Von Christiane Labusga

Das Einhorn mit seiner Regenbogenmähne, das Heinrich Mann-Buch, Professor Unrat, und daneben das Foto von der Jägermeister-Challenge – das ist alles, was ihr von ihrer Tochter geblieben ist.

 

Rosa hatte alles, was ihr wichtig war, alles, was ihr gehörte, in den Umzugswagen gepackt.Sie hatte ihre Mutter noch einmal – wie so oft – hasserfüllt angeschaut, und war dann wortlos in den Wagen gestiegen. Kein Gruß. Kein Vorwurf. Kein Versprechen, irgendwann einmal neu anzufangen.

 

Angelika betrachtete die Relikte. Sie hatte endlich Rosas Adresse ausgemacht. Rosa war nach ihrer Ausbildung zur Schneiderin in die USA gezogen und hatte sich dort als eine Art Zofe zuerst verdingt, um dann in den „feinen“ Kreisen bald ein Geheimtipp zu werden für Bekleidung, die auf die Trägerin wie angeschmiegt und vor allem: auch im metaphorischen Sinn passend war.

 

Angelika wusste, dass diese Rosa ihre Rosa war. Denn nicht nur strahlten die Kleider eine feine Sensibilität aus, sie waren auch immer, in einem tieferen Sinn: Kalt.

 

Angelika kannte diese Kälte, es war die Kälte, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, die sie weiter vererbt hatte an ihre Tochter.

 

Sie packte das Einhorn, das Buch, das Foto zusammen in einen Karton. Adressierte ihn an ihre Tochter. Packte mehr Marken darauf, als empfohlen – nur, damit, etwas – von ihrem Herzen – der Großzügigkeit…

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