Von Martina Zimmermann

Charly war ein Mann, Ende 20, nicht vergeben.

„Ich will mich nicht für die „Eine“ aufopfern. Dafür bin ich mir zu schade.

 

Seine Selbstverliebtheit kam nicht von ungefähr. Die Frauen selber untermauerten seine Einbildung, indem sie ihn anhimmelten und ihn bestätigten. So konnte man es ihm nicht verübeln, dass er sich selber für sehr attraktiv hielt, was er auch zweifelsohne war. Charly hatte die Gabe, alle um ihn herum zu verzaubern.

Mein Lächeln bringt jede Frau zum Schmelzen.“

 

Die Frauen liebten diese Mischung aus Gentleman und Sunnyboy.

Dennoch dachte er im Stillen völlig anders über das andere Geschlecht.

 

„Wie naiv die doch alle sind“, lachte er und strotzte vor Einbildung, als er mit seinem  Freund Tom an der Bar, einen Whisky in sich hineinschüttend, einmal wieder von seinen Abendteuern berichtete.

„Eines Tages wird dir deine arrogante Art noch teuer zu stehe kommen“, warnte Tom ihn.

 „Bislang ist es gut gegangen, aber die Frauen sind nicht so dumm. Die eine oder andere wirst du blenden können, aber nicht jede fällt auf dich herein.“

„Ach, was du immer hast, du bist doch nur eifersüchtig“, lachte Charly.

Locker sitzend auf dem Barhocker, bestellte der den nächsten Whisky.

 

„Ich bin für die Arbeit einfach nicht geschaffen, das ist nicht meine Natur.“

Dann lächelte er in seiner charmanten Art und jede Frau schmolz dahin. Er verzauberte alle und nutzte sie aus. Eine nach der anderen. Dabei erklärte er noch:

 

„Ich bringe mich schließlich sehr ein. Auch flirten und sich ständig auf die Frauen zu konzentrieren, und sich ihre Probleme anzuhören, kann schon sehr ermüdend sein. Es ist nicht alles Gold was glänzt“, und in diesem Moment, war er so davon überzeugt, dass ihn fast Mitleid für sich selber überkam.

 

„Für heute habe ich genug getrunken“, behauptete Charly.

„Dann bis zum nächsten Mal, mein Freund.“ Mit einer Bewegung, die ihn so lässig aussehen ließ, wie ein Filmstar, stieg er vom Barhocker, und verließ das Lokal.

Tom bezahlte wie gewohnt die komplette Rechnung. Charly kümmerte sich um so etwas nie. Das brauchte er nie. Die Frauen, mit denen er sich umgab, bezahlten seine Ausgaben. 

Chantal hatte erst gestern noch dafür gesorgt, dass er auch im nächsten Jahr, in seiner attraktiven Penthouse Wohnung bleiben kann. Sie hatte die Miete für ein ganzes Jahr im Voraus überwiesen. Eine andere überwies sein Taschengeld von dem er seinen ausschweifenden Lebensstiel bezahlte. Es gehörten nicht nur Champagner dazu, auch  bestimmte Drogen. Charly genoss sein Leben in vollen Zügen

 

Dann wählte er lässig die Nummer von Petra und verabredete sich mit ihr.

Das ist eine Rakete,  so spritzig wie Champagner. Sexy und pure Leidenschaft in sich vereint. Dazu viel Geld und das Beste, sie hat ein großes Herz für mich.

 

„Ach, was bist du für eine hinreißende Frau. So aufregend wie ein Ferrari und genauso heiß,“ hauchte er ihr ins Ohr.

Charly gab an diesem Nachmittag alles was von ihm verlangt wurde. Er genoss es und fühlte sich nach wie vor der Frau überlegen.

 

Dann säuselte er ihr die schönsten Liebesversprechen ins Ohr. Charly hatte alles parat, das komplette Repertoire.

Fast wie einstudiert, spulte er es ab, wann immer er es brauchte. Aus Erfahrung wusste er, damit kam er immer weiter. Jede Frau schmolz dahin, wenn er es abspulte.

Dabei lachte er und amüsierte sich köstlich über die Dummheit und diese Naivität, die die meisten Frauen zu haben schienen.

„Gut, dass es so ist, so kann ich mein Leben gestalten, wie es mir zusagt.“

 

Die Reihe der Frauen war lang. Blondinen, rothaarig, schwarzhaarig, egal.

Mit Rundungen oder auch ohne. Sie mussten attraktiv sein und natürlich musste eines vorhanden sein, Geld.

Sein Leben war einzigartig und schön.

Manchmal waren es harte Zeiten, die auf Charly zukamen. Es gab Tage, da musste er an einem Tag zwei Frauen treffen. Das war körperlich nicht das Problem, aber anstrengend war es schon. Seine Drogen halfen ihm nicht immer. Manches Mal war er vernebelt. Aber er konnte genauso wenig von ihnen lassen, wie von den Frauen.  Er hatte schon sein Kreuz zu tragen, der Arme …

 

Wieder einmal im Nebel, hatte er Termine durcheinander gebracht. Chantal war wenig begeistert, als sie ihn mit der rassigen

Sandra antraf und das in einer ziemlich delikaten Situation.

Wutentbrannt schrie sie ihn an.

„Das wirst du bereuen, mir tut so etwas niemand an!“

Chantal stapfte davon, aber sie dachte nicht daran, ihn so davon kommen zu lassen. Gerade noch hatte sie seine Penthousewohnung für das nächste Jahr bezahlt.

„Warte ab, das wirst du bereuen“, dachte sie.

 

Auf Charlys Drängen, gab sie nach, und erschien zwei Tage später, als verabredet bei ihm. Er war der geborene Meister im Wiedergutmachen. Damit kannte er sich aus, denn ab und zu, kam er einfach durcheinander.

„Das passiert jedem Genie.“

Als Chantal wie verabredet erschien, umgarnte er sie nach aller Kunst. Er übertraf sich fast selbst. 

Charly säuselte seiner Angebeteten die süßesten Dinge ins Ohr, während er genüsslich an seinem Champagner schlürfte. Chantal schien seine Aufmerksamkeit zu genießen und Charly fühlte sich siegessicher.

Gerade als er die nächste Flasche öffnen wollte, merkte er, dass ihm leicht schwindelig wurde.

„Oh, ich glaube, ich vertrage den Champagner heute nicht“, sagte er noch und versuchte auf das Sofa zuzusteuern. Aber alles drehte sich.

Chantal stand draußen auf der Dachterrasse. Sie lächelte und innerlich freute sich sich darüber, dass die Drogen, die sie ihm verabreicht hatte, so schnell wirkten.

„Hier bin ich Liebling, komm zu mir“, rief sie ihm entgegen. „Frische Luft wird dir gut tun“, lockte sie ihn an. Mit einer Handbewegung wies sie ihm zusätzlich an, zu ihr zu kommen und Charly taumelte wie in Trance in ihre Richtung.

Sie stand vor der Brüstung, die gerade an dieser Stelle nicht sehr hoch war.

Das Gitter war entfernt worden, es sollte ausgetauscht werden.

„Komm schnell, ich warte auf dich, mein Geliebter.“

Charly taumelte mit einer Wucht, die er nicht mehr steuern konnte, nach draußen, dabei stolperte er über den Sonnenschirmständer und verlor dabei jeglichen Halt. Geradewegs schoss er mit seinen Armen rudernd, nach Halt suchend, auf Chantal zu. Diese wich geschickt zur Seite und Charly stürzte geradewegs über die Brüstung.

 

Wie in Zeitlupe empfand er den Flug hinunter aus dem zwölften Stock, bis er aufschlug.

Mit einem Lächeln, welches Genugtuung versprach, vernahm Chantal seinen verdrehten Körper, der unten am Boden lag. 

Sie schob den Sonnenschirmständer zurück an seinen Platz und räumte alle Dinge beiseite, die verdächtig sein könnten, fort. Zum Schluss legte sie den vorbereiteten Abschiedsbrief zurecht.

 

„Ich kann mit dieser Schande nicht mehr leben. Zu viele Frauen wurden von mir getäuscht, es tut mir so leid!“

 

Als die Polizei allen Fakten nachgegangen war, bestätigte sich seine Lebensweise und somit schien sein Abschiedsbrief glaubhaft.

 

„Bei so einer Lebensgeschichte, kann man nicht alt werden, das übersteht kein Mann“, stellte der Inspektor fest und schloss daraufhin die Akte.

V3