Von Helmut Loinger
„‘Fick mich!‘ hauchte sie mir ins Ohr, während ich ihren Hals küsste, der aufgrund ihres modischen Kurzhaarschnittes wunderbar zugänglich war. Meine Hand krallte sich in ihren nackten, knackigen Arsch. Sie drückte meinen Kopf fest an ihren Hals und fügte ein unwiderstehliches ‚Bitte!‘ hinzu. Mein Gott!“
Ich machte eine Pause, atmete tief durch und stützte meinen Kopf gedankenverloren in meine rechte Hand. Die von mir beschriebenen Bilder, die ich erst vor wenigen Stunden aufgenommen hatte, kamen vor meinem inneren Auge wieder hoch. Der Filterkaffee aus der Kanne schmeckte bescheiden und genauso präsentierte sich das Hotel, in dem wir gerade frühstückten. Tina, meine Frau, saß mir gegenüber und stocherte in ihrem Rührei.
„Und dann?“
„Ich hab sie am Handgelenk gepackt. Kompromisslos, genauso wie sie es von mir erwartet hat. Hab ihr befohlen, sich vor mir auf das Bett zu knien und mir ihren geilen Arsch anzubieten.“
Ich erzählte ihr, wie diese – um geschätzte fünfzehn Jahre jüngere – Blondine alles tat, was ich von ihr verlangte. Erzählte ihr, wie sie vor mir knieend, mir ihren Kopf zuwandte, mir tief in die Augen blickte und mich mit einem unmissverständlichen ‚Jetzt!‘ aufforderte, es ihr zu besorgen.
„Habt ihr … ich meine … hast du sie …?“
Tina schlürfte ihren heißen Tee, starrte mich mit neugierigen Augen an und wartete auf mein Geständnis.
„Ich hab mir eines dieser Kondome geschnappt, die da überall herumlagen. Hab nervös an der Verpackung herumgefummelt und sie letztendlich aufgebissen. Die Blondine, Gott, ich weiß nicht einmal wie sie heißt, sie … sie steckte sich zwei Finger in ihre, na du weißt schon. Und als ich mir dann endlich das Kondom überstülpen wollte, da …“
Es fiel mir irgendwie schwer, Tina zu erklären, was dann geschah. Den unvollendeten Satz ließ ich in dem lieblos eingerichteten Frühstücksraum stehen und biss verdrossen in mein Croissant, das nicht mehr taufrisch zu sein schien. Ich musste den Satz gar nicht selbst vollenden, denn Tina wusste genau, wie er endete. Das trockene Croissant versuchte ich mit dem wässrigen Filterkaffee runterzuspülen. Irgendwie passte das mittelmäßige Frühstück in dem mittelmäßigen Hotel zu meinem mittelmäßigen Erlebnis.
„Er hat sich wieder verabschiedet?“
„Die Blondine meinte, es wäre nicht so schlimm, ich solle mir keine Gedanken machen und dass das jedem passieren könne. Das Übliche eben, das was die anderen Mädels sonst auch immer sagen, wenn mein kleiner Goalgetter beim Elfmeter den Torschuss verweigert.“
Tina beugte sich zu mir vor und drückte mir einen Kuss auf den Mund.
„Er ist mir halt treu,“ hauchte sie und strahlte mich dabei lächelnd an.
Zugegeben, ich war keine zwanzig mehr, aber als Mittvierziger fühlte ich mich eigentlich noch recht gut in Schuss. Beim Sex mit Tina hatte ich nie Erektionsprobleme. Doch seit wir uns letztes Jahr bei unseren erotischen Ausflügen in die Swingerszene für aktiven Partnertausch entschieden hatten, versagte mir mein bestes Stück regelmäßig im entscheidenden Moment seine Dienste. Hatte schon über eine Therapie beim Psychologen nachgedacht.
„Bist wenigstens du zufrieden gestellt worden, mein Schatz?“
Ihr Grinsen sagte alles und sie musste mir gar nicht im Detail erzählen, was der großgewachsene und durchtrainierte Typ auf der gestrigen Party alles mit ihr angestellt hatte.
