Von Daniela Seitz

Die Musik erklingt und ich genieße meine Ladies Night.

Langsam strecke ich mein nacktes Bein ins Licht und setze den schwarzen Stiletto mein Terrain erobernd auf die Bühne.

Roter Samt gleitet an meinen Fingern entlang, als ich den Vorhang beiseiteschiebe und in einem Meer aus Aufmerksamkeit bade.

Kleine, rhythmische Achten mit der Hüfte folgen meiner entspannten und lockeren „Sieh her“ Ausstrahlung mit der ich Blickkontakt zur Kamera aufnehme.

Mit schnellen, wellenartigen Bewegungen lasse ich meinen Laib beben. Der Raum gehört mir. Und das zeige ich!

Im Rhythmus von Beyonces „Baby Boy“ gleiten meine Hände von meinen Schultern beginnend an meiner Brust zum Bauch.

Dort angekommen fühle ich die leichte Nässe beginnender Perlen auf meiner nackten straffen Haut.

Meine Hände erkunden beide Oberschenkel und umschmeicheln meine Waden. Gleichzeitig gleite ich mit meine Po Richtung Boden und bewahre dabei einen aufrechten Rücken. Dann strecke ich die Beine durch und werfe meine blonden Locken beim Aufstehen schwingend in die Luft. 

„Drop“ nennt sich diese Bewegung. Sich fallenlassen.

Ich gehe ganz in dem Song auf und wechsle zu sanfteren Schritten. Lasse sacht den Träger über meine Schultern gleiten und öffne das Oberteil vorne. Weiter tanzend spiele ich mit der Möglichkeit es zu verlieren. 

Doch mehr als einen Busen Blitzer gönne ich nicht. Heute bin ich nur die Vorschau.

Fahre beim Abschied mit den Fingern übers Gesicht und verlasse die Bühne mich selbst streichelnd und umarmend.

Dann eile ich ungesehen ihm entgegen. Er, der immer auf mich wartet. Freudig erklettere ich ihn und lasse mich versinken in einem süßen Wahn aus Energie. Mein Innerstes zerspringt. Dann gehen die Lichter aus!

„Nicht schon wieder! Verdammter Stromausfall!“, brüllt Neil, der Clubbesitzer.

„Keine Sorge Chef, das bekomme ich schon wieder hin!“, erwidert Arnold, der Konstrukteur.

„Ja kurzfristig. Aber ohne eine langfristige Lösung kann ich ihr Video nicht posten. Warum zum Geier verbraucht es immer allen Strom, wenn sich dieser verdammte Robotor auf sein Aufladegerät setzt! Sieh sie dir an. Versunken in einen Phallus als wäre sie menschlich. Welcher Depp konzipiert so einen Mist!“

„Ich Chef!“

„Ja und sieh nur was du mich damit kostest. Warum reicht denn kein einfacher Stecker wie bei jedem anderem Gerät?“

„Das würde das Stromausfallproblem nicht ändern Chef.“

„Ich will einen normalen Stecker und basta!“, raunzt Neil und verlässt den Raum ohne eine Antwort abzuwarten.

„Da gibt es nur ein Problem: Sie ist zu schön. Ich habe sie so konzipiert, damit keiner der Gäste im Striplokal auf dumme Ideen kommt…denn kein Mann steht auf einen gegrillten Penis“, murmelt Arnold zu niemand bestimmten.

Dann macht er sich ans Werk.

 

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