Von Carmen Görres

Wer mich kennt, kennt auch meinen südländischen Fahrstil. Kaum zu glauben, dass ich als Fahranfängerin das krasse Gegenteil war … sehr verhalten und eher ängstlich. Einen LKW zu überholen versuchte ich nach Möglichkeit zu vermeiden und Strecken zu fahren, die ich kannte, war mir am liebsten. Mit der Zeit hat sich das jedoch geändert. Durch berufliche Langstreckenfahrten war ich gezwungen die Autobahn zu nutzen. So wurde ich immer sicherer und damit auch zügiger… Zuweilen ziemlich zackig. 

Es gab eine Phase in meinem Leben, in der ich sowohl tagsüber als Angestellte arbeitete, als auch nebenberuflich an manchen Abenden on Tour war, um hochwertige Backformen und das dazu passende Werkzeug an die Frau zu bringen. Dabei stand ich dann oft bis nach Mitternacht vor einer, in der Regel Frauen lastigen, Gruppe, um vor deren Augen Backwaren herzustellen und währenddessen die verschiedenen Formen und Werkzeuge zu zeigen und zu erklären. Da ich mit Herz und Seele bei der Sache war, lief diese Nebentätigkeit sehr gut. Dennoch wurde es mit der Zeit anstrengend… Den ganzen Tag am Schreibtisch und anschließend bis in die Nacht hinein freiberuflich zu arbeiten. Die Müdigkeit im Büro ließ grüßen… 

Ab und an passierte es mir auf der nächtlichen nach Hause Fahrt, dass ich schlaftrunken aufs Gaspedal drückte, weil ich von dem Wunsch getrieben war, so schnell wie möglich in mein Bett zu schlüpfen. Dadurch sauste ich selbst in die mir bekannten feststehenden Radarfallen, um dann, just in diesem Moment mit einem Schreck glockenwach zu sein! Super! Schon wieder so ein großartiges Foto geschossen… Ich pflegte dann den Gedanken, dass ich an diesem Abend „für umme“ gearbeitet habe. Naja, das Bußgeld kommt sicher irgendeinem guten öffentlichen Zweck zugute… Und wer weiß, vielleicht wird zu meinen Ehren – als fleißige Spenderin – mal ein Denkmal in Karlsruhe aufgestellt?

Nun, so war das für mich schon fast normal, in unregelmäßigen Abständen einen „Liebesbrief“ von der Bußgeldstelle zu bekommen. Mit den „HappyDigits“ aus Flensburg blieb ich zum Glück immer verschont.

An Tag X machte ich, wie üblich, meinen Einkauf in dem großen Einkaufszentrum unserer Nachbarschaft. Wie in vielen großen Supermärkten waren auch hier im Eingangsbereich mehrere kleine Geschäfte, wie z.B. eine Bäckerei, ein kleiner Juwelier, ein Schuhmacher usw. angesiedelt. Nachdem ich meinen Einkaufswagen aus seinem Unterstand gezogen hatte, schob ich diesen, meinen Gedanken nachhängend, in Richtung Haupteingang. Die große Schiebetüre öffnete sich und ein paar Schritte weiter – „Blitz, Blitz“ – grell und hell leuchtete das Licht und ich zuckte erstmal kurz zusammen vor Schreck und dachte: „So ein Mist!!! Schon wieder geblitzt…!“ Ach Mensch, hörte das denn nie auf? Dann wurde ich wieder klar und realisierte die Realität:

  1. Ich bin hier zu Fuß!
  2. Ich schiebe einen Einkaufswagen!
  3. Zu meiner Linken steht ein Passbildautomat, in dem jemand ein Foto von sich machen ließ!

„Blitz, Blitz!“

 

Als ich dies erkannte, lachte ich schallend los und konnte mich kaum noch bremsen. Sicher habe ich den einen oder anderen amüsierten und auch verständnislosen Blick auf mich gezogen. Selbst als ich mich wieder von meinem Lachanfall erholt hatte, erledigte ich mit einem breiten Grinsen und innerlich lachend meinen Einkauf.

Wie vergnüglich es doch sein kann, sich selbst und seine Gedanken, in denen man sich manchmal verfängt, zu beobachten 😉