Von Miklos Muhi

Das Licht der Welt erblickte ich im größten Luxus. Gut versorgt und mit allem Nötigen ausgestattet, verlief meine Kindheit sorgenfrei. Selbst als Erwachsener musste ich mich um nichts kümmern. Ich war in der Blüte meines Lebens, als mir alles genommen wurde.

Zuerst wurden Wasser und Nahrung knapp. Ich war mir sicher, die, so dachte ich damals, vorübergehenden Schwierigkeiten überstehen zu können. An Zuversicht und Reserven mangelte es nicht. Ich hatte mein kleines Stück Land und es ging mir gut.

Die Zuversicht endete, als ich mit Gewalt aus meiner Heimat vertrieben wurde. Freiwillig wäre ich nie und nimmer gegangen und das wussten die Täter. Sie griffen sofort zu den äußersten Mitteln und mir blieb nichts anderes übrig, als den Ort meiner Kindheit, meiner Jugend, ja meines ganzen Lebens zu verlassen.

Der Hunger war nicht so schlimm, aber der Durst ließ mich für keine Sekunde in Ruhe. Mein Körper fing an, langsam zu versagen.

Als man meine abgestorbenen Glieder amputierte, konnte ich nichts spüren außer Hoffnung. Vielleicht fand das Leiden doch noch ein Ende. Vielleicht würde ich wieder versorgt werden. Man musste das abgestorbene Gewebe entfernen, damit das gesunde, lebendige gedeihen konnte.

Ich wurde zusammen mit meinen Körperteilen in ein Verlies gesperrt. Wie lange diese Gefangenschaft dauerte, kann ich nicht sagen. Es war dunkel und die Qualen nahmen kein Ende. Die erhoffte Versorgung blieb aus.

Aus dem Verlies kam ich in eine enge, zylindrische Zelle mit merkwürdigen Zeichen auf den Wänden.

*

Lachen dringt zu mir durch. Meinen Peinigern macht das Ganze wohl Spaß.

Ein heißer, trockener Wind bläst in mein Gesicht und bringt einen grausigen Geruch mit sich, den Gestank verbrannter Körperteile. Man hat die Zelle angezündet und die Windstöße treiben die Glut in meine Richtung.

Es geht mit mir zu Ende und ich kann es kaum erwarten. Ich habe das Leiden satt.

*

»Wow … wo hast du das denn her? Von Peter oder von Jamal?«

»Du wirst es eh nie erraten.«

»Will ich auch nicht, Mann. Sag mir einfach, wo du den Stoff herhast!«

»Das, mein Freund, ist Homegrown*.«

»Echt?«

»Echter geht es gar nicht. Alles in Bioqualität.«

»Und das Papier?«

»Blätter aus Rolling Words**.«

»Geil.«

 

* selbst angebautes Cannabis

** https://www.16bars.de/newsartikel/2961/rolling-words-snoop-dogg-veroeffentlicht-rauchbares-buch/

 

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