Von Martina Zimmermann
Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr zweitausendzweihundert. Dies ist das Abenteuer von Tina. Ihr Auftrag lautet, die Welt zu retten. Sie hat nur noch vier Stunden Zeit, dann ist es zu spät. Tina weiß, sie muss handeln. Das Schicksal der ganzen Welt liegt in ihren Händen.
Alles fing scheinbar harmlos an. Ein schleichender Prozess, so könnte man es am verständlichsten beschreiben. Ihr fiel auf, dass die Menschen ihre Fröhlichkeit immer mehr verloren. Sie lachten weniger und zunehmend wurde die Welt ernster. Bald schon spürte Tina eine Kälte. Sie ging von der gesamten Bevölkerung aus. Niemand schien noch so zu sein, wie er früher einmal war. Es gab keine Herzlichkeit mehr und auch keine menschliche Wärme. Kinder spielten stumm und alleine für sich. In den Kindertagesstätten war alles ruhig, so als wenn dort niemand leben würde.
Alle waren ruhig und ihr Lachen war verschwunden. Sie schienen keine Freude empfinden zu können. Auch bei den Erwachsenen war es nicht anders. Feste wurden nicht mehr gefeiert. Niemand hatte Lust dazu, denn keiner empfand noch Freude. Jeder lebte für sich in seinem Trott. Die Menschen gingen zur Arbeit und das tagein und tagaus. Sie lebten in einer grauen Welt, die ihre Schönheit verloren hatte. Wie ferngesteuert funktionierten sie wie unter einer Dunstglocke, und niemand schien es zu bemerken. Keiner vermisste sein altes Leben oder empfand sein neues Leben als so anders als vorher. Aber warum? Was war nur passiert? Und wer war dafür verantwortlich?
Tina überlegte, sie konnte es nicht mit anschauen, wie die Welt unterging. Nicht durch Krieg, nein, durch innere Kälte. Ohne menschliche Wärme und Mitgefühl konnte die Menschheit nicht länger existieren. Das war klar, und jetzt war es an der Zeit zu handeln. Die Welt war aus den Angeln gerissen, die menschliche Kälte hatte sich auf das Klima ausgewirkt. Alles war außer Kontrolle geraten. Die Temperatur war gesunken und es drohte eine Eiszeit. Das komplette Leben auf der Erde war gefährdet. Alle drohten zu erfrieren. Nicht nur innerlich, nein, ihr Leben würde ausgelöscht und das für immer und ewig.
Es gab eine Handvoll Menschen, sie hatten sich beim Training der Herzsportgruppe gefunden. Ihnen war aufgefallen, dass sich alle anderen veränderten. Sie konnten zusammen noch lachen. Darum fragten sie sich, warum es ihnen nicht genauso ergeht wie den anderen? Was war bei ihnen anders? Und warum waren alle so kalt und unnahbar geworden? Es war ihr Herzschrittmacher. Er machte sie immun.
Diese kleine Gruppe Menschen nannte sich „die Standhaften“. Sie waren es, die bemerkten, dass sie bestimmte Kräfte besaßen, die andere nicht hatten. „Wir haben eine Gemeinsamkeit, das wissen wir jetzt. Es ist unser Herz. Durch diesen Schrittmacher bleiben wir in unserem menschlichen Rhythmus. Alle anderen scheinen kalt und eingefroren zu sein.“, erklärte Franz, der Leiter der Gruppe.
Die anderen nickten. Sie wussten, Franz hatte recht. Doch was war zu tun? Jeder von ihnen konnte Dinge, die er früher nicht konnte. So hatte Agnes die Fähigkeit, so gut zu hören wie kein anderer. Renate konnte sehen wie kein anderer Mensch und einige konnten sich so schnell bewegen wie der Wind. Tina hatte zunächst keine Fähigkeiten. Dann bemerkte sie allerdings, als sie schon dachte, sie wäre unter allen Anomalien die Größte, dass sie fliegen konnte. Außerdem war sie so stark wie kein anderes menschliches Wesen. Ihre Augen konnten Strahlen senden, die Informationen enthielten oder auch Dinge zum Schmelzen brachten. Sie war über Nacht zur Superheldin geworden.
„Wir müssen vorsichtig sein und unsere Emotionen im Griff haben. Keiner darf erahnen, dass wir immun sind. Wer weiß, was sie sonst mit uns machen?“, gab Agnes zu bedenken. Die anderen stimmten ihr zu. Jeder versuchte sich unauffällig zu verhalten und benutzte seine Superkräfte, um mehr über ihre Situation zu erfahren.
