Von Nico Grimm

Ich dachte, dass der heutige Tag ein normaler bleiben würde. Als ich erwachte, spürte ich weder Füße noch Hände – sie waren eingeschlafen. Leichte Kopfschmerzen plagten mich, da  ich in der vergangenen Nacht von schlimmen Träumen gejagt wurde. Ich sah mich, wie ich schlafend im Bett lag, und zwar tot. Ich bin friedlich eingeschlafen, trotzdem konnte ich mich selbst beobachten. Es waren seltsame Träume, allerdings machte ich mir keine Sorgen. Mein Morgen verlief wie immer. Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, ging in zur Arbeit. Von dort an sollte sich alles schlagartig ändern. Meine Arbeitskollegen grüßte ich wie jeden Morgen, jedoch grüßte niemand zurück. „Die müssen ja schlecht gelaunt sein heute!“, murmelte ich vor mir hin. Ich machte mich einfach auf meinen Arbeitsplatz und erledigte meine Aufgaben. Plötzlich hörte ich meinen Vorgesetzten, er war wütend und anscheinend suchte er mich, denn er rief mich so laut, dass ich es selbst in meinem Büro hören konnte. Als er mein Büro betrat, in dem ich grade angespannt auf ihn wartete, passierte gar nichts. Der verärgerte Chef betrat es und regte sich darüber auf, dass ich schon wieder nicht zur Arbeit erschienen bin. Verwunderung machte sich in mir breit. „Aber ich stehe doch direkt vor Ihnen!“, sagte ich. Ohne Antwort ging er wieder nach draußen. Ich war sehr verwirrt, denn ich war pünktlich und normalerweise hätte er mir antworten müssen. Es war, als wenn ich gar nicht da wäre. Etwas später stand ich vor dem Büro des Firmenleiters und klopfte an der Tür – keine Antwort. Ich betrat das Büro und begann ihm zu erklären, dass ich heute zur richtigen Zeit zur Arbeit gekommen bin. Doch ihn schien es nicht zu interessieren. Er arbeitete weiter an seinem Rechner und trank seinen Kaffee. Ich ging zu ihm und stupste ihn an. Er reagierte nicht einmal darauf. Auch Schubsen brachte nichts; wieder keine Reaktion. Ins Gesicht schlagen konnte ich ihn, ohne dass etwas passierte. Mein Chef saß weiterhin an seinem PC und arbeitete. Ich verließ sein Büro und mir glühte der Kopf. Was ist passiert? Träume ich noch? Nein! Absolut unmöglich! Zuhause angekommen legte ich  mich in mein Bett. Ich merkte, dass das Bett etwas durchnässt war. Unter meinem Kopfkissen war ein großer roter Fleck. Unter dem Bett bemerkte ich eine blutige, noch recht frische Leiche – meine Leiche. Das war eindeutig ich. Ich schrie panisch auf, ich rief die Polizei. Nichts – keine Reaktion. Am Telefon antwortete mir keiner. Ich war gestorben, aber nun bin ich bei Bewusstsein. Warum war ich noch hier? Mir schwirrten unendlich viele Fragen im Kopf. In der Nacht wachte ich auf und sah eine Frau, schlafend im Bett. Und einen Mann, der ihr ein Messer ins Herz rammen wollte. Es war die Frau, die mir meinen Sohn nahm. Es war die Frau, die Lügen über mich erzählte, bis das Jugendamt mir meinen geliebten Sohn entriss. Man unterstellte mir Dinge, die ich nicht getan habe. Lange plante ich bereits sie zu ermorden. Nun sah ich zu, wie ein anderer Mann sie erstach. Aber warum sehe ich das? Warum bin ich hier? Nach einiger Überlegung kam ich nicht an eine plausible Antwort. Allerdings stellte ich mir eine andere Frage: Hatte sie recht? Stimmte das, was sie der Polizei erzählte? Nun sollte ich einsehen, dass ich derjenige war, der ihren Sohn im Streit ermordete. Mein Kopf war kurz davor zu platzen. Obwohl ich wusste, dass mich niemand hören würde, schrie ich auf, dass die Frau leben solle. Wie durch ein Wunder, konnte ich die Aufmerksamkeit des Mannes auf mich richten. Ich muss wieder lebendig sein. Nun war ich befreit. Man hatte mir das Leben geschenkt. Aber sollte ich es jetzt direkt wieder aufgeben, um der unschuldigen Frau das Leben zu bewahren. Nach kurzem Zögern rief ich:“Ersteche mich, aber lass die Frau in Ruhe! Ich spürte direkt danach die Schmerzen in meinem Magen, ehe ich tot umfiel. Nun war alles dunkel, als ich erwachte. Ich fragte mich, warum mir das alles passiert ist. Eine Stimme aus dem Nichts sprach zu mir. Hallo, ich möchte dir deine Fragen beantworten. Ich weiß, dass du gemordet hast. Als du dann in der einen Nacht für immer eingeschlafen bist, gab ich dir eine Chance, einer unschuldigen Frau zu helfen. Du hast nie eingesehen, dass du ein Mörder bist. Doch ich wusste, dass Gutes in dir steckt. Im richtigen Moment brachte ich dich zurück ins Leben und du hast das Richtige getan. Du hast eingesehen, was du getan hast. Aus der Hölle retten, konntest du dich, aber durch deine Taten hast du es dir verwehrt, den ewigen Frieden genießen zu können. Ich werde deine Seele für immer vernichten. Sie wird weder in der Hölle schmoren, noch den Himmel spüren. Sie existiert dann nicht mehr. Im Prinzip ist sie erlöst. Frei… Auf Nimmerwiedersehen. Ich bedankte mich bei ihm für die zweite Chance. Ein Augenzwinkern später, war nichts mehr da. Meine Seele ist nun frei von aller Last – Sie ist erlöst!