Von Harald Hachenburg

„Zwei Dinge sind meiner Einschätzung nach unendlich“, so Albert Einstein gegenüber Reportern, „das Weltall und die menschliche Dummheit! – Nur, beim Weltall, da bin ich mir nicht ganz sicher!“

Es war auch die Treffsicherheit in der Charakterisierung von Phänomenen, neben seinen herausragendsten geistigen Fähigkeiten und Wirkungsschwerpunkten, der Physik und der Mathematik, die den Menschen bis heut begeistern.

Welcher Kommentar fiele Albert zu Dramen ein, die die Menschheit derzeit aufführt?

Zum Beispiel zu der Katastrophe des ausgehenden Jahrzehnts, Donald J. Trump!

Dieser Donald wurde 1946 in eine vermögende Familie geboren. Sein latent größenwahnsinniger Vater indoktrinierte ihn von Anfang an und trachtete danach, ihn mit erzieherischen Phrasen auf dieselbe Spur zu bringen, auf der er sich offenbar selbst befand:

„Donald sei etwas besonderes, er sei König und Killer in einer Person“(Quelle: Wikipedia).

„Geht’s noch?“ kommentiert die Jugend derartige Geistesentgleisungen heute.

„Aber ja doch“, erwidere ich, „gut ein Jahrzehnt nach der geradezu seherischen Prophezeihung durch die Simpsons Family kommt‘s tatsächlich zum Politischen-Super-GAU:

2016, das schwärzeste Jahr nach Tschernobyl, Irakkrieg und Fukushima, erlebt den Aufstieg eines leibhaftigen Holzkopfes mit Betonfrisur zum Führer eines der mächtigsten Länder der Welt!“

Albert Einsteins Satz hatte mich auch solcher Ereignisse wegen nie losgelassen und so befinde ich mich seit längerem auf der Suche nach einem Maß, einer Möglichkeit der objektiven Messung menschlicher Dummheit. – Einem Himmelszeichen gleich lieferte mir das Ergebnis der US-Präsidentenwahl 2016 dazu die Steilvorlage: 46 % der US-Wahlberechtigten und 57 % aller US-Wahlmänner stimmten für Trump, den Mann, der wie kein zweiter für den Satz steht,

„Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd!“

Gerade bestätigen die Ergebnisse der 2020er Präsidentenwahl in beeindruckender Weise, was ich 2016 zunächst als These in den Raum gestellt hatte: Nunmehr stehen sogar über 47 % der US-Wähler für Albert Einsteins Einschätzung menschlicher Dummheit.

Im Klartext bedeutet das nichts anderes, daß quasi jeder zweite Wahlberechtigte in den USA nach diesen vier unerträglich langen Jahren nicht erkannt hat, daß er bereits beim ersten Mal auf mieseste Propaganda hereingefallen war. Er hat ebensowenig begriffen, daß er alles andere gewählt hatte – alles, nur keinen Präsidenten, der das Land im positiven Sinne voranbringt. Und anstatt „seinen Präsidenten“ gewählt zu haben, hat er einen bekommen, den der sogenannte „Kleine Mann“ ebensowenig interessiert, wie der in China umkippende Reissack …

Folgerichtig und frei nach Otto Waalkes „mit einem Messer im Rücken geh‘ ich noch längst nicht nach Haus“, begeht er denselben Fehler ein zweites Mal!

„Na, mit welchen Adjektiven wird man dies Verhalten an objektiven Maßstäben gemessen wohl bezeichnen müssen?“ –

Spontan fallen mir schön, stark und mutig ein, „schön gegen die Wand gelaufen, stark zurückgeprallt und mutig erneut gegengerannt!“

Aber, die Amis stehen ja derart von der Laune der Natur geschlagen nicht allein in der Welt herum! 1929 hatte der hochverehrte Kurt Tucholsky in seiner Kurzgeschichte „Die Dummen Schweden“ nachdrücklich einer Behauptung widersprochen, „alle Deutschen sagen allgemein, immer und überall, «Die dummen Schweden» (Originalzitat aus genannter Kurzgeschichte). Derartige Äußerungen seien ihm von schwedischen Bürgern in persönlichen Gesprächen zugetragen worden (Kurt Tucholsky lebte wegen der Verfolgung durch die Nazis während seiner letzten Jahre in Schweden). Soweit der Stand 90 Jahre zuvor.