„Aber wir müssen unbedingt etwas gegen das Treuegelübde deines besten Stückes unternehmen. Kann ja nicht sein, dass er ausschließlich nur mich vernaschen will, der Gute.“
Ich liebte diese versauten Gespräche mit Tina, die mittlerweile für uns so selbstverständlich waren wie die Butter aufs tägliche Brot, aber für jeden Außenstehenden vermutlich auf völliges Unverständnis stoßen würden. Wer freut sich schon drüber, wenn sein Partner Sex mit anderen Männern oder Frauen hat?
„Das ist sehr edel von dir, mein Schatz, dass du mich beim fremdvögeln unterstützen willst. Nur was zum Teufel sollen wir dagegen tun? Schließlich hab ich mir schon pharmazeutische Unterstützung geholt. Doch nicht einmal diese blauen Pillen schaffen es, dass mein Kleiner nicht schlappmacht, wenn es zur Sache geht.“
„Wir probieren es ganz einfach noch einmal, mit anderen Rahmenbedingungen. Ich hab da so eine Idee. Dein Kleiner wird sich schon noch mit einer fremden Muschi anfreunden. Vertrau mir.“ Ihr lüsternes Lächeln war unwiderstehlich.
Wochen später bekam ich morgens im Büro eine Nachricht von Tina auf mein Smartphone: „Heute ist es soweit: Hotel Bergsommer um vier, Zimmer 69. Sei pünktlich!“
Was für eine Ansage. Mein Kopfkino lief den restlichen, öden Büroalltag über auf Hochtouren. Ich konnte mich kaum auf irgendeine Aufgabe richtig konzentrieren. Meinem Chef erzählte ich, dass ich ausnahmsweise früher wegmüsste. Arzttermin. Auf der viertelstündigen Fahrt zum Hotel grübelte ich, was Tina vorhatte. Solche Spielchen spielten wir von Zeit zu Zeit und peppten damit unser mehr als zwanzigjähriges, eheliches Sexleben auf. Ich vermutete, dass sie mit einem attraktiven Paar im Zimmer auf mich warten würde. Sicherlich hoffte sie, dass ich mich in kleinerem Rahmen mehr fallen lassen könnte, als auf großen Swingerparties. Dabei sollte es gelingen, meine Manneskraft unter Beweis zu stellen. Schon der Gedanke daran bescherte mir einen trockenen Mund und einen Ständer in der Hose. Aber da waren natürlich die Zweifel wieder in mir. Dennoch war ich gespannt und freute mich wie ein Honigkuchenpferd.
Voller Erwartung klopfte ich schon eine Minute vor vier an Zimmer 69. Niemand öffnete. Ich klopfte ein zweites Mal, diesmal intensiver und länger.
„Ruhig Brauner“ hauchte mir Tina entgegen, als sie mir die Tür öffnete und mich in einem lasziven Hauch von fast Nichts empfing. Sonst war niemand im Zimmer zu sehen. Aha, sie wollte einfach ein eheliches Sexdate in trauter Zweisamkeit in einem gediegenen Hotelzimmer, dachte ich mir. Schön, weil dies nahm mir gehörig den Druck, performen zu müssen. Tina zog mich an meiner Krawatte ins Zimmer, warf mich aufs Bett und verband mir die Augen mit einem nach ihrer Muschi duftenden Seidenschal. Gott, dieses Luder!
Dann machte sie sich mich küssend und beißend daran, mir jegliche Kleidungsstücke auszuziehen. Momente später lag ich splitterfasernackt auf dem Bett und spürte wie sie meine Hände und Füße mit Manschetten fixierte, die selbstverständlich dafür sorgten, dass ich mich kaum noch bewegen konnte, Hände und Füße von mir gestreckt. Mein Herz raste und mein Gemächt pulsierte. Ich brannte darauf, ihren Körper auf mir zu spüren und von meiner Frau nach Strich und Faden vernascht zu werden.
