Von Christiane Labusga

„Ui ui ui ui ui – ich fliiiiiiiiiiiege!“

Ach, Leute, mein größter Traum geht in Erfüllung, ich bin im Spiel!

Nicht nur so doofe Trainings-Würfe, und wenn man nicht mehr gebraucht wird, wird man auf den Rasen geworfen, manchmal sogar „geschmissen“, mit Schmackes, dass meine Nähte ächzen.

Obwohl ich natürlich im Training auch mit der Zeit verstand, zu trainieren. So nach und nach den Effet zu beeinflussen lernte. Nur wenn der Coach nicht hinsah. Denn ein eiernder Ball wäre schnell auf den Müll geworfen worden.

Als Ball blieb ich perfekt. Ich eierte nur, wenn keiner hinsah. Manchmal zu Gunsten des Fängers, manchmal zu seinem Schaden. Wer mich nach dem Training einfach zu Boden fallen ließ, hatte beim nächsten Mal kein Glück beim Fangen, wer mich zurück ins Netz legte, den begünstigte ich.

Ein Trainings-Ball hat wenig Chancen, in ein richtiges Spiel zu kommen. Aber weil die Jungs langsam, aber sicher, abergläubisch wurden – denn wer mich gut behandelte, konnte mich besser fangen – und weil der Trainer, der zwar die Augen rollte, aber sich dennoch davor fürchtete, was dieser Aberglaube Negatives anrichten könnte – bedruckte man mich mit einem Namen eines Sponsors (wie ich in der Druckerei behandelt wurde, das ist Material für eine ganz andere Story, schlimm, schlimm, schlimm) – und verlangte beim Verband, dass ich im Finale unter den Bällen sein musste.

Ach, ja, ich zitterte vor Aufregung. Zuerst wurden zwei Schweigsame meiner Art ins Spiel gebracht. Der erst flog nach einem harten Aufschlag in die Tribüne. Ein schönes, aber langweiliges Schicksal… irgendwo in einem Fan-Regal versauern…

Der zweite, mit dem meine Jungs so richtig weit nach vorne kamen, machte dann den Abgang über den Zaun, als der Werfer von einem aus der gegnerischen Mannschaft angerempelt wurde.

Und nun ich. Mein Werfer ist Manni, der wirft mich zu Kev, der vorgesprintet ist. Kev gehört zu den Jungs, die mich immer achtlos fallen lassen.

Ich hasse ihn! Der darf jetzt nicht den entscheidenden Punkt machen. Never ever, nicht mit mir! Hm, aber die anderen Jungs, die würden sich über den Sieg doch freuen: Das sind doch meine Freunde… und, ähm, na ja, ich wäre einem Sieg mit mir als entscheidenden Punkt… ja, nicht ganz abgeneigt…

Ach was, ich überlasse es dem Zufall, lass mich werfen, und

fliiiiiiiiiiiege!

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