von Bàra Wiebke Grollius

 

Die Basis aller glückseligen Erfüllung ist die Fähigkeit, sich immer wieder mit sich selbst zu verbinden. Gelingt einem die Konnektion zwischen Bauchgefühl und dem Gehirn nicht, bleibt das Bauchgefühl als reine emotionale unreflektierte Handlung oder das Gehirn mit seinen allzu rationalen Entscheidungen allein. Schade, wenn der Bauch übergangen wird. Dann fällt meist das Gehirn die Entscheidung. Die Spitze des Eisbergs. Wir alle wissen, dass die Spitze eines Eisberges lediglich einen äußerst kleinen Bruchteil dessen preisgibt, was einen Eisberg in Gänze ausmacht. Man denke an die unter der Wasseroberfläche nicht sichtbare ungeheure Menge an Material. Vergleichbar ist das Verhältnis unseres Bewusstseins zu unserem Unterbewusstsein. Auf lediglich sieben bis elf Prozent Bewusstsein haben wir spontan Zugriff, gesteuert werden wir zusätzlich durch die 91-93 Prozent Wissen und Erfahrungen unseres Unterbewusstseins.

Vier weibliche Oberkörper ragen aus einem See. Zu sehen sind die mit verschiedenfarbigen Badekappen behüteten Köpfe der Damen und ihre Schultern, die gerade noch aus dem Wasser herausragen. Die Träger ihrer Badebekleidung sind zu sehen, lassen jedoch keinen Rückschluss auf die Art der Oberbekleidung zu. Tragen sie Badeanzüge oder Bikinis? Die Damen bilden mit ihren Körpervorderseiten ein geselliges Quadrat zueinander. Gesellig? Sie scheinen sich starr anzublicken. Keine Gefühlsregung ist zu erkennen. Vor ihnen schwimmt ein schieferfarbenes Tablett mit etwas darauf im Wasser. Es ist nicht klar zu erkennen, ob es Getränke sind, die ihnen möglicherweise unmittelbar ein Lächeln ins Gesicht zaubern würden, kosteten sie alle davon. Könnten sie überhaupt Freude empfinden, so tief eingetaucht im Wasser? Das Wasser steht ihnen ja fast bis zum Hals. Vielleicht verlieren sie gleich den Boden unter den Füßen, anstatt bodenständig Freude zu empfinden? Höben sie ihre Hände aus dem Wasser, um das vor ihnen stehende Glas mit der Hand zu greifen und der Freude eines leckeren Getränkes zu frönen, verlören sie vielleicht das Gleichgewicht und gingen unter. Zumindest wäre es sehr unbequem einen Arm soweit aus dem Wasser nach oben zu bewegen, um ein Getränk greifen zu können. Also bleiben die Arme lieber im Wasser.

Möglicherweise stellen die vier Damen im See mit sie in ihrer Bewegungsfreiheit stark einschränkendem Wasser bis zu den Schultergelenken aber auch ein immer noch bestehendes gesellschaftliches Ungleichgewicht zwischen der männlichen und weiblichen Aufgabenverteilung dar. Frauen bekommen Kinder. Von ihnen wird erwartet, bei ihren Kindern zu bleiben, sie zu versorgen und sich bei dieser Gelegenheit auch gleich noch um den gesamten Haushalt und bitteschön, weil es ja ein Abwasch ist, um die Bedürfnisse aller anderen Familienmitglieder, vornehmlich des Ehemannes oder gern auch pflegebedürftiger Eltern, zu kümmern. Mental load ist ein Begriff, der sich für das Phänomen etabliert hat, welches Frauen in beschriebener Rolle ereilen kann. An viele kleine Aufgaben hat Frau jeden Tag zu denken, damit alles rund läuft. Nebenbei soll sie alle Abläufe organisieren, der Kühlschrank soll immer gesund und lecker gefüllt sein und die Wäsche gewaschen und gebügelt verwendbar im Schrank vorzufinden. Kurz: Carearbeit ist immer noch viel zu oft nur Frauensache. Es sind bei weitem keine Aufgaben, die die Welt bedeuten – könnte man von außen betrachtet meinen – jedoch würde die Welt nicht funktionieren, wenn an diese vielen kleinen Aufgaben täglich nicht gedacht würde. Und weil eben diese Art des Drandenkens als nicht so gewichtig wahrgenommen wird, nehmen viele Frauen überhaupt nicht wahr, dass sie sehr viel Energie und Zeit allein an das vorher Drandenken investieren, bevor eine Aufgabe abgearbeitet wird.

Jede der Frauen auf dem Bild könnte bei ausreichender Befähigung die Gruppe verlassen und schwimmend an Land gelangen oder die entspannende Ruhe bei Bewegung im Wasser genießen. Übertragen hieße das, dass Frauen auch und gerade in Zukunft weiterhin großen Wert auf Befähigungszuwachs durch gute Beschulung, Ausbildung oder Studium achten müssen, wollen sie nicht als zum Altruismus gegängelte Mitglieder ihrer selbst gewählten oder zugewiesenen Gruppe an ihren in Summe wichtigen aber im Detail oft gehirnzellentötenden Aufgaben zugrunde gehen.

V1/4412 Z