Von Ulrich Höfer

„Nick“, ruft seine Mutter Susanne durch das Haus, „ich brauche Hilfe, kannst Du bitte mal kommen?“. Nichts tut sich. Zwei Minuten später ist es nicht anders. „Nick“, ruft Susanne schon etwas lauter, „jetzt komm doch mal“. Aber es passiert nichts. Schlecht gelaunt geht sie mit einem Gurkenglas die Treppe nach oben zu Nicks Zimmer.

Sie klopft an der Tür. Nichts tut sich. Sie öffnet die Tür. Nick ist doch da, er sitzt am Computer und hat Kopfhörer auf. In diesem Moment zieht er die Kopfhörer ab und fragt „Mama, was ist?

Susanne ist stinkig. „Nick, du kannst doch nicht den ganzen Tag vor dem Computer sitzen.“ Nick hat diesen Vorwurf schon öfters hören müssen. „Was ist denn jetzt?“ fragt er seine Mutter. „Kannst Du mir bitte das Gurkenglas aufmachen.“ sagt sie. Das war für Nick kein Problem. „Danke“, sagt Susanne und ergänzte „jetzt mach‘ nicht mehr so lange an dem Gerät, es gibt bald Essen!“. „Jaaaa“, antwortet er genervt.

 

Zurück am Rechner liest Nick diese Nachricht: „Nick! Hilfe !!!“, chattete ihm sein Freund Sven. „Um was geht’s?“, schreibt Nick zurück. So schnell hatte Sven noch nie in sein Handy getippt: „Supermarkt Überfall, Schüsse Geschreie. Bin auf 00. Hab Angst. Ruf Dich jetzt an. Lass Dein Handy an“. „Oh je“, schreibt Nick geschockt zurück. 

Nick nimmt den Anruf nervös entgegen und hört eine verrauschte, aber laute Durchsage im Supermarkt: „Ich will nur das Geld. Es passiert Euch nichts. Bleibt ruhig und gebt keinen Alarm. Keiner ruft die Polizei.“ 

 

Nick schreibt seinem Freund Sven: „Bleib ruhig, ich hole Hilfe“. Nick rennt die Treppe zu seiner Mutter runter. „Mama, Mama, wir müssen etwas machen!“. „Was ist denn passiert?“, fragt seine Mutter neugierig. „Der Supermarkt neben der Post wird überfallen. Sven und die anderen brauchen Hilfe.“, antwortet Nick ganz aufgeregt. „Woher weißt Du das?“ fragt seine Mutter und Nick erklärt Ihr alles.

 

Susanne rennt zum Telefon und ruft dabei „Ok, wir rufen die Polizei.“ Sie wählt die „110“. Sofort ist jemand am Apparat und erkundigt sich. Susanne ist sehr aufgeregt und überschlägt sich fast mit Ihrer Stimme als sie vom Überfall erzählt. „Bleiben Sie ganz ruhig und gehen Sie nicht zum Supermarkt.“, sagt die Beamtin zum Schluss. „Wir kümmern uns um alles.“ 

 

Schnell ist die Polizei in Richtung Supermarkt mit mehreren Fahrzeugen unterwegs. Nur noch wenige Meter sind sie vom Parkplatz des Supermarktes entfernt. 

Sie hören, dass ein Wagen mit quietschenden Reifen anfährt. Das musste der Täter sein. Ansonsten war es ruhig auf dem Parkplatz des Supermarktes. 

Mit mehreren Polizei-Fahrzeugen zwingen sie den Wagen zum Anhalten. Es sitzt nur ein Mann darin. Sie fordern ihn auf den Motor abzustellen und ganz ruhig auszusteigen. Der Mann merkt, dass er keine Chance hat und ergibt sich widerstandslos.

 

Einer der Beamten läuft zum Supermarkt und informiert alle, dass es vorbei sein. 

Sven bekommt das auch mit, öffnete die Toilettentür, rennt zum Polizisten und fragt: „Habt Ihr den Verbrecher?“. „Ja“, antwortet der Polizist, „er ist uns ins Netz gegangen. Keinem ist etwas passiert“.

Nick hat sein Handy immer noch eingeschaltet und hört alles mit als Sven plötzlich zu ihm spricht: „Danke Nick! Das vergesse ich Dir nie. Ich hatte solche Angst“.

 

Susanne bekommt alles von Nick direkt erzählt und sagt dann etwas ironisch zu Nick: „Geh ins Internet! Vielleicht wird noch einmal deine Hilfe gebraucht. Aber sei pünktlich um 6 Uhr zum Abendessen am Tisch.“ 

 

V1