Wegen der seither vergangenen Zeit und einer mit den damaligen Zuständen nicht mehr vergleichbaren Welt möchte ich aus verständlichen Gründen keinen Kommentar dazu abgeben.

Wozu ich aber sehr wohl etwas sagen kann, sind geschichtlich bedeutsame Ereignisse, die im Laufe meines Lebens stattfinden oder stattgefunden haben. Dazu zählt neben vielen anderen eben jenes, daß die klare Mehrheit der Schweden weiterhin mit Begeisterung zur 2010 eingeleiteten Abschaffung der schwedischen Bargeldbestände steht.

Alles, selbst Geldspenden an den hungrigen Bettler am Straßenrand, oder das einzelne Brötchen für den Kleinen im Kinderwagen, alle Bezahlvorgänge sollen dereinst ausschließlich im scheinbar unendlichen Smartphone-Universum stattfinden – das klingt einfach wunderbar!

Dabei möchte ich mich hier nicht einmal zu den vollkommen unüberschaubaren wirtschaftlichen, persönlichen und politischen Risiken und Nebenwirkungen am Ende eines derart einschneidenden Schrittes für die Schweden auslassen, nicht einmal darüber, welche Folgen das für den Tourismus in diesem Land mit sich bringen kann – ich stelle mir nur die Frage nach der Rechnung, die am Ende jeder tiefsinnigen Betrachtung aufgestellt werden muß:

„Wer bezahlt das“, soll heißen, was machen die Schweden, fällt spaßeshalber nur mal der Strom aus?

Nach meinem Dafürhalten steuert das nicht sonderlich bevölkerungsstarke Schweden damit sein repräsentatives Scherflein zur Konsolidierung meiner international anwendbaren Dummheitskennziffer von 50 % Plus X bei.

„Bei den genannten Beispielen handle es sich lediglich um zwei willkürlich herangezogene Negativextreme“, meinen Sie? – „Ja, ich gebe Ihnen recht, und ich gebe zu, damit noch maßlos untertrieben zu haben! Derer Beispiele existieren da draußen tatsächlich unendlich mehr!“ Denken Sie nur an all jene Menschen, die für astronomische Preise irgendwelche abgeranzten und zerfransten Klamotten kaufen. – „Angabe ist das halbe Leben“, heißt es, aber hier ist es außerdem nur die halbe Wahrheit. Denn, wie dankt man es dem Käufer? – Der abgebrühte Hersteller hat seinen Krempel mit unübersehbaren Markenaufnähern bedruckt und zugetackert und läßt so den ‘naiven‘ Kunden noch ein ganzes Produktleben lang kostenlos für sich Werbung laufen!

„Und nun verraten Sie mir bitte den Rest der Wahrheit – wer ist der Kluge in diesem Spiel – und wer der Dumme?“

Konnte ich Ihnen meine These mittlerweile näherbringen, ja? – Nein? Dann hätte ich weitere Millionen Menschen im Angebot, die zu 100 % überzeugt sind, anläßlich ihrer nächsten Kreuzfahrt irgendwo am Rand der Erdscheibe ins Nirgendwo abzustürzen.-  Oder hier, nehmen Sie die Millionen erklärter Impfgegner, die sich aber völlig bedenkenlos mit den giftigsten Farben und Metallen von Hacke bis Nacke zutätowieren und vernageln lassen? – Das reicht Ihnen noch immer nicht? Wie wär’s denn mit Milliarden Christen, die an den Teufel glauben? – Jaja, wer an Gott und den berühmten Jahrmarkt im Himmel glaubt, glaubt auch an einen pferdehufbeinigen höllischen Gegenspieler! Das eine bedingt das andere, und gehört somit nun mal untrennbar zusammen!