„Bis gleich, mein Schatz und keine Fragen!“ hauchte sie mir ins Ohr, schenkte mir noch einen innigen Zungenkuss, einen nachdrücklichen Griff an meinen Ständer und ließ mich unverrichteter Dinge zurück. Weg war sie. Der bislang leicht im Hintergrund laufende Chillout-Sound aus den Boxen wurde lauter. Erheblich lauter, so laut, dass ich keine sonstigen Geräusche mehr im Zimmer wahrnehmen konnte. Plötzlich spürte ich, wie sich Tina auf das Bett setzte. Nein, sie kniete sich breitbeinig über meinen Oberkörper. Ich saugte tief ihren Duft ein. Sie roch fantastisch aber sie roch definitiv nicht nach Tina.
„Was zur Hölle?“ war nur ein kurzer Gedanke, bevor die Hände der fremden Frau mich streichelten, ihr Mund mich zuerst sanft und dann immer intensiver küsste. Nun war mir völlig klar, was Tina vorhatte. Sie saß sicherlich in dem Fauteuil neben dem Bett und sah zu, wie sich die Lady über mich hermachte.
Die Unbekannte lutschte und saugte an meinem besten Stück, dass mir die Sinne schwanden. Bis zu dem Moment als sie versuchte, mir ein Gummi überzuziehen. Ich spürte wie mich meine Erektion verließ, wollte meinem Schwanz noch zurufen ‚Halt, bleib so, lass dich nicht kleinkriegen!‘. Doch es nutzte nichts. Sekunden später hatte die Lady anstatt meiner erigierten siebzehn nur noch halbschlaffe zwölf Zentimeter in der Hand. Sie versuchte zwar noch verzweifelt ihn wiederzubeleben, doch leider ohne Erfolg. Der Patient war hinüber, hat es nicht gepackt. Hat sich schlicht und ergreifend zur Ruhe gelegt. ‚Fuck!‘ rief ich, unpassenderweise.
Tina schickte die Lady aus dem Zimmer, bevor sie sich zu mir setzte und mir von ihr erzählte. „Du hast wirklich was verpasst, mein Schatz. Hab die Süße auf Tinder klargemacht. Groß, blond, Ende dreißig, knackig und soooo heiß. Schade drum“, feixte sie und küsste mich heiß und feucht.
„Shit, erzähl mir bloß nichts mehr von dieser nächsten vergebenen Großchance. Ich glaub ich lass mich kastrieren.“
„Gott sie war so feucht. Hab mich selbst davon überzeugt. Mmmh…“
„Tina, verdammt hör auf damit. Nimm mir die Augenbinde ab und mach mich los!“
„Das willst du doch gar nicht, mein Schatz, oder?“
Tina knabberte an meinen Brustwarzen, küsste und massierte mich wieder zur Auferstehung. Sie brachte mich förmlich um den Verstand. Ihre Zunge, ihre Hände waren überall und mir war, als hätte sie plötzlich zehn Hände. Nein, verdammt, sie hatte bloß vier. Da waren vier Hände auf meinem Körper. Die Tinder Akquise schien sich wieder ins Zimmer geschlichen zu haben. Oder sie war gar nie weg. Bitches! Mein pochender Schaft wurde intensiv bearbeitet. Ich wusste nicht mehr was mich mehr aufgeilte. Mittendrin verpasste mir eine Lady ein Gummi und plötzlich wurde ich gefickt. Ich konnte nicht sagen, welche der beiden Ladies sich auf mich setzte und mich bis zum Finish ritt.
Minuten später waren Tina und ich tatsächlich allein im Zimmer. Unser Date war genauso geisterhaft verschwunden, wie sie vorhin erneut erschienen ist. Tina gönnte mir keinen Blick, keinen Abschiedskuss an die mysteriöse Tinder-Lady.
„Tina, du Luder, Augenbinde und Manschetten, bitte!“
Meine Frau kuschelte sich eng an mich, strahlte mich zufrieden an. Ich wusste, dass ich sie nichts über die Unbekannte fragen durfte, doch ich wollte unbedingt wissen, wer von den beiden Ladies mich erlöst hatte.
„Auswärts?“ fragte ich sie mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht.
Tina beugte sich nach unten zu meinem Bauchnabel und flüsterte zu meinem ausgepowerten Goalgetter: „Touchdown, du untreue Seele!“