Von Monika Heil

»Tssseru krü miiin ja …«

»Sprich deutsch! Wie oft soll ich dir das noch sagen? Sie ist deine Schwägerin. Die Höflichkeit verlangt, dass du in ihrer Sprache mit ihr kommunizierst, solange ich noch keine Lösung gefunden habe, ihr unsere Laute einzuprogrammieren.«

»Du hast ja Recht, Kiko. Entschuldige, ich werde in Zukunft daran denken« erwiderte er mit mürrischer Miene. »Wann kommt sie?«

»Ich warte auf eine entsprechende SMS. Ich denke bald.«

Kronuu nickte und entfernte sich schnell, damit sein Bruder nicht merkte, wie schlecht gelaunt er war.

»Tssseru krü«, murmelte er. »Und alles nur wegen dieser verrückten Erdenfrau«, maulte er auf Deutsch, um ein wenig zu üben. Das war damals die dritte von den fünfzig Sprachen, die er gelernt hatte. Gemocht hatte er sie nie. Französisch fand er viel melodischer. Auch italienisch. Na ja, immer noch besser als ungarisch.

 

Kronuu schlich hinüber ins Zentrallabor und stellte die Anlage auf „keresmnnte lginne“ also „Umprogrammieren“. Das Problem mit ihrer weißen Hülle hatte er bereits gelöst. Ihre neue Marshaut, von der die Menschen behaupteten, sie sei grün – so ein Quatsch, sie war strahlenfarben und ein wenig opalisierend – hatte er bereits fertiggestellt. Kiko wollte das Material bei seinem nächsten Flug auf diesen fernen Himmelskörper mitnehmen und ihr anpassen. Was sein lieber Bruder nicht wusste, er hatte auch ein Verkleinerungsprogramm eingearbeitet. Einen ganzen Meter würde sie auf dem Weg in Kikos neue Heimat verlieren. Dann sah sie aus wie sein Bruder auf der Erde – klein und dick. Seine Überraschung zu Kikos Hochzeit. Auch so ein Wort. Hochzeit. Kiko hatte ihm erklärt, was das bei den Menschen bedeutete. Er grinste bei dem Gedanken, wie das wohl klappen könnte, wenn Erdenmenschen und Marsmenschen Hochzeit feiern. KlKl – äh –  hihi, übersetzte er schnell. Was wird sie wohl sagen, wenn sie ihn hier auf diesem schönen Planeten sieht? Zwei Meter und drei, selbst für Marsmenschen eine stattliche Größe.

 

Kiko hatte von seiner letzten Erdmission Geschmacksproben mitgebracht. Da lag noch ein hartes Stück Arbeit vor ihm. Er holte fünf Nebelschalen, die er mit Hämatitkügelchen füllte. Dann legte er die gekennzeichneten Erdproben daneben. Es dauerte fast fünf Stunden, dann hatte er es geschafft. Auch wenn alle Kügelchen noch immer klein, rund und schwarz waren, so schmeckten sie nun doch unterschiedlich.

»An Brot könnte ich mich gewöhnen«, murmelte Kronuu. »Schokolade schmeckt fad. Die brauch ich nicht.« Als Vegetarier, wie alle Marsbewohner übrigens, schüttelte er sich, wenn er an die Geschmacksprobe „Wurst“ dachte. Nie wieder! Nicht mal aus Liebe würde er dieses scheußliche Zeug in den Mund nehmen. „Quark“ war ihm offensichtlich gut gelungen. Mit „Pizza“ war er noch nicht ganz zufrieden. Hämatit blieb Hämatit. Da brauchte man keine anderen Geschmackskomponenten.

 

In den nächsten Wochen bereitete Kronuu alles für die Ankunft seiner Erdenschwägerin Charlotte vor. Seinem Bruder zuliebe. Er liebte Kiko und er wollte, dass er glücklich würde. Und sei es mit einer Erdenfrau. Endlich war er da, der große Tag.

 

Kiko und Charlotte verließen das Raumschiff. Zwei grüne, kleine, dicke Figuren. Kronuu schaute seinen Bruder fassungslos an. Was hatte er getan? Wieso war er während des Transallfluges nicht auf seine angeborene Größe angewachsen?

»Klabbe kratt uttni – äh, entschuldigung – wie füreinander geschaffen. Oder, lieber Bruder?« Kiko grinste diabolisch. Schließlich kannte auch er sich mit Veränderungsprogrammen aus. »Darf ich dir meine Erdenbraut vorstellen?«

Noch ehe Kronuu seinerseits zu einer Begrüßung ansetzen konnte, las er die Gedanken dieser Charlotte und wurde rot bis hinter beide Ohren. Dachte die doch tatsächlich …

 

Jetzt endlich begriff Kronuu, was sein Bruder mit: »kladde diime grarre«, sagen wollte. Ja, Grün ist die Liebe. Und möge sie anhalten bis in alle galaktischen Zeiten.

 

Version 2