Von Sandra Pothmann

 

Acht Jahre war es nun her, dass ihr Ex-Mann sich von ihr getrennt hatte. Jeder Beziehungsversuch blieb seither erfolglos. Hier eine flüchtige Bekanntschaft, da eine eine Liebelei von knapp 3 Wochen. Inzwischen gestand sie sich ein, das ihr nicht nur eine Partnerschaft fehlte sondern auch der körperliche Kontakt.
Sie, die Sissi-Filme liebte, für die Sex in eine feste Beziehung gehörte. Die ihren Ex-Mann glaubte, der sie Prüde nannte, nachdem sie Pornos nichts abgewinnen konnte, starrte nun gebannt auf ihr Postfach der Erotiktreff-Seite.
Es hatte sie einige Überwindung gekostet bis sie sich endgültig Durchrung ihr Profil online zu stellen und nun flatterten haufenweise Mails ein. Die meisten fantasielos und platt. Genau damit hatte sie gerechnet.
Aber sie war nicht mehr auf der Suche nach Mister Right, dass lag hinter ihr. Hier wollte sie Spaß und bei Gefallen auch das eine oder andere Abenteuer.

Sie öffnete die X-Mail:
„Hallo schöne Frau. Was für ein zauberhaftes Lächeln.“
Schon beim Lesen, hatte sie das Gefühl, auf einer Schleimspur auszurutschen. Kleben blieb sie jedoch an dem Profilfoto des Absenders. Ein Typ, der direkt aus der Fitness-Zeitschrift für modebewusste Männer hätte stammen können.
Glatt-rasierter Schädel, braun getönte Haut, muskulöser Körper. Präsentiert in nassen Hemd und Jeans, bis zur Hüfte in einem See stehend.
Sein restliches Profil, war seinem Anschreiben entsprechend glatt-gebügelt. Mit dem Frauen-habt-mich-lieb-Hinweis:
„ Ich suche noch die Richtige. Vielleicht finde ich sie ja hier. Aber solange ich sie noch nicht gefunden habe, spricht nichts dagegen, Spaß zu haben.“
„Nun, warum eigentlich nicht?“ Sein Äußeres gefiel ihr und für ein bisschen Spaß reichte das doch. „Oder?“

Sie zögerte noch einen Moment und wischte die aufkeimenden Zweifel beiseite. Rutschte noch einmal über sein „Hallo schöne Frau“ auf ihre Tastatur in die opportunistische Antwort aus:
„Hallo schöner Mann. Bei deinem Bild könnte ich mir glatt mehr vorstellen.“

 

Lächelnd, traute sie ihren Augen kaum, als nur Sekunden nach dem Senden seine Antwort kam.
Zwei weitere Mails später, waren die Handynummern ausgetauscht und nach einem ebenso kurzen Telefonat stand das Date.

Er holte sie ab. Kaum saß sie in seinem Auto, glitt seine rechte Hand auf ihr Knie und seine Finger bahnten sich ihren Weg zielgerichtet unter ihren Rock. Während er seine linke Hand nicht einmal vom Lenker nahm.
„Zu schnell?“ fragte er mit einem gewinnendem Lächeln als er ihre Feuchtigkeit spürte.
Sie fühlte sich ertappt und hätte ihm am liebsten die Hand weggeschlagen. Gleichzeitig verwirrte sie ihre Erregung und ihre Gedanken purzelten mit den warmen Gefühlswellen durcheinander. Mit gespielter Schüchternheit schüttelte sie den Kopf und ihren innerlichen Protest fort und ergab sich willig-lächelnd:
„Nicht zu schnell, nur etwas überrascht.“
Gekonnt ließ er seine Finger in ihrem Schoß tanzen, bis sie jeden Widerstand aufgab und sich Fallen ließ und sich schließlich von ihm genauso in ihren Höhepunkt entführen ließ, wie anschließend zu ihm nach Hause.

 

In Sachen Liebhaberqualitäten stand er seinem Äußeren in nichts nach und so blieb sie über das ganze Wochenende und es folgten weitere.

 

Bei Gesprächen die sich zwangsläufig ergaben, bestätigte sich jedoch ihr erster Eindruck. Aalglatt.

Er verkaufte sich gut , stets bedacht seine Hobbyshootings Fotos, Theatererfahrungen und seinen Sport ins Zentrum zu rücken. Dabei war er weder aufdringlich, noch überheblich, wenn er von sich sprach. Es überraschte sie nicht, das er als Außenmitarbeiter bei einem Pharmaunternehmen angestellt war, ebenso wenig das er ohne Umschweife von seinen Treffen mit anderen Frauen und Paaren erzählte.

 

Verkaufen konnte er, das wusste sie spätestens, nachdem er sie zu einem gemeinsamen Date mit seinem besten Freund einlud. Und sie auch vor diesem Abenteuer nicht zurückschreckte. Der Freund diente mehr als Statist, als Akteur, da sie nichts mit ihm anzufangen wusste. Dennoch wurde sie von ihm wie gewohnt verwöhnt und als der Freund die Wohnung verließ, nahm er sie zärtlich in die Arme und säuselte ihr: „Ich habe dich wirklich lieb gewonnen!“ zu.

 

Einige Tage darauf teilte er ihr mit, dass er sich in eine Frau verliebt habe und es somit keine Treffen mehr geben konnte. Auch dieses überraschte sie nicht.
Was sie jedoch überraschte war, dass obwohl es nicht fürs Leben gereicht hätte, sie doch einige Zeit um Mister Aalglatt trauerte. Denn als Liebhaber war er Mister Right gewesen.