Von Torsten Walther

Ich habe schon immer gerne gestarrt. Auf das Bullauge der Waschmaschine, die rumpelnde Wäsche. Hypnotisierend. Aus dem Fenster im fahrenden Zug, die vorbeiziehende Landschaft. Beruhigend.

»Ist das nicht langweilig?«, nervte meine kleine Schwester oft.

Wie spannend es ist, wenn dich dein Geist auf eine Reise mitnimmt. Starren gefällt mir, meistens.

Gerade starre ich auf die Straße, die heiße Luft, die über ihr aufsteigt und die Realität verschwimmen lässt. Hitze. Das Wort hallt nach. Ich beobachte das Flimmern.

»Wie es sich wohl anfühlte, die Handfläche auf die Straße zu legen?«, frage ich mich. Meine Gedanken beginnen zu fliegen.

 

Blicke aus dem Fenster

am Morgen

staunend auf Schnee

 

Er schrieb Haikus, damals. Seine Schwester baute bereits voller Eifer einen Schneemann. Aus dem Alter war er raus. Der Tag zog vorbei, wie jeder andere, drohte im Meer der Tage unterzugehen. Der Schneemann, geschmolzen noch vor Einbruch der Nacht. Vergehen.

Er wurde aus dem Schlaf gerissen. Seine Mutter schrie. Rauch. Flammen. Panik stieg in ihm auf. Er schaffte es aus dem Haus, wie im Traum gefangen. Wo blieben die anderen? Mama, Papa, Ciara? Er wollte schreien, rennen.

 

Mein Blick wandert nach unten, verweilt auf meinem Arm.

 

Schmerz vergangen

geblieben

verbrannte Haut

 

Er war regungslos, vermochte nur zu starren.

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