„Was sollen wir tun? Ich spüre, wie uns die Zeit davonläuft.“ Peter, einer aus der Gruppe, erklärte: „Wir haben herausgefunden, dass es eine andere Macht gibt, sie will unsere Welt an sich reißen. Wer immer sie auch ist. Es ist ihr fast gelungen, die Menschen zu vernichten. Mittlerweile ist es eisig kalt geworden und in vier Stunden sind wir alle Geschichte, wenn uns nichts einfällt.“
Plötzlich verdrehte Agnes die Augen, sie schien etwas wahrzunehmen. Alle schauten sie gespannt an und dann begann sie zu berichten. „Ich höre andere Stimmen. Sie sind unseren ähnlich und ich kann sie verstehen. Sie wachen über uns, oben im Weltall. Ihr Lebensraum ist verloren und jetzt beabsichtigen sie, unsere Erde einzunehmen. Ein installierter Sender lässt alle anderen zu Eis erstarren. Er bewirkt diese Veränderung.“ Renate nickte zustimmend. „Ich kann ihn sehen. Durch die Kälte wurde die Atmosphäre durchsichtiger.“
Alle schauten sich an. „Das ist unser Zeichen! Wir müssen handeln!“ Tina sprang auf. „Ich werde es tun. Denn nur ich bin dazu in der Lage, mit eurer Hilfe. Ihr müsst mich leiten. Mir genau sagen, wohin ich fliegen muss. Es muss mir gelingen, diesen Sender zu zerstören.“ Fest entschlossen stand sie da. Unsere Superheldin mit der Last der Welt in ihren Händen. Kurzerhand wurde die Lage besprochen. Und dann ging es auch schon los. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, erklärte sie und dann flog sie hoch in den Himmel. Wie ein Düsenjet, so schnell. Sie stieg und stieg und in ihr spielten die Gefühle verrückt. Sie versuchte krampfhaft, ihre Angst zu unterdrücken. „Ich muss funktionieren!“, schrie sie in den Himmel und gab Gas, bis sie oben angekommen war. Dort fand sie eine Art Raumstation vor, die so gut getarnt war, dass sie kaum zu erkennen war. Komisch, dachte sie. Agnes und Renate leiteten sie genau zur passenden Stelle. „Sei vorsichtig, warnte Renate. Ich sehe Schatten im Inneren. Verstecke dich unter der Raumstation.“ Schnell flog Tina unter die Station. Ihr Puls raste und sie spürte Angst, doch sie war sich sicher, nicht aufzugeben. Gerade als sie dachte, sie hätte sich rechtzeitig verstecken können, bemerkte sie eine Patrouille. Sie kamen direkt auf sie zugeflogen, in ihrem Raumschiff, das an ein Dreieck erinnerte. Tina konnte in ihren großen, leeren Augen, durch die Scheibe des Schiffes sehen und ihr lief ein Schauer über den Rücken. Still verharrte sie in der Atmosphäre, unfähig, sich zu bewegen. Diese Augen, schienen keine Reflexe zu haben. Sie starten ins Weltall, als wenn kein Leben in ihnen war. Tina glaubte sich schon verloren, da passierte das Unfassbare. Die Patrouille drehte ab und flog davon. Sie schienen Tina nicht bemerkt zu haben. Warum, das konnte Tina nur vermuten, aber sie hatte einen Auftrag und musste ihn ausführen. Nachdem sie einige Male durchgeatmet hatte, fasste sie sich und machte sie sich an ihre Aufgabe. „Ihr habt nicht mit uns gerechnet. Wir leisten Widerstand und wir werden unser Leben zurückbekommen. Dafür sorge ich!“, rief sie erleichtert. Tina verschaffte sich einen kurzen Überblick und begann damit, die Schwachstelle der Anlage zu suchen. Plötzlich entdeckte sie den Sender, der alle Menschen beeinflusste. Flink setzte sie ihre Laseraugen ein. Der Strahl traf auf das Raumschiff und nach einigen Sekunden begann sich der Sender aufzulösen. Tina traute ihren Augen nicht. Es schien, als würde sich ein rosa Staub aus der Leitung darunter lösen. Sie beschloss, die Leitung an mehreren Stellen zu beschädigen und je mehr sