Von Franck Sezelli

 

Während Daniel wieder einmal bei Hans Modell stand zu dessen Jünglingsfigur, die in einer Landschaft in die Ferne schaut, unterhielten sich die beiden Männer über verschiedene Zeichentechniken. Als Daniel den Wunsch äußerte, einmal unter des Meisters Anleitung eine Bleistiftskizze machen zu dürfen, war dieser schnell einverstanden. »Dafür seid ihr ja hergekommen, du und die drei Mädchen. Wie ich mitbekommen habe, verstehst du dich mit ihnen ja prima.« Er zwinkerte Daniel zu und setzte fort: »Ich schlage vor, dass du es an einem weiblichen Akt probierst. Such dir eine deiner Freundinnen aus. Ich will dich gern dabei unterweisen.«

Hans hatte Recht, Daniel war inzwischen schon mehr als zwei Wochen in der Künstlerkolonie in der Toskana, um von den hier arbeitenden deutschen und österreichischen Malern und Bildhauern diverse Techniken der bildenden Kunst zu lernen. Natürlich standen er und die drei Praktikantinnen, die wie er hier den Feriensommer nach dem Abitur verbrachten, den Künstlerinnen und Künstlern auch Modell. Da hier alle wegen der Sommerhitze auf dem abseits von anderen Behausungen gelegenen abgeschlossenen Gelände ganz freizügig nackt lebten, waren sich die jungen Leute schnell sehr nahe gekommen. Daniel war der Hahn im Korb und genoss die Rolle, die seine künstlerischen Mitschülerinnen ihm ohne Eifersüchteleien zugewiesen hatten.

 

Sandra stand mit dem Rücken zur Staffelei, etwas nach links gedreht, sodass Daniel die Wölbung ihrer linken Brust sehen konnte. Der Kopf blickte geradeaus. Hans schlug diese Pose vor, damit Daniel sich nicht mit dem Gesicht beschäftigen musste. Denn Porträtzeichnung ist wieder eine ganz andere Kunst und besondere Herausforderung.

Gestern schon hatte Hans mit Daniel verschiedene Zeichentechniken mit dem Bleistift geübt: dünne und dickere Linien, Gebrauch harter und weicher Bleistiftminen, Schraffuren, Flächen tiefschwarz und in Grautönen und anderes. Auch über das Aktzeichnen gab der große Meister dem Praktikanten einiges auf den Weg, was er heute anzuwenden versuchte. Besonders die Ausführungen über die menschlichen Proportionen standen dem Anfänger vor seinem geistigen Auge. Um die Größenverhältnisse richtig abzuschätzen, zeigte Hans seinem Schüler den Trick mit dem Bleistift, den man als Maßstab auf Armlänge vor das eigene Auge hält.

Jetzt stand Daniel an der Staffelei und beschaute sich die attraktive Rückseite der jungen Frau sehr gründlich: die schön geschwungene Linie der Wirbelsäule, die beiden seitlichen Grübchen in der Lendengegend und die einladenden Rundungen der Pobacken. Dabei musste er unwillkürlich an manches sehr lustvolle Erlebnis mit Sandra denken. Die detaillierten Erinnerungen erregten ihn in auffälliger Weise. Das Modell, das es mit den gelernten Techniken zu zeichnen galt, wurde wieder zur begehrten Gespielin.

Trotzdem oder vielleicht deshalb glitt der Bleistift fließend über das Papier und zauberte weiche Linien, die bald ebenso erotisch wirkten wie der weibliche Körper vor der Staffelei. Schattierungen im Rücken und am Übergang des Gesäßes zu den Oberschenkeln machten die Zeichnung plastisch, fast lebendig.

Hans schaute seinem Schüler über die Schulter und freute sich über dessen Kunstfertigkeit. »Bei dir jungem Mann erkenne ich wieder deutlich die alte Erfahrung in der Kunst«, sagte er zu ihm, aber so, dass auch das Modell es hören konnte. »Der sexuelle Trieb ist eine der stärksten kreativen Antriebskräfte. Es sind die erotischen Fantasien, die von vielen Künstlern und auch Künstlerinnen zu einer erkennbaren Inspiration für ihre Kunst werden. Oft endete für mich eine Sitzung mit einem Modell dort auf der Couch. Da muss man sehr aufpassen, dass die künstlerische Schaffenskraft nicht im sexuellen Rausch verpufft.«

Eine solch lange Rede hatten die jungen Leute noch nie von dem sonst so nordisch wortkargen Maler gehört. Offenbar war es genau das Thema, das ihn sehr beschäftigte.

Daniel war jetzt dabei, die linke Brust Sandras, die wegen der Drehung des Oberkörpers seitlich zu sehen war, auf das Zeichenpapier zu bringen. So richtig wollte ihm das nicht gelingen: Irgendetwas schien ihm zu fehlen. Bis Hans die Bemühungen erkannte und den Praktikanten ermutigte, hinzugehen und sich die Details am Modell direkt aus der Nähe anzusehen.

Mit wippendem Steifen näherte sich Daniel der ihn erregenden Frau und sah an ihrem Oberkörper vorbei auf ihre Brust. Er lugte mit dem Kopf nach vorn, um ganz nah die Nippel und den rosigen Warzenhof zu betrachten. Dann überkam ihn die Erleuchtung! Von der Staffelei aus sah man nur weiche Rundungen, aber die Brust wurde in seinen Augen erst durch deren Spitze oder wenigstens eine sichtbare Andeutung davon vollkommen. Daniel entschuldigte sich bei Sandra, die ihn anlächelte, und fuhr mit der Handfläche sanft streichelnd über die linke Brustwarze. Sofort stellte sie sich auf, der Zeichenschüler drehte den Oberkörper Sandras noch ein wenig nach links und ging zufrieden an die Staffelei zurück. Von hier hatte er den gewünschten Blick auf die frech hervorlugende Brustspitze, die er sogleich mit dem Bleistift auf das Papier brachte.

»Völlig richtig, wie du vorgehst, Daniel!« Der große Meister lobte den Praktikanten, der wohl mehr aus der erotischen Anziehung heraus als aus künstlerischem Instinkt gehandelt hatte. »Als Maler braucht man nicht nur ein gutes Auge und eine geschickte Hand. Es sind unsere Sinne, die uns mit der Welt verbinden. Wie die Erotik braucht auch die bildende Kunst häufig alle sieben Sinne in voller Aktion.«

Schnell war der Übergang zwischen Pobacken und Oberschenkeln skizziert. Als Daniel die dortigen und den dunklen Schatten zwischen den Schenkeln gestaltete, versteifte sich unwillkürlich sein ohnehin hartes Glied weiter. Diese Region des weiblichen Körpers besitzt offenbar eine ganz besondere erotische Ausstrahlung.

»Wenn du willst, kannst du für heute Schluss machen, du hast wirklich gute Arbeit geleistet«, ließ sich Hans vernehmen, als der Künstlerlehrling mit der Skizze an den Kniekehlen angekommen war. »Die Waden und Füße ebenso wie die Hände kannst du auch morgen oder übermorgen und auch ohne Modell fertigstellen.«

Daniel blickte froh auf und nickte. Sandra drehte sich zu den beiden Männern herum.

»Wenn ihr wollt, lasse ich euch gern allein, um die Sitzung vielleicht angemessen auf dem Sofa zu beenden.« Hans zwinkerte Sandra und Daniel verschwörerisch zu.

Das Modell aber meinte: »Bis nach Hause in die Siesta werden wir es wohl noch schaffen …« Sie gab Hans zwei Wangenküsschen, schnappte sich Daniel an der Hand und zog ihn mit sich aus der Tür des Ateliers. Dann werde ich sie eben gleich auf meinem Bett vernaschen, dachte sich der erregte junge Mann und freute sich auf die Einlösung des in Sandras Worten versteckten Versprechens.

 

Vor der Tür zur Unterkunft hatten es sich Franziska und Claudia bequem gemacht, aßen Panna cotta mit Aprikosen und schauten neugierig auf das ankommende Paar.

»Na, ist die Zeichnung von Sandra gelungen? Seid ihr fertig?« Franziska wandte sich mit ihren Fragen direkt an Daniel.

»Im Wesentlichen bin ich fertig, muss später nur noch ein paar Kleinigkeiten ergänzen. Und das Bild ist meiner Meinung nach sehr sexy geworden.« Bei diesen Worten hatte Daniel das gelungene Bild des runden Mädchenhinterns der Zeichnung vor Augen. Das innere Bild wirkte fast augenblicklich, sein Blut schoss wieder zwischen die Beine.

Franziska beobachtete das mit weiblichem Interesse, das auch mit ein wenig Neid auf die Freundin Sandra gemischt war. »Ich hole euch auch etwas zur Stärkung aus der Küche.« Schon stand sie auf und brachte für die beiden ebenfalls die Sahnespeise mit Früchten. Damit erledigte sich für Daniel bedauerlicherweise vorerst der Gedanke, sofort mit Sandra in seinem Zimmer zu verschwinden.

Nachdem Claudia aufgegessen hatte, meinte diese: »Ich werde mal zu Uta gehen, habe sie lange nicht besucht.«

Sandra rief Claudia hinterher: »Viel Spaß! Und liebe Grüße von uns. Wir werden uns jetzt zur Siesta hinlegen.« Sie blickte zu Dani hinüber und es war klar, wen sie mit wir meinte.

Franziska zwinkerte dem jungen Mann lächelnd zu, ließ ihre Zungenspitze lasziv über die Lippen gleiten und sagte: »Aber ich bleibe jetzt keinesfalls allein!«, bevor sie in der Unterkunft verschwand.

Die beiden anderen schauten sich vielsagend an, Sandra fasste nach Daniels Hand. Dann standen sie auf und gingen ebenfalls in den Bungalow.

Im Flur lief Daniel hinter Sandra und schaute voller Verlangen auf die gerade gezeichneten reizvollen Pobacken. Als das Mädchen an der Tür angelangt war und stehenblieb, stupste die Erektion unwillkürlich gegen die Hüfte Sandras, die mit wohligem Schauer diese heiße Berührung registrierte und sich darauf freute, sie in sich aufzunehmen.

Aber dann sahen sie auf das breite Bett von Daniel – da lag Franziska. Sie erwartete die beiden lang ausgestreckt in ihrer ganzen natürlichen Schönheit.

 

 

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