von Ingo Pietsch

(Jetzt drück endlich!)
Nein, ich will nicht.
(Stell dich nicht so an.)
Ich stell mich nicht an.
(Doch, dass tust du.)
Stimmt nicht.
(Argh. Das Ding hat nur zwei Köpfe. Was ist daran so schwierig? Jetzt drück.)
Du weißt, was letztes Mal passiert ist?
(Ja, ich war dabei und es war gar nicht so schlimm.)
Für dich vielleicht nicht, aber für mich.
(Wir haben es überlebt.)
Aber nur ganz knapp.
(Angsthase!)
Lass mich.
(Das geht nicht. Ich bin hier, um dir zu helfen.)
Du hilfst mir aber nicht, du machst es mir nur noch schwerer.
(Ich rolle mit den Augen.)
Du hast keine Augen.
(Wenn du nicht drückst, kommen wir nirgendwohin.)
Du nervst.
(Genau das ist meine Aufgabe.)
Ich halte mir die Ohren zu.
(OK, dann tue ich jetzt so, als wäre ich weg.)
Bist du noch da?
(Nein.)
Gut, möglicherweise brauche ich dich doch.
(Dann drück.)
Nicht dafür, das kann ich selbst entscheiden.
(Das glaubst du doch nicht wirklich.)
Gleich habe ich es.
(Dein Finger zittert, obwohl er auf der richtigen Taste liegt.)
Ich drücke!
(Ja, bitte.)
Jetzt.
(Dann mach)
Lieber doch nicht.
(Was machst du da? Heb deinen Finger wieder hoch.)
Ich kann nicht.
(Natürlich kannst du. Hör zu, was auch immer geschieht, ich bin bei dir.)
Davor fürchte ich mich ja.
(Aber wo wärst du denn, wenn ich nicht wäre?)
Woanders.
(Richtig.)
Vielleicht möchte ich gar nicht woanders sein.
(Lalala. Immer diese unnötigen Grundsatzdiskussionen. Guck mal, der Mann hinter uns wird schon ganz ärgerlich.)
Den kannst du gar nicht sehen.
(Doch, ich sehe sein Spiegelbild auf der Automatenoberfläche. Schließlich stehen wir hier schon mindestens eine Viertelstunde.)
Dein Zeitgefühl betrügt dich.
(Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor.)
Das hier war eine spontane Entscheidung.
(Mich wundert ja, wie du einen Fuß vor den anderen bekommst.)
Ich drücke jetzt wirklich.
(Ich habe meine Arme verschränkt und warte.)
Links oder rechts.
(Oh Mann, jetzt mach endlich. Links.)
Wenn ich da drücke kommt das Wasser ohne Kohlensäure, das erfrischt.
(Ja, und wenn du rechts drückst, ist es mit Kohlensäure versetzt und spült deinen Kloß im Hals herunter.)
Aber davon muss ich wieder aufstoßen und habe den ganzen Tag wieder so einen widerlichen Geschmack im Mund.
(Dir kann man auch nichts Recht machen.)
Pessimist.
(Ich sehe aber nicht alles negativ.)
Aber du streitest mit mir!
(Ich bin dein Gewissen. Wenn wir immer einer Meinung wären, wäre es doch langweilig.)
Und wenn ich Langeweile mag?
(Auf die Idee bin auch schon gekommen.)
Machst du dich etwa lustig über mich?
(Das würde ich nie wagen! Wir sind ein Team!)
Ich fühle mich alleingelassen.
(Ich schätze, du hast nicht mitbekommen, wie ich meine Arme verschränkt und meinen bösen Blick aufgesetzt habe.)
Du hast auch keine Arme!
(Hey, ich glaube du wirst wütend.)
Und du wirst penetrant.
(Wir kommen wieder vom Thema ab. Drück!)
Gut, dann beenden wir die Sache jetzt.
(Wo willst du hin? Du kannst jetzt nicht einfach verschwinden. Ich habe mir den Mund fusselig geredet und brauche dringend einen Schluck Wasser!)
Halt die Klappe!
(Was ist das?)
Wir fahren jetzt woanders hin. Das ist ein Fahrkartenautomat für die S-Bahn.
(Nein!!!)