Läßt sich der geistige Zustand der hoch-   – oder trefflicher-   der überzivilisierten Weltbevölkerung unter den heutigen Gegebenheiten also überhaupt ermessen, ist mein Ansatz schon von vornherein überflüssig geworden, weil das Ergebnis im Großen und Ganzen sowieso feststeht? – Oder sollte ich die Überlegungen nicht klugerweise vom anderen Ende her anstellen, damit im Ergebnis eine noch überschaubare Zahl erscheint?

Und, was würde Albert wohl zu alldem sagen?

Beinah‘ hätt‘ ich’s vergessen – richtig, es fehlt doch noch die Aussage zum zweiten Teil Alberts Satzes, nämlich der zum Weltall. – Dabei geht’s im Gegensatz zum Menschen wenigstens mal um etwas, das sich nach den Naturgesetzen im verläßlichen Rahmen berechnen läßt. Allerdings mit der Einschränkung der Verschränkung im Doppelspaltexperiment, das heißt … nein, jetzt bloß keinen Extraschwenk in die Welt der Quanten, das würde nicht nur den Rahmen der 10.000 erlaubten Zeichen sprengen, sondern außerdem Geduld und Interesse vieler Leser. Bleiben wir also für die verbleibenden Absätze lieber auf der einigermaßen vertrauten atomaren Ebene. Und in diesem Zusammenhang hatte Herr Einstein grundsätzliche Zweifel an Meinungen und Ansichten seiner Zeit geäußert, daß das Weltall unendlich sei. – Er selbst war überzeugter Vertreter jener Theorie, daß ein Reisender, der von der Erde senkrecht nach oben startet und dann wegfliegt von ihr, immer im selben Winkel und stets schnurgradeaus, und stur weiter so, Millionen und Abermillionen Jahre … daß dieser Reisende, so er in fernster Zukunft noch lebte, schließlich wieder an exakt derselben Stelle ankäme, an der seine Reise einst begonnen hatte! – Faszinierende, dem Normalgehirn jedoch leider total unverständliche Gedankenexperimente, die die beiden Voyager-Sonden unter Umständen eines fernen Tages bestätigen könnten.

Wann und aus welchen Anlässen treten also Zweifel auf? – Uns Normalbürgern, die wir nur im Einzelfall die erforderlichen geistigen Voraussetzungen besitzen, selbst unsichtbare Tatsachen mit Hilfe der Mathematik zu belegen, bleibt nur der Weg, all das anzuzweifeln, was sich den eigenen Augen nicht zeigt. – Aber, wir wissen aus zigfacher Erfahrung genauso gut, daß selbst das gesehen Geglaubte sehr wohl täuschen kann – nämlich dann, sobald die Betrachtung desselben Vorgangs von einem anderen Standpunkt aus vorgenommen wurde! Selbst für diese erstaunlichen Erkenntnisse öffnete Einstein uns die Augen.

Übrigens: Albert hat einen weiteren, denkwürdigen Satz in die Welt gesetzt: „Gott würfelt nicht!“ Ungeachtet der Tatsache, daß auf der Ebene der Quanten zumindest nach derzeitigem Kenntnisstand anscheinend doch gewürfelt wird, wollte er damit meinen Vermutungen nach zum Ausdruck bringen, zumindest einen logisch handelnden Gott nicht auszuschließen. Man darf Albert Einstein also als teilreligiösen Menschen ansehen, trotz – oder vielleicht gerade wegen seiner genialen Persönlichkeit?

Abschließend möchte ich es Albert zu Ehren gleichtun und gestehe freimütig: „Auch ich glaube nur ein wenig an Gott – aber ebensowenig an den Urknall! – Moment mal, hab‘ ich da nicht grade schwer etwas durcheinandergebracht und was wollte ich damit eigentlich ausdrücken? Glaub‘ ich nun an Gott – oder hat die Menschheit bloß ‘nen urigen Knall?

 

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