Von Christiane Labusga
Easy, den Oma Schmodtke nun jeden Tag zum Streicheln von Erwin zum Essen einlädt, hat einen enormen Appettit. Darum hat sich Oma Schmodtke überwunden und Ausflüge in die Welt des Containerns begonnen (denn mit Easys grünem Daumen wird selbst Gammelfleisch wieder frisch, man muss ihm nur unauffällig den Abfall in die Hand geben).
Oma Schmodtke hat schnell festgestellt, dass ihr das Containern in ihrem Kiez nicht gefällt, hier kennt sie ja jeder. Darum fährt sie regelmäßig in den Norden, wo sie keiner kennt, aber sicher auch ein paar Container stehen.
Doch heute hat ihr das Containern keinen Spaß gemacht. Irgendwie ist sie fahrig, und statt sich heimlich zu bedienen hat sie mit dem Edeka-Mann am Gesundbrunnen eine Diskussion angefangen. Worüber? Hm? Verpackungsmüll? Ach, schon vergessen. Der Typ hat nur gelacht, ausdauernd, bei jedem ihrer Worte, hat ihr dann auf die Schulter geklopft (die dank Easy auch nicht mehr wehtut) und gesagt:
„Alles klar, nehmen Sie nur mit, was Sie in die Tasche packen können. War nett, mit Ihnen zu plaudern!“
Auf der Rückfahrt ist dann auch noch an der Boddinstraße Schluss. Angeblich Kinder im U-Bahn-Tunnel.
Beim Aufstehen in der U-Bahn wird ihr richtig schlecht und schwindelig, etwas ist im Busche. Sie muss an Easy denken, den grünen Finger, der so viel Gutes für sie und Erwin gebracht hat. Ihr Herz rast. Sie muss raus, hoch an die frische Luft!
Aber im hellen Licht der Hermannstraße bekommt sie einen noch größeren Schwindelanfall und gerät ins Wanken.
„Hallo, Lady, alles gut bei Ihnen?“
Jemand hat sie gepackt, sie schaut auf, kann nur einen Irokesen erkennen, ihr wird immer übler:
„Easy?“
„Klar, Oma, alles easy! Wo wollen Sie denn hin?“
„Nach Hause.“
„Wo ist denn das?“
„Thomasstraße.“
„ Ach, dann gehen wir einfach das Stück! Ich muss auch gerade da hin.“
Oma Schmodtke ist matt, verwirrt, will nur nach Hause, Easy sieht ja, was mit ihr los ist. Auch wenn Easy irgendwie komisch ist. Und sollte er nicht auf Erwin aufpassen?
Als Oma Schmodtke, immer noch in Verwirrung, denn nur langsam dämmert ihr, dass d i e s e r Easy nicht ihr Easy ist, ihre Wohnungstür öffnet, befindet sich dahinter der richtige Easy. Mit dem begeisterten Erwin, der nur noch Wellness (Easy) und bestes Futter (Oma Schmodtkes Containerfunde) kennt.
Als Oma Schmodtke den neuen Iro mit in die Wohnung bittet, jault Erwin auf.
Oma Schmodtke kann jetzt endlich wieder klar sehen, und wenn Erwin jammert, ist wirklich was Übles im Busche. Sie schaut den Iro an, den sie mitgebracht hat, und dann Easy. Da ist eindeutig etwas in der Luft…
„Hi“, sagt Easy. Verdutzt.
„Hi, ich bin Peach, wer bist du?“
Peach streckt ihre Hand aus, in Richtung Easy.
Oma Schmodtke schreit: „Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!“
Erwin bellt: „Rrrwuff!“.
„Easy“, sagt Easy.
Er ergreift die Hand dieser Peach und zuckt kurz zurück, weil ihn ein schmerzhafter Stromschlag trifft.
„Das muss Liebe sein!“, denkt er.
Oma Schmodtke, jetzt wieder die Alte und hellwach, sieht es gleich:
Der Daumen ist nicht mehr grün.
„Ich bring‘ noch mal den Abfall weg“, seufzt sie.
Als sie ihr Containergut in den Restmüll kippt, glaubt sie das Lachen des Edeka-Mannes zu hören.
„Für Easy heute nur Luft und Liebe!“, knurrt sie zur Antwort.
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