielte in den ebenholzschwarzen Haaren und streichelte die Schöne in seinen Armen fast überall am jungfräulichen Leib.

Ob es diese Zärtlichkeiten waren oder ob sie sich gar verliebt hatte, Mechthild wusste es nicht, brannte aber auf weitere Treffen.

 

Am nächsten Sonntag vergaß sie ihre Freunde nicht, sondern traf sich mit ihnen wie gewohnt. Es kam, wie es immer kam, und die erregten Burschen forderten:

»Mägdlein, liebes, prüfe mit deiner Hand,

wer hat den schönsten im ganzen Land?«

Und zum großen Erstaunen hörten sie ihr Mädchen antworten:

»Ihr Burschen habt die schönsten in Götzingen hie,

Florian seiner aber ist tausendmal schöner als die!«

Natürlich bedrängten sie die Jungfer, wer dieser Florian sei? Aber Schneewichschen blieb die Antwort schuldig.

So erklärten sich die Burschen die Wandlung ihrer Schönen mit deren überdrehter Fantasie, mit geilen nächtlichen Träumen, und ließen es dabei bewenden.

Jeden Mittag trafen sich derweil der Edle und die Dorfschöne und erfreuten sich an ihren wollüstigen Spielen. Mechthild erlaubte ihm immer mehr. So kam es, dass er sie eines Tages mit zärtlichen Fingern in einer Art und Weise heiß und begierig machte, die sie zuvor noch nie erfahren hatte. Der Mann flüsterte mit rauer Stimme der Angebeteten ins Ohr: »Schau, wie mein Schwert so kämpferisch ausschaut! Es ist ein wenig hinderlich, wenn ich dir ganz nahe sein will. Ich weiß aber Abhilfe dafür.«

»Dann sprich, Liebster! Kann ich dir helfen?«

»Ja, das kannst du! Du verfügst über eine Scheide für mein Schwert. Lass es mich dort hineinstecken, damit es mich nicht stört und ich dich ganz nah Bauch an Bauch fühlen kann.«

»Ich versteh’ dich nicht, Geliebter! Was kann ich tun?«

»Mach’ deine Beine auseinander, so will ich mich dazwischen legen. Mein Schwert wird sein Versteck schon finden.«

Willig öffnete die Maid ihre Schenkel – und wunderbarerweise passte alles ineinander. Mit staunenden Augen und wachsender Lust empfing die junge Frau ihren Liebsten und erfuhr bald den Himmel auf Erden.

Auch an den Folgetagen spielten die beiden immer wieder das Schwert-in-die-Scheide-Stecken. Sie konnten nicht genug davon kriegen.

 

So kam es, wie es kommen musste. Am Sonntag platzte es aus Mechthild heraus:

»Ihr Burschen habt die schönsten in Götzingen hier,

Florian seiner aber tut viel mehr Gutes als ihr!«

Das war entschieden zu viel! Die Burschen bedrängten ihre Angebetete solange, bis sie weinend von den Treffen am Weiher erzählte.

Am Montag war es, dass alle Kerle gemeinsam zum Weiher liefen. Dort fanden sie das Liebespaar und umstellten es wütend.

Die Burschen bedrohten den Jüngling, der sie aber besänftigte, indem er seine große Liebe zu dem Mädchen beteuerte.

»Da musst du sie heiraten!«, forderte Klaus mutig und die anderen nickten bekräftigend.

»Natürlich möchte ich meine Liebste heiraten!« Und an Mechthild gewandt, deren Namen er immer noch nicht kannte, fragte er: »Liebes Schneewichschen, möchtest du meine Frau werden und mit mir aufs heimatliche Schloss ziehen?«

Die Burschen feixten ob des Namens, den doch nur sie ihrem Mädchen gegeben hatten.

Glücklich umarmte die Angebetete den Liebsten und sprach: »Natürlich will ich als deine angetraute Frau dir immer und überall hin folgen. Aber du darfst mich nie mehr Schneewichschen nennen, ich will deine Mechthild sein!«

Florian gestand, dass er Prinz und der Sohn des Königs ist. So wurde bald Hochzeit gehalten, zu der auch alle sieben Burschen eingeladen waren. Noch heute erzählen die sieben unter der Hand jedem gern die Geschichte von Schneewichschen und ihrem Prinzen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann wi… , nein, leben sie noch heute.

 

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