Von Winfried Dittrich

»Guten Tag.«
»Guten Tag.«

»Darf ich für Sie drücken?«
»Ja, die Siebzehn, bitte.«

»Gerne.«
»Dankeschön.«

»Gerne!«
»…«

»Hoppla. Das kam unerwartet.«
»Was ist passiert?«

»Ich glaube, wir haben angehalten.«
»Ist das nicht normal?«

»Nein.«
»Es müsste doch gleich die Tür aufgehen, nicht wahr?«

»Nein, nicht, wenn wir zwischen zwei Stockwerken angehalten haben.«
»Haben wir das?«

»Es sieht so aus. Sehen Sie das Licht im Türspalt?«
»Ich drücke den Alarmknopf.«

»Halten Sie ihn gedrückt – für mindestens drei Sekunden!«
»Mach ich, das steht ja hier …«

»Haben Sie den Knopf richtig gedrückt?«
»Ja. Soll ich es noch einmal versuchen?«

»Versuchen Sie es nochmal.«
»Ja, gut.«

»Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. Das waren doch jetzt mindestens drei Sekunden.«
»Es passiert aber nichts.«

»Lassen Sie mich mal.«
»Wenn Sie meinen.«

»Tatsächlich. Das Ding ist tot.«
»Ja … und … was machen wir jetzt?«

»Haben Sie ein Handy dabei? Bei meinem ist der Akku leer.«
»Ja.«

»Dann rufen wir jetzt die Wartungsfirma an. Die Nummer steht hier.«
»Gute Idee …«

 

Das Lesen dieses Dialogs hat Sie bis hierhin ungefähr neunundneunzig Sekunden Ihrer Lebenszeit gekostet, etwa die durchschnittliche Dauer einer Aufzugsfahrt. Laut einer Studie, deren Autor, Inhalt und Validität unbekannt sind, soll sich das Leben beim Hinaufsteigen einer Treppe um jeweils fünfeinhalb Sekunden pro Stufe verlängern. Wenn Sie diese Geschichte beim Treppensteigen gelesen haben – never mind. Das wird schon passen. Ansonsten sollten Sie nun ungefähr zwei Stockwerke hochlaufen, um die verlorene Zeit wieder hereinzuholen und bei plus-minus Null herauszukommen. 

Sollten Sie diese Geschichte jedoch in einem Fahrstuhl gelesen haben, der plötzlich steckengeblieben ist, dann sollte sie Ihnen vorzüglich zur Überbrückung der Wartezeit gedient haben. Und als eine Lehre! 

(Version 2, ca. 1850 Zeichen)