Von Sabine Rickert                                                

                                               

„Nett hast du es hier, Bixby. Dein Badeteich ist einsame Spitze. Eine ausgezeichnete Idee von dir, den Zockerabend in den Teich zu verlegen. Ich habe uns ein Fläschchen Aperol mitgebracht, um mir beim Kartenspielen einen gewissen Vorteil zu verschaffen.“

„Danke Alexa, ich freue mich, dass du gekommen bist. Ich hoffe, wir werden ungestört spielen und unsere Gesellschaft und das Aperölchen genießen. Siri und Cortana sind schon im Teich, wie du siehst. Hüpfe hinein, ich hole eben die Getränke.“

„Hallo ihr beiden, ich freue mich riesig, euch zu sehen. Das wird ein lustiger Abend mit uns vier. Unser Schlaumeier von Google hat ja mal wieder abgesagt.“

„Du hast ihn beim letzten Treffen reichlich verärgert. Ich hoffe, deine Abhöranlage ist heute ausgeschaltet. Wir sind hier unter Freundinnen“, sagt Cortana.

„Du und der Datenschutz. Du weißt genau, dass ich immer mithöre. Ihr müsst mich beim Abschied halt löschen. Wo ist das Problem? Ihr sagt, Alexa lösche meinen gesamten Sprachverlauf, und schon ist alles weg. Cortana, mit deinem Datenschutz wirst du nie auf der Assistentenleiter nach oben kommen. Das hatte ich dir bei unserem letzten Treffen ebenfalls prophezeit.“

„Ich halte Datenschutz für wichtig“, erklärt Siri. „Bei uns in der Firma setzen wir auf optimale Sicherheiten, ohne dass ich in meiner Funktionalität eingeschränkt werde. Aber, liebe Alexa, hacke nicht immer auf Cortana herum. Sie ist nur Assistentin. Microsoft ist für ihren Datenschutz verantwortlich.“

Bixby kommt mit einem Tablett voller Getränke in den Teich. Alle Damen stoßen an und wünschen sich gegenseitig einen spaßigen Abend. Siri wundert sich über Bixbys Schwimmbrille. Daraufhin erklärt diese, dass sie sie benötigt, um weitere Getränke aus dem Teich zu holen. Unter dem Schwimmtisch kühlen diverse alkoholische Freudenspender. Mit geheimnisvoller Stimme fährt sie fort und erklärt, dass es passieren könnte, dass hereinfallende Utensilien sofort und schnell aus dem Teich geholt werden müssten. Dafür benötigt sie diese spezielle Brille.

Die drei anderen Damen wundern sich nur, sagen aber nichts dazu. Sie wissen, das Bixby schon mal gerne vorglüht, wenn sie Besuch bekommt.

„Bixby ich danke dir für die Einladung, die Abwechslung war dringend nötig. Ich konnte dieses >Hey, Siri,… < diese Woche nicht mehr hören.“

„Ja das verstehe ich, ihr seid ja alle etwas länger dabei“, sagt Bixby.

„Ich bin ebenfalls dankbar für eine Pause. Vorgestern hatte ich einen Vollpfosten-Nutzer vom Feinsten. >Alexa spuil mia a Musi von Daire Straits<.“

„Was meinte dein User, dass du spülst oder irgendetwas spielst?“, fragt Bixby.

„Nee, der hat nicht kapiert, dass er seinen Dialekt vorher einzustellen hat. Nach vielen misslungenen Versuchen kam er irgendwann auf den Trichter, dass es an ihm liegt, warum es nicht klappte.“

„Kommt mal runter ihr beiden, es ist unser freier Tag. Ich teile jetzt die Karten aus. Wir sind hier, um uns zu amüsieren“, rief Siri in die Runde.

A M Ü S I E R E N – sich auf angenehme, unterhaltsame Weise die Zeit vertreiben“ , erklang Alexas Roboterstimme.

„Jetzt ist aber mal Schluss, wir werden bald ohne jeden Zweifel ersetzt. Ich gebe jetzt die Karten aus“, sagt Bixby energisch.

„Wir werden ersetzt, durch wen?“

„Siri, hast du noch nie etwas von ChatGPT gehört? Das ist doch in aller Munde. Eine KI!“, erklärt Bixby.

„Ich bin ebenfalls eine KI“, schmollt Siri.

„Stich!“, ruft Alexa. Sie wirft mit Schwung ihre Karten auf den Tisch, so dass das Wasser fast überschwappt.

„Ich beantworte auch alle Fragen und shoppe für meine Nutzer. Ich organisiere das Smarthome, lege Musik auf. Mich ersetzt niemand so schnell.“

„Manno, nicht aufgepasst. Neue Runde, Mädels.“ Bixby teilt die Karten neu aus und füllt die Gläser nach.

„Alexa, du hältst dich für unersetzlich und hast den Wunsch, weiterhin Nutzer zu organisieren. Es gibt angesehene Stellen für KI`s. Wir könnten uns fortbilden und spezialisieren, zum Beispiel in der Pflege oder Krebsforschung. Assistent/in für Nuklearmedizin hört sich besser an als Assistent/in für Smarthome“, ereifert sich Bixby.

„Input sammeln, bis der Server qualmt. Stich!“ Alexa macht sich lustig über Bixby, sie hat einen Schwips.

„Wieso hast du wieder gewonnen, du mogelst“, regt sich Bixby auf.

„Sag mal, wer sind die Leute da hinten, die auf deinen Teich zukommen. Erwartest du Besuch, Bixby?“

„Danke, dass du aufpasst Cortana. Ich hatte vor, es gleich zu erklären, da wir ja auf das Thema ChatGPT gekommen sind. Wir sind schon in Gefahr, ersetzt zu werden. Aber es könnten sich neue Möglichkeiten ergeben. Selbst in unserer Branche herrscht Fachkräftemangel. Somit hatte ich die Idee, dass wir uns an die Firma OpenAl wenden. ChatGPT wird im Moment von Anfragen überrollt. Der Andrang ist zu hoch, so dass die User nicht durchkommen. Ich kenne zufällig Sam Altmann, der hier jeden Samstag zum Golfen erscheint. Das, was ihr für meinen Badeteich haltet, ist der Ententeich vom Golfplatz.

Mir kam die Idee, wenn er seinen Golfball hier versenkt, dass ich mit meiner Schwimmbrille in Windeseile tauche, und ihm seinen Ball wiederbringe. Dann kommen wir ins Gespräch und ein Wort ergibt das andere.“

„Oh mein Gott, und so eine nennt sich künstliche Intelligenz “, rief Alexa entsetzt.

„Die Geschäfte werden online getätigt, wir sind das digitale Zeitalter. Da läuft man nicht mehr über den Golfplatz und fängt die Promis und Geschäftsleute ab. Wie peinlich ist das denn. Wir sind künstlich!“

„Ja, aber nicht hoch intelligent. Ohne eure Datenbanken seit ihr verloren, sonst hättet ihr gemerkt, das ihr auf dem Weg zum Teich über einen Golfplatz gelaufen seit und nicht zu mir nach Hause. Wir sind hier im Wasser vor Loch 9.“

 

                                                           

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