Von Bernd Hofmann

Für die meisten Menschen ist eigentlich alles zwischen 12 und 20 eine wilde Zeit. Pubertät, Pickel, Alkohol, die Liebe. Erwachsenwerden. Für mich war es das Gegenteil. Am 3. September wurde ich 18. Das Jahr drauf 19. Und dieses Jahr bin ich 20. Was hat sich verändert? Nicht viel. Schon immer war da dieser Abstand. Ich, und die Anderen. Gefangen in meiner Wahrnehmung sehe ich die Anderen, bin aber unfähig mein Selbst hinter mir zu lassen. So steh ich mir selbst im Weg. Verdammt dazu nur zuzusehen. Sie ekelten sich vor ihren ersten Pickeln, erleben die erste Liebe und entdeckten die Vor- und Nachteile exzessiven Alkoholkonsums. Und ich saß da und verstand es einfach nicht.

Versteh mich nicht falsch, ich kenne die Theorie, die Prinzipien und die Ideen, die hinter alle dem stehen. Ich weiß was es heißt jemanden zu lieben. Ich weiß warum die Pubertät und alles was darauf folgt eine verwirrende Zeit ist. Den Platz im eigenen Leben zu finden und all das. Aber mich hat das alles irgendwie nicht betroffen. Wie das Auge des Sturms stand ich da und sah wie sich Leute vor meinen Augen in den Vollrausch tranken, ihre endlose Liebe gestanden und sich vor Kummer und Sorgen um die eigene Zukunft in ein nasses Tränenbündel verwandelten. Für mich war das alles so sinnlos. Warum Sorge über Aussehen, wenn es vergeht? Warum Flucht in den Alkohol, wenn der nichts ändert? Warum Lieben, wenn die Liebe flüchtig ist? Warum Sorgen um die Zukunft, wenn man sie selbst formt?

Keiner verstand das und ich verstand sie nicht.  Ich saß dabei und trotzdem ist es als wäre ich nie da gewesen.  Ich war 19 ja, aber eigentlich auch nicht.

 

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