Von Angelika Zeising

Diese eine Begegnung.

Ein gemeinsames Lachen, eine zufällige Berührung.

Ein Blick, der zu lange anhält.

Herzklopfen. Abschied. Sehnsucht.

 

Einhundertzwanzig Kilometer, die zu weit sind.

Einhundertsechzig Zeichen, die nicht reichen.

Ein Brief. Ein Wiedersehen. Ein Kuss.

 

Den Zweiflern zum Trotz.

Alle vierzehn Tage, drei Wochen. Was soll’s.

Telefonblockade. Fingerverkrampfung. Liebeseuphorie.

 

Freitag- bis Sonntagabend.

Zeit, die stillsteht. Probleme, die sich verstecken.

Eine Kanufahrt im Wolkenbruch.

Regenbögen. Lagerfeuer. Jägermeister.

 

Der erste Rausch im saftigen Grün.

Das erste Mal. Zerbrechlich, wie Glas.

Vertrauen. Verlangen. Versprechen.

 

Optionen durchdacht, Pläne geschmiedet.

Einwände überhört, Zwiespalt verdrängt.

Liebestrunken. Lebenauskostend. Einsatzbereit.

 

Aversionen proklamiert. Das darf so nicht sein.

Vorwurf gesät, Bindung missbraucht.

Erwartungen determiniert.

Pflichtbewusst. Ambivalent. Herkunftsverbunden.

 

Dann die Krise zu Haus, der Vater bricht aus.

Unauffindbar für nicht zählbare Zeit.

Verzweifelt. Verschwiegen. Verraten.

 

Kein Wort darf entweichen, Lügen erzwungen.

Der Tod ist kein Ausweg, der Flüchtling kehrt Heim.

Überleben. Vorwurf. Absolution.

 

Unrat zu Tage gefördert.

Leben weiter gespult, Misstrauen verweilt.

Doch die Familie hält her.

Gerichtet. Getragen. Verziehen.

 

Liebe beständig. Doch Verhältnis belastet.

Geliebter will heilen zerrissenes Band.

Unwissenheit. Zerwürfnis. Ratlosigkeit.

 

Missverständnisse fördern den Streit.

Familie sieht darin nur furchtbare List.

Hilflos. Töricht. Gelähmt.

 

Träume zerbrechen, Herzen gefrieren.

Versteinerter Abschied ohne ein Wort.

Kein Kuss, kein Gruß, kein Lebenssignal.

Stille. Leere. Dunkelheit.

 

Momente und Jahre verstreichen.

Schuld und Trauer unbarmherzig verweilen.

Verirrt. Verloren. Aussichtslos.

 

Losgelöst von alten Zwängen.

Drängt ein einz’ger Wunsch im verletzten Herz.

Offenbarung. Vergebung. Frieden.

 

Der Kontakt, schier unmöglich.

Zu kostbar, das was ist.

Zwei Leben gewachsen, zwei Wege gegangen.

Wertvoll. Bewahren. Verweilen.

 

Der Anfang ruht im Innern.

Auch aus Schmerz kann Liebe wachsen.

Hoffnung. Achtung. Vergebung.

 

Einklang. Dankbarkeit. Liebe.

Wer sich selbst vergibt, lernt zu vergeben.

Für wahres Glück musst Du Dir selbst begegnen.

Diese eine Begegnung.