Von Tanju Gökdag
Sag mir, hier und jetzt, habe ich dich so sehr verletzt, in deinem Leben in deinem Land, mit meinen Worten mit meiner Hand, dann will ich mich hier und jetzt erheben, innerlich gefasst, will ich mich ergeben, von mir aus kann jetzt sogar die Erde beben. Ich werde immer nach deinem Glücke streben, wirst du mir, dann noch vergeben, so bringt mich fort, zu deinem dunklen Lord, dass hier war mal ein schöner Ort. Sag mir, wie konntest du nur deinen Teil unserer Freundschaft so gelassen abschließen, fiel es dir denn überhaupt nicht schwer, mich von hinten zu erschießen. Ahnst du denn gar nicht, wie ich mich fühle, in dieser einsamen ländlichen Kühle, wie starr und leer liege ich da, nackt auf dem noch morgentaufreien Felde, in dieser dunkelblauen Winternachtskälte. Keiner deckt mich zu, bald bin ich kalt und du, du wirst täglich alt.
Sag mir, welche mutterlosen Dämonen, aus argen Äonen, haben dich so schlecht beraten, deine wunderschöne Welt, wie du Sie einst liebtest, so zu verraten. Wie konntest du so schmerzfrei, alles für dich entscheiden, welcher deiner neuen Freunde darf jetzt, mit dir leiden. Woher konntest du so sicher sein, wer gut genug ist und wer unrein. Irgendwann bist auch du, ganz allein, bilde ich es mir nur ein, oder werden die Seelen der Menschen immer kälter. Sag mir, mit welcher Leichtigkeit wurde ich für dich, zu einem blassen Bild an einer kalten Wand. Welcher zerbrochene Spiegel zeigt dir jetzt die Wahrheit über unser sterbendes Land. Sag mir, du Mondlichtsammler, wandern viele wie du, als ewige himmlische Gammler, mit welcher inneren Ruhe hast du dich entschieden, dass wir beide sind, doch zu verschieden. Welcher neue Aberglaube erlaubt dir so sicher zu sein in deinem bitteren Entschluss. Steht denn mein armes Herz immer noch unter deinem Dauerbeschuss. Sag mir, mit welcher Zufriedenheit hast du gelernt, dein Tageswerk so zu beenden, meine schönsten Erinnerungen an dich, wirst du mir niemals schänden. Ich werde dir, immer meine liebsten Grüße senden. Du wirst es mir nicht glauben, aber in meinem Gedankenhaus der purpurnen Räume bist du ein anderer Mensch, wenn ich von dir träume.
Sag mir und vielleicht werde ich dir irgendwann einmal verzeihen, hören deine neuen Freunde dich oft laut schreien. Nach holden Jahren des gemeinsamen Lachens und des einsamen Weinens, nach Jahren des wechselseitigen Vertrauens und der verlorenen Zuversicht bin ich für dich, nur ein kleines Abendlicht, ein ferner Bekannter ohne sauberen Klang und ohne wichtigen Namen. Wie konnte ich nur so tief fallen aus deinem familiären Bilderrahmen. Sag mir, wie konntest du mich gehen lassen, hat es dir denn nicht gereicht, mich einmal am Tag zu hassen. Waren meine stillen Gedanken dir zu laut, waren meine wollenden Blicke dir zu vertraut. War ich nicht immer für dich da und habe alles für dich geklaut. Ich weiß, jede Zukunft ist hiermit endgültig verbaut. War unsere Jugend nicht immer ein ewiger Protest, unser innerer Drang, ein Ausbruch aus dem konservativen Arrest, das war damals wahrlich kein Fest. Unser Glaube waren die neuen Lieder, warum wächst eigentlich auf den alten Gräbern unserer jungen Mütter kein blauer Flieder, komm gib mir deine Hand, ich zeige dir, dein schönes Schloss gebaut auf feinstem Sand.
Sag mir, hast du denn wenigstens einen ganzen Augenblick gezögert, als du mich verlassen hast, verstehe mich doch, ich kann dich immer lieben aber niemals hassen, bin ich dir jetzt zu gelassen. Du weißt doch, ich war nie ein Mensch aus den Massen. Hast du wenigsten einen ganzen Moment gewartet, als du mich, aus deinen Erinnerungen gelöscht hast, war ich dir so sehr eine totgeliebte Last. Wie konnte ich ihn nur übersehen den feinen Schnitt an meiner Kehle, du warst doch für mich immer ein Teil meiner alten Seele. Du kannst mich verdammen, du kannst mich verfluchen, ich werde dich trotzdem in allen Ländern suchen, Du kannst mich jagen und erdrücken, vorher sprenge ich alle deine Brücken. Am Ende werde ich für dich um Gnade bitten, sie werden es dir leider nicht gönnen, die die unter dir litten, so sind nun mal eure verdammten Sitten. Du warst mir ein guter Freund in all den Jahren, komm lass uns jetzt nach Hause fahren. Sag mir, wie kannst du mich nicht missen wollen, hätte ich dich zuerst küssen sollen. Jetzt habe ich endlich einmal dir alles gesagt. Das Schiff meiner Hoffnung steht im tiefem Lot, keines meiner einsamen Gedanken ist mehr in Not, obwohl, da treibt am dunklen Horizont ein kleines Boot, es hat nur einen Gast, es ist der Tod.
Version 3