Von Lisa Marie Kormann
Ich war zufrieden mit meinem Leben. Ich hatte eine eigene Wohnung, einen liebevollen Ehemann, zwei hübsche Töchter und meine Karriere als Tänzerin.
Mein absolutes Ein und Alles in meinem Leben: meine Familie und meine Karriere. Tänzerin zu sein ist ein Traum, der allerdings auch mit viel Training verbunden ist. Aber allen voran macht es unheimlich viel Spaß. Kein anderer Sport fasziniert mich so sehr. Mein Leben war rundum erfüllt.
Bis zum 29.05.2007: Seit diesem Tag hat sich mein Leben völlig verändert und nichts ist mehr so, wie es einmal war.
An diesem Tag ereignete sich ein tragischer Unfall beim Tanztraining. In einer Freestyle-Choreographie stürzte ich von einer Hebefigur so schwer zu Boden, dass ich mich zu schwer verletzte, um jemals wieder tanzen zu können.
Das Ende meiner Karriere bedeutete für mich zeitweise auch das Ende meines gesamten Lebens.
Fast jede Nacht hatte ich Alpträume und Selbstmordgedanken. Nach einem schrecklichen Jahr voller unglücklicher Stunden und Terminen beim Psychologen, entschied ich mich, mich zurück ins Leben zu kämpfen und mich anderweitig zu beschäftigen, um meinem Leben wieder einen Sinn zu geben.
Ich besuchte Workshops im kreativen Schreiben und fing daraufhin an, erste Ratgeber an junge Tänzer zu schreiben und zu veröffentlichen.
Schon bald hatte ich erst Erfolge mit meinen Büchern. Bei einer Vorlesestunde in einer Tanzschule, kam eine der Tänzerinnen der Schule nach meiner Lesung zu mir und sagte mir: „Wie schön, dass Sie diese Ratgeber schreiben. Als ich hier vor zwei Monaten in der Tanzschule angefangen habe Unterricht zu nehmen, hatte ich wirklich zwei linke Füße. Besonders im Tango Argentino hatte ich große Schwierigkeiten. Ich wollte schon aufhören, aber mein Tanzpartner ermutigte mich, weiter zu tanzen und nicht aufzugeben. Danke, dass es Ihre wertvollen Ratschläge gibt. Schön, dass auch Sie nach dem tragischen Unfall nicht aufgegeben haben. Schreiben Sie unbedingt weiter.“
Das war das größte Kompliment meines Lebens.
Als ich wieder zu Hause war, schlug ich die Tageszeitung auf und fand nur zufällig eine Stellenanzeige, in der eine Tanztherapeutin gesucht wird. Diese Anzeige weckte sofort mein Interesse und ich rief am Abend sofort dort an, um mich zu informieren. Bei unserem gemeinsamen Gespräch erklärte ich der Personalchefin, dass mich dieser Beruf sehr interessiert und sie schlug mir daraufhin vor, mich auszubilden.
Von da an arbeitete ich als Autorin und Tanztherapeutin. Meiner Familie habe ich sehr viel zu verdanken. Meine drei Lieblinge bauten mich nach meinem schrecklichen Jahr wieder ganz liebevoll auf und unterstützen mich immer.
Letztlich bin ich mindestens genauso glücklich, wie vor meinem Unfall. Schließlich sind wir eine starke Familie und halten zusammen. Noch dazu habe ich eine neue andere Karriere, die mir sehr viel Spaß macht. Jetzt kann ich anderen Leuten durch eine wundervolle Therapie helfen und auch meine Bücher helfen den Menschen. Das macht mich jetzt glücklich.