Von Franck Sezelli

Fast verschwörerisch schauten sich Stefanie und Florian im Zimmer um, blickten aus dem Fenster auf die Donau, dann fielen sie sich um den Hals. Sie hatten das Hotel offenbar für ihren Zweck gut gewählt, es sollte heute auch etwas Besonderes sein. Durch die hellen Vorhänge fiel das Sonnenlicht auf das mit Satinwäsche bezogene King-Size-Bett. Lächelnd blickten sie sich an.

»Lässt du mich zuerst ins Bad gehen?« Stefanie schnappte sich ihre kleine Tasche, gab Florian ein Küsschen auf seine heute extra besonders glatt rasierte Wange und drehte sich um.

»Aber natürlich, meine Schöne! Ich warte hier auf dich.« Gut gelaunt setzte sich der Mann in einen der bequemen Sessel in der Ecke am Fenster. Er freute sich auf das, was ihn erwartete, und war glücklich. Als er die Dusche rauschen hörte, begann er sich langsam auszukleiden. Nur die Boxershorts ließ er an und setzte sich aufs Bett.

Die Badtür ging auf und heraus trat – eine nackte Unbekannte. »Gefalle ich dir?«, fragte diese.

Selbstverständlich erkannte Florian sie nach dem kurzen Überraschungsmoment, obwohl sie verändert aussah. Bis ihm klar wurde, dass sie eine Perücke trug. »Du hast mich wirklich verblüfft, Liebste! Aber natürlich gefällst du mir, auch mit den anderen Haaren.« Bewundernd schweifte sein Blick über die vollkommenen weiblichen Rundungen, die sich ihm darboten. »Komm zu mir!«, bat er mit heiserer Stimme.

Erwartungsvoll streckte sich Florian auf dem Bett aus, Stefanie legte sich, ihm zugewandt, neben ihn. Lächelnd registrierte sie die Beule in der Hose.

»Aber wozu hast du diese Perücke aufgesetzt?«

»Dazu kommen wir gleich!« Stefanie nahm die Perücke ab und legte sie auf das Nachtschränkchen. »Ich habe mit dir etwas ganz Besonderes vor. Aber zuvor ziehst du bitte deine Unterhose aus …«

»Möchtest nicht du das tun?« Auffordernd hob der erregte Mann sein Becken an, um es der Begehrten leichter zu machen.

Stefanie erfüllte ihm den Wunsch gern, ignorierte aber dabei bewusst den sich ihr entgegenreckenden Ausdruck männlichen Verlangens.

Nackt und frei, wie sich Florian nun fühlte, beugte er sich über die Liebste und küsste sacht ihre weichen Hügel. Er liebkoste mit den Lippen deren steife Spitzen, während er mit einer Hand über ihren Bauch streichelte.

»Du willst mich doch? Oder was hast du so Besonderes vor? Ich halte es kaum noch aus.«

»Du weißt doch, dass ich vor einiger Zeit in der Villa Firenze bei Wollweber in Blankenese tätig war?« Während die junge Frau sprach, umkreisten ihre Finger zärtlich die Brustwarzen des Mannes.

»Ja, ist dir dieses reiche, fette Schwein dumm gekommen? Oder warum erzählst du mir das jetzt?«

»Nein, nein, eigentlich war er recht angenehm. Wollweber ist ja auch ein ansehnlicher Mann und hat mir immer gefallen. Und er mochte mich auch sehr.«

»Hast du etwa mit ihm … ?« Florian war jetzt hellhörig geworden, seine Erregung flachte ab.

»Nein, nicht, was du denkst! Aber wenn er gewollt hätte …«

»Das begeistert mich nun gar nicht! Willst du mich ärgern oder warum erzählst du mir das?«

Stefanie bemerkte, dass das irgendwie in falsche Bahnen lief. Ihre Hand strich nun weiter von der Brust nach unten. Mit der anderen Hand griff sie den Nacken des Mannes und zog ihn näher heran, um ihm einen heißen Kuss zu geben. Nachdem sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten, sagte sie: »Ich wollte doch etwas ganz anderes erzählen, du hast doch damit angefangen. Es geht mir darum, dass wir beide endlich …« Ihre Finger spielten nun sacht mit den männlichen Attributen.

»Ja, wir beide … Und was hat das mit dem Wollweber zu tun?«

»Ich will das jetzt mit dir richtig durchziehen, nicht nur so halbe Sachen. Nein, du und ich zusammen – das ist mein größter Wunsch seit langem. Ich bin dafür bereit. Und ich weiß doch, dass du gut bist. Das erzählen alle … Und ich brauche dich jetzt!«

In Florians Körpermitte war wieder Leben gekommen. Stefanies Finger taten ein Übriges.

»Ja, aber Thomas …?«

»Mit dem ist das nichts mehr. Der ist mir oft zu langsam, häufig wenig gefühlvoll, oft zu rabiat und laut.«

»So, so … Du hast doch aber manchmal auch mit Martin und Alex?«

»Ja, das ist doch alles nichts. Ich will das jetzt mit dir. Und dann bleiben wir für immer zusammen und machen es uns schön. Das ist mein Traum!«

»Wirklich? Du bist dir sicher, Stefanie? Bisher wolltest du nie mit mir …« Er küsste sie verlangend, umfasste ihre Brüste und fuhr mit der Handfläche über die aufgerichteten Nippel. Sie erwiderte den Kuss auf erregende Weise. Die beiden rückten enger zusammen und rieben sich Haut an Haut.

Stefanie löste sich von Florians Mund und erklärte fast atemlos: »Ich hatte Angst, dass wir erwischt werden – und dass es dann uns beiden dreckig geht. So habe ich dich immer rausgehalten – und du mich. Man hat uns zwar immer zusammen gesehen und deswegen auch als Paar im Verdacht gehabt. Aber man konnte uns nie etwas nachweisen. Weil wir’s eben nicht zusammen gemacht haben.«

»Okay, aber nun willst du es. Und was sagen deine anderen Partner dazu?«

»Die bekommen das gar nicht mit. Wir machen das – und ich weiß jetzt schon, das wird etwas ganz Großes. Und dann sind wir weg, tauchen ab, sind für niemanden mehr erreichbar.« Wieder reckte sie sich dem Liebsten entgegen, das Paar umarmte sich innig in einem erneuten Kuss.

»Du machst mich ganz verrückt, das merkst du doch. Du kannst mich doch nicht so lange hinhalten. Komm zur Sache, Schatz!« Florian brannte vor Ungeduld.

»Wie gesagt, bei Wollweber. Der hat in der Kassette im Schreibtisch den Schlüssel für das Schließfach bei der Westelbischen Bank Hamburg. Dort liegt auch ein Formular für die Vollmacht. «

»Und was soll ich tun?«

»Du musst in der Nacht einsteigen, geräuschlos. Du bist doch der Spezialist in der Branche. Mit dem Typ der Alarmanlage kennst du dich auch aus, das weiß ich. Im Schreibtisch die Kassette aufschließen und den Schließfachschlüssel rausnehmen! Eine Kopie des Schlüssels für die Kassette habe ich. Damals schon erledigt. Du schließt alles wieder ab. Und vergiss die Vollmacht nicht!«

»Und du?«

»Der Wollweber wird nichts merken. Er geht ja nicht jeden Tag an die Kassette. Ich räume am nächste Vormittag das Schließfach aus. Mit der Perücke, falschem Ausweis und der Vollmacht. Wollwebers Unterschrift habe ich geübt.«

Nun war der Mann ganz Ohr. »Weißt du denn, was in dem Schließfach ist?«

»Ja, beim Putzen habe ich im Schreibtisch eine Aufstellung gesehen. Goldbarren, einige Diamanten, Bargeld: Dollar, Schweizer Franken und chinesische Yuan, Schmuck, noch von seiner geschiedenen Frau, und die Unterlagen für zwei Schweizer Nummernkonten. Man wird nicht auf uns kommen. Ich putze ja schon lange nicht mehr bei ihm.«

»Das ist ein guter Plan, Stefanie! Prima! Bisher haben wir immer Privates und Job getrennt. Nun aber machen wir den großen Coup! Gemeinsam! Das sollte dann für uns reichen, um uns in Rio ein schönes Leben zu machen. Das wollten wir ja schon immer.«

Freudestrahlend wandte er sich ihr zu. Sie öffnete die Arme für den Lebensgefährten und so feierte das Ganovenpärchen, sich leidenschaftlich liebend und den künfigen Luxus ein wenig schon im Voraus genießend, sein zehnjähriges Liebesjubiläum im King-Size-Bett des Hilton Wien.

 

 

 

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