Von Clara Sinn

Drei alberne Frösche, die nicht einmal richtig zusammenpassten. Vor den beiden Blumentöpfen. Ausgerechnet mit klebrigen Orchideen. Obendrein auf so einer schmalen Fensterbank. 

Das war typisch. Für seine Mutter.

Eine halb verrückte 85-Jährige, die sich diesmal darüber beschwerte, dass man sie nicht mehr einstellen wollte. Als Verkäuferin. In ihrer Lieblingsboutique. Wo sie sich Personalrabatt erhoffte.

Man würde überspannt sagen. Langes blond gefärbtes Haar, irgendwelcher Spitzen- kombiniert mit Volantfummel, dazu ihre obligaten Glitzerstiefeletten.

Die Wohnung, nippesüberflutet, zusätzlich voller kleiner Beistelltische, die, auf jeweils eigenen Deckchen, billigste Hinstelldeko trugen.

Notorisch pleite. Allerdings mit einem Sohn, der sich jedes Mal wieder erpressen ließ.

Die anderen Söhne hatten keine Mühe. Klare Linien zu ziehen. Sich an Kaufsüchten in Punkto Kleidung, Wohnungsausstattung, Vergnügungsreisen nicht zu beteiligen.

Seine Mutter finanzierte er sehr wohl. Beglich ihre ständig zusätzlichen Schulden, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

War sonst das Geizigste, Knauserigste, Schofeligste, das man sich denken kann. Sie konnte es sich nicht erklären.

Außer, dass er dieses Erlebnis hatte, dass sein jüngerer Bruder ertrunken war. Eingebrochen unter das Eis im gefrorenen See. Als sie zu zweit darauf spielten.

Wie oft dachte sie daran, wie es gewesen wäre, wenn er das eigene Kind versenkt hätte und daraufhin zum großzügigen, bereitwillig nachgiebigen Gatten mutiert …

Zum Glück hatte und wollte sie auch nie Nachwuchs. Der nach seinem Vater gekommen wäre. Und ihr …

Dabei fand sie seine Mutter richtig gut.

Hatte sich nie etwas aus ihren Kindern gemacht. Dafür waren die Mädchen da. Als das Geld auch noch da war. Warmherzige Ammen, die vollwertige Ersatzmütter abgaben. Natürlich liebte er sein Kindermädchen Greta mehr als die Mutter. Aber die Loyalität gebot anderes. Als Verhalten. An den Tag zu legen.

Diese schrankenlose Alte machte sich von je her viel aus Männern. Wechselnden Galanen. Leider nicht Finanziers. Aber ihr waren das „so charmante Kavaliere“.

Sie gelobte heimlich, sich eine Scheibe von dieser Lebefrau abzuschneiden. Immer kicherte sie, so zerfurchten wie erheiterten Gesichtes, ausgelassen herum, wenn sie von ihren aktuellen Flammen, neuen Lovern und libidinösen Abenteuern berichtete.

Sie wollte mit 85 auch so vital und endbefreit sein. Beziehungsweise vorher schon. Wenn auch nicht zu dem Preis.

Solcher Frösche.