Von Hubertus Heidloff

Und Gott schuf Himmel und Erde, das Licht der Sonne und das Licht des Mondes. ER erschuf die Lebewesen des Wassers, der Lüfte und der Erde. Dann erschuf ER Adam, den Mann und aus Adam die Männin Eva.  Erst als Adam Eva erkannte, bemerkte er, dass er ein „Selbst“ war.

Gott sah, dass alles, was ER gemacht hatte, gut war.

 

Und ER beschloss, den Menschen ein Geschenk zu geben. ER schenkte ihnen die Erde und die unendliche Weite des Universums. Doch in ihrer Freude ließ sich Eva verführen und ließ auch Adam daran teilnehmen: Sie aßen eine Frucht, die sie nicht essen durften. Die Schlange, die Brut des Satans schaute mit Liebe zu. Sie wollte sich als Liebe zeigen, verzerrte sich jedoch zum Gegenteil als Nicht-Liebe mit den Attributen Hass, Gier und Unwissenheit. Und Adam bereute, dass er als Selbst versagt hatte. Und Eva bereute, dass sie sich hatte von der Schlange beeinflussen und verführen lassen.

 

Gott sah, dass sie sich des Geschenks als unwürdig erwiesen hatten. Aber ER gewährte ihnen noch eine Chance. Sie sollten ohne Vergünstigungen leben und die Härte des Lebens erfahren. Er schenkte ihnen dazu auch das Denken können, die Intelligenz. Intelligenz war das entscheidende Merkmal dafür, ein Mensch zu sein. Alles, was es  an „Zivilisation“ gab, beruhte auf menschlicher Intelligenz.

 

Die Menschen, deren Zeit auf der Erde im Verhältnis zu einem fiktiven Ziffernblatt mit 24 Stunden nur 3 Sekunden betrug, sahen nicht, dass Gott ihnen die Erde nur als Geschenk gegeben hatte mit der Verpflichtung, es zu pflegen und zu schützen. Die Erde, dieses Geschenk, war filigran, zerbrechlich, fragil und bedurfte einer äußerst sorgfältigen Behandlung. Die Menschen holten sich über viele Jahrtausende das, was sie brauchten, sie benutzten die Erde als Warenlager. Aber immer nahmen sie nur so viel, dass der Nachschub klappte und die „Regale“ der Erde nicht leer wurden.

 

Das war die positive Intelligenz.

 

Das funktionierte gut, bis der „Zehntelsekundenmensch“ die Erde betrat. Erst wenige tausend Jahre lang bevölkerte er die Erde. Er war so vermessen, ein erdgeschichtliches Zeitalter nach ihm zu benennen. Was vorher Millionen an Jahren gedauert hatte, bezeichnete er, der selbst bestimmende Mensch als Anthropozän, also das von ihm selbst gestaltete Zeitalter. Allein schon das war anmaßend, letztlich aber in seinem Wahrheitsgehalt passend. Beton, Atom und Plastik (BAP) waren die maßgeblichen Inhalte dafür.

In diesen  Jahren gelang es dem Menschen, sich der Reichtümer der Erde zu bedienen. Sie trieben Löcher hunderte Meter tief in den Leib der Erde, kratzten ihr die Eingeweide aus und saugten sie aus.

Aber nicht nur das. Sie warfen alles, was sie nicht mehr brauchen konnten, zurück auf den Boden, in die Gewässer, sogar ins Weltall. Sie gingen mit einer unvergleichlichen Gleichgültigkeit zu Werke.  Sie wateten in ihrem eigenen Müll, in ihren eigenen stinkenden Kloaken. Sie spürten es wohl, waren aber nicht bereit, auf ihre Bequemlichkeit zu verzichten und schauten über all ihre Gleichgültigkeit hinweg.

Bald hatten die Menschen keinen Platz mehr.  Ihr Lebensraum war eng geworden, acht Milliarden Menschen waren auf der Kugel verteilt, nicht gleichmäßig, sondern eher rein zufällig.

Die Menschen beschenkten sich mit dem Klimawandel in Form von Abschmelzen der Polkappen und in deren Folge dem Anstieg des Meeresspiegels, der Dezimierung der Tierarten, Wassermangel, Kriege. Sie freuten sich über einen höheren Lebensstandard und machten sich über alles her, was sie bekommen konnten. Es gab Menschen, die eine neue Welt, vergleichbar mit 1492, forderten, vielleicht sogar im Universum.

Würde das auch einen neuen Menschen schaffen?

 

Es fiel den Menschen schwer zu atmen. Sie hatten es geschafft, ihre Luft zum Atmen ungenießbar zu machen. Fortan lebten sie unter einer selbst gebauten Glocke.

Und Gott wunderte sich, dass die Menschen sich selbst als die Krone der Schöpfung bezeichnet hatten. ER empfand es als anmaßend, sein Werk mit solchen Worten zu beschreiben.

All dies sah Gott und warnte die Menschen, es noch weiter auf die Spitze zu treiben.

Doch die Menschen, die sich früher mit Knüppeln aufs Haupt geschlagen hatten, um sich Vorteile zu verschaffen, tüfftelten weiter, um einem Teil der eigenen Sippe überlegen zu sein. Es gelang ihnen, neue Waffen zu erfinden, die sie mit den ersten drei Buchstaben  bezeichneten.

Die Wohnverhältnisse auf ihrem Planeten interessierten sie nicht.

Alles, was sie an „Zivilisation“ hatten, beruhte auf menschlicher Intelligenz, wie es bereits an anderer Stelle hieß.

 

Das ist die negative Intelligenz.

 

Es kam eine Zeit, da wollten einige Menschen noch höher hinaus. Sie wollten zeigen, dass ihre Art anderen Menschenarten überlegen war. Sie erfanden Knöpfe, die sie nur mit der Handfläche drücken mussten, um helle Blitze und rasende Stürme zu erzeugen, die den anderen Lebewesen die Luft abschnitten. Gerätschaften, die Voraussetzungen dazu, waren in immer mehr Ländern vorhanden.

Sie hatten Flaschen mit tödlichen kleinsten Lebewesen entwickelt, die man nur über Kontinenten abzuwerfen brauchte und die die Menschen auffraßen.

 

Gott stellte sich die Frage, ob er bei dem Geschenk an die „Zehntelsekündler“ nicht einen Fehler gemacht hatte. Sofort musste er sich zurücknehmen, da er als Gott ja keinen Fehler machen konnte. Er freute sich über sein Geschenk, doch die Menschen erfuhren leidvoll, dass sie des Geschenks nicht würdig waren und zerstörten es.

 

Das wird das Ende der Intelligenz sein.

 

Und die Erde war wüst und leer. Wird Gott ein Wiederholungstäter sein? Gibt Gott eine dritte Chance, nachdem er nach der Sintflut bereits schon einmal seine Großzügigkeit gezeigt hat?

Hat Gott etwas gemacht und lässt es sich durch die Menschen nehmen? Oder wird die Folgerung sein, dass Gott das „Experiment Mensch“ abbricht und neuen Wesen eine Chance gibt? Oder wird der Mensch sich selbst abschaffen, nachdem er die künstliche Intelligenz erfunden hat. Diese K I  wird sich immer mehr verbessern und in der Lage sein, ein Leben ohne den Menschen zu führen, da sich das Wissen in immer kürzeren Abständen verdoppelt, der Mensch dabei aber nicht mithalten kann. Der Mensch dementiert und demoliert sich selbst, indem er sein Selbst demoliert. Die vom Menschen erfundene K I wird den Untergang der Menschen besiegeln, das Ende eines wundervollen Geschenks.

 

 

Anmerkung: Selbstverständlich ist das keine Kurzgeschichte i.e.S.  Mir geht es aber bei den Themen, bei diesem ganz besonders, um einen Bezug zu den berührenden Dingen des Lebens, um die Möglichkeit des Weiterdenkens.

 

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