Von Simone Tröger
Wir alle haben Phantasie. Oder Fantasie. (Erstere Schreibweise gefällt mir besser; nebenbei gesagt. Von wegen „neue Rechtschreibung“!) Wir können uns also vorstellen, dass die abgebildeten Frösche Zweibeiner, vorzugsweise Menschen (in den meisten der folgenden Szenen), in verschiedenen Lebenslagen darstellen.
Das, was sie in den Händen halten oder damit tun, ist nicht immer und überall das, wonach es aussieht:
Sondern
… eine Frau hat ein neugeborenes Baby. Ihre Freundin (sie will selbst nicht Mutter werden) beschließt, sich den kleinen Schreihals einmal aus der Nähe anzusehen. Zu diesem Zweck unternimmt sie mit der jungen Mutter und dem Baby im Wagen einen (sie nennt es langweiligen) Spaziergang. Erholsam ist der vorrangig für die Mama. Sie schieben den Kinderwagen (besser gesagt, die Mama schiebt) durch einen Laubwald, der von einer Menge verschiedener Vögel bewohnt wird. Spechte klopfen an Bäume, andere Vögel flattern in den azur-blauen Himmel oder setzen sich von dort kommend auf die Baumwipfel; die Blumen entlang des Spazierweges sind in ihrer Pracht zu bestaunen. Die Bienen holen sich ihre süße Nahrung und fliegen ihre Bahnen. Sonnenstrahlen werfen Schattenfiguren auf den Waldboden und vermischen sich mit dem satten Grün des Grases.
Allerdings hat die Freundin nichts anderes zu tun, als einem Waldarbeiter mit schwerem Forstgerät (der bestimmt gerade mal pinkeln muss und sich ein „stilles Örtchen“ sucht) schöne Augen zu machen.
Jedoch geht dieser gar nicht darauf ein, sondern schwirrt an ihr vorbei, um das zu tun, was er tun muss.
Dann
… haben wir den Mörder mit der Kettensäge, der auf der Suche nach Opfern ist. (Es ist ein Serienmörder, aber das weiß keiner – und Ort des Geschehens ist noch immer der Laubwald. Warum nicht das Dickicht? Ach so, weil kaum einer dort hinkommt.)
Diesen Monat möchte ich außerdem nichts von Mord schreiben, also habe ich aufgehört, zu überlegen, wie das ausgehen könnte.
Oder
… für ein Schulprojekt sollen verschiedene Naturmaterialien gesammelt werden. (Da aber der Schüler zu faul ist – er pubertiert öfter einmal – um im Wald auf Suche zu gehen, machen das Mama, Oma und Opa für ihn.) Sie laden die Äste, die Zapfen (jetzt ist es ein Nadelwald), Moos, Gras, sogar Pilze, in Omas Rollator.
Die demente Oma windet sich und kann ihren Rollator kaum noch schieben. Mama und Opa überlegen, die Oma zur gesammelten Ausbeute zu setzen, irgendwie wird das schon gehen. Der Verdacht liegt nahe, dass sie von den Pilzen gegessen hat. (Zum Glück ist die Mama eine Krankenschwester…)
Bleiben
… wir bei dem Schulprojekt. (Nicht näher definiert.)
Ein begabter Schüler (ein kleiner Michelangelo) modelliert drei Frösche und stellt sie in die Schulaula. (Oder war es das Lehrerzimmer?) Ein witziger (oder auch frustrierter) Pädagoge dekoriert die Frösche wie abgebildet. Ein Schüler der unteren Mittelstufe könnte das niemals in dieser Art dekorieren, denn so komplex kann einer in dem jungen Alter noch nicht denken (außer in seltenen Fällen).
Aufgrund
… der Höhe der Energiepreise geht eine fesche junge Lady mit ihren Eltern in den (Nadel-)wald, um Holz zu sammeln. Sie sammelt nicht viel, was bei ihrer Mutter in den Handwagen gelegt werden kann, denn sie hat Angst, sich die lackierten Fingernägel zu ruinieren.
Indes bringt der Herr Papa noch einige morsche Äste herbei, legt sie der Tochter vor die Füße und bittet sie, sie in den Handwagen zu legen (Damit sie das Gefühl hat, etwas zur warmen Wohnung beigetragen zu haben. So gut ist der Vater.).
Die junge Lady ist in den Wald mitgekommen, um ihre neuen Schuhe auszuprobieren. Wald-Arbeitsschuhe sind das leider nicht.
Ein Verehrer
… möchte seiner Angebeteten einen Strauß Rosen schenken (er möchte sie sogar heiraten).
Die Liebste lässt ihn verdutzt stehen. (Er wusste nicht, dass sie eine Rosenallergie hat.)
Betrübt schenkt der Kavalier die Blumen dem alten Mütterchen, was gerade mit Rollator vorbeiläuft. Diese fühlt sich schlagartig 70 Jahre jünger und vergisst, dass sie einen Rollator zum Laufen braucht.
Möglich
…, dass im Moment Straßenausbesserungs-Arbeiten nötig sind. Dem Bauarbeiter schmerzt seine Schulter, denn er trägt schwer am Presslufthammer. Heute soll alles fertig werden, deshalb tut er sein Bestes, damit die Schlaglöcher verschwinden. Eine junge Frau hat nichts Besseres zu tun, als dort ihren Ohrring zu suchen (auf einer Baustelle)! Vermutlich ist der aber längst einbetoniert.
Eine Frau mit dem Rollator wartet auf die Fertigstellung der Fahrbahn und steht in den Startlöchern. Wozu sonst hat sie diese Geh- (Fahr-)hilfe?
Vielleicht sind die Frösche auch nur drei grüne Weihnachtsbäume? (Geschmückt, versteht sich.)
(Und die Politik lassen wir überhaupt sowieso völlig außer Acht.)
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