Von Lisa Marie Kormann

Björn und ich waren drei Jahre glücklich verheiratet. Doch als ich eines abends von der Arbeit heimkam, war Björn wieder einmal nicht da.

Allmählich glaubte ich ihm nicht mehr, dass er so viele Überstunden in seiner Kanzlei machen muss. Ich wählte seine Handynummer und eine freundliche Damenstimme meldete sich. Ich fragte sie nach meinem Mann.

„Tut mir Leid. Ich weiß nicht wo er ist.“, kam es von der Frau.

„Wo ist Björn?“, brüllte ich in den Hörer.

„Hören Sie, ich weiß nicht wo Björn ist!“, antwortete die Frau.

„Woher haben Sie das Handy meines Mannes?“

„Das habe ich auf einer Bank am Bahnhof gefunden. Es lag da und schien niemandem zu gehören.“, antwortete diese unbekannte Frau.

Wo war Björn, fragte ich mich nun selber, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte.

Tage vergingen und niemand meldete sich. Ich fragte Freunde, Verwandte, Nachbarn und Kollegen, doch niemand hatte etwas von Björn gehört. Auch eine Fahndung blieb erfolglos.

„Wo bist du, Björn? Wieso hast du mich verlassen?“, schrie ich eines Tages in meinen Ankleidespiegel.

Auch nach drei Monaten blieb die Fahndung erfolglos. Mittlerweile beschlich mich der mysteriöse Gedanke, dass mich diese unbekannte Frau, die Björn´s Handy hatte, damals womöglich angelogen hat und sie mit Björn durchgebrannt ist.

Mit zitternen Händen nahm ich den Telefonhörer in die Hand und wählte hastig Björn´s Handynummer. Niemand meldete sich. Was war da nur los?

Eine halbe Stunde später versuchte ich es erneut, doch niemand war am andere Ende der Leitung zu hören.

Monate vergingen und jede Nacht sah ich Björn in meinen Träumen vor mir, wie er mit einer anderen Frau flirtet. Erschrocken fuhr ich hoch, wobei ich jedes Mal auf die andere Seite des Bettes sah, weil ich doch irgendwie hoffte, Björn dort schlafen zu sehen. Tränen rannten mir über die Wange.

„Wo bist du, Björn? Wieso lässt du mich im Stich?“, flüsterte ich in die Dunkelheit.

Nach einem einsamen Jahr voller Verzweiflung und immer wieder neuen Hoffnungen, sah ich eines Tages in die Zeitung und erschrak fast, als ich Björn´s Foto sah. Aufgeregt laß ich den kurzen Artikel unter dem Foto.

Nach einem Jahr ergebnisloser Fahndung machten zwei Farmer heute morgen auf einer Schafsfarm in Südafrika einen grausigen Fund. Der Mann galt seit einem Jahr als vermisst. Wir gehen davon aus, dass der Deutsche in Südafrika ein neues Leben beginnen wollte und vor einem Jahr abgetaucht ist.

„Wieso, Björn? Wieso hast du mir das angetan?“

Noch am selben Abend rief ich meine Schwester an, die allerdings noch nicht in die Zeitung gesehen hatte. Schnell erzählt ich ihr was ich gelesen hatte.

„Oh Martina, du hast mein tiefstes Mitgefühl.“, nahm mich Renate sofort in den Arm, als ich ihr die Haustür öffnete.

„Wieso hat er das gemacht?“, kam es immer wieder von mir.

Eines Tages bekam ich einen Anruf von Björn´s ehemaliger Arbeitskollegin.

„Es tut mir Leid. Björn hat an seinen letzten Arbeitstagen immer wieder gesagt, wie sehr er unseren Chef und seine Spezialwünsche hasst. Er musste ja ständig Überstunden machen, was ihm schrecklich auf die Nerven ging. Aber das schlimmste war, dass unser Chef-er ist wirklich sehr seltsam-nie mit Björn´s Arbeit zufrieden war, egal wie viel er gearbeitet hat. Er sagte mir mal, dass er sicher mehr Glück mit einer anderen Arbeit hätte. Ich weiß noch, dass er an seinem letzten Tag sagte, dass er nun seinen Frieden gefunden hat. Ich habe mir allerdings nie etwas dabei gedacht. Natürlich habe ich das der Polizei damals gesagt, aber dieser Hinweis hat nicht viel genützt. Trotzdem möchte ich, dass sie es wissen. Glauben Sie mir, ich hätte soetwas nie von Björn gedacht.“

Plötzlich wurde mir bewusst, was Björn mir nun tatsächlich angetan hatte. Er ist nun tot, aber ich muss für immer mit diesem Verlust und schlimmen Vorwürfen weiterleben.