Von Clara Sinn

Ich erwache. Aus dem Dunkel.
Öffne die Augen. Unwillkürlich.

Sehe. Ich bin nicht. Im eigenen Körper. Sondern außerhalb. Über ihm. Irgendwie … komisch.

Er beherbergt immer noch diese Frau. Die mir so am Herzen liegt. Ich bin ihr … unendlich. Zugetan.

Die hat jetzt ihr Leben hinter sich.
Aber wie? Ihr viel zu unvermittelt.

Sie hatte nicht übel Lust, sich auf diese ganze, so daliegende, Existenz einzulassen. Diese verstorbene Frau, so jäh aus dem Leben katapultiert, was ist eigentlich mit ihr?

Was hat die nicht mehr geschafft?
Was ist auf der Strecke geblieben?

Sie hätte noch einen geordneten, selbstgestalteten Abschied verdient.
Sie hatte es nicht mehr vermocht, sich restlos alles verzeihen zu können.

Sich perfekt zu fühlen. Perfekt rechtmäßig. So, wie sie war …
Sich auszusöhnen. Mit dieser Person. Die sie verkörperte …

Jetzt, von hier oben, konnte sie es deutlich wahrnehmen:
Wie die uneins war. Mit sich. Ihrer Wohnung. Dem Beruf. Umfeld.
Wie überflüssigerweise! So unbegeistert. Unglückselig.

Dabei hätte sie jubeln sollen! Jeden Tag, jede Minute …
Ich kann jederzeit alles ändern. Ich bin am Leben …
Ich habe alle Mittel, jede Wahlfreiheit. In der eigenen Hand.

Und sie entschwand zurück in den alten Leib, belebte ihr ehemaliges Dasein, tat unverzüglich, wofür sie, bedeutend erkenntnisreicher, dagewesen sein wollte.

Seelenalarm.
Herz.
Ernst.
Nehmen …

In der Nacht träumte ihr von Liebeswesen, die über jedem Menschen schwebten. Ohne Silberfaden, wie so oft beschrieben. Als Verbindung.

Und sie begriff, dass es genau anders…herum war.

Das Eigentliche. Diese Traumpersönlichkeit. Die im Wachzustand unbedeutende Phantasien erlebt. Wirklichkeitsschäume. Nur eine Abreaktion. In Körperform. Und Verblendung.

Wer hatte je nachgewiesen, welches die echten Erlebnisse waren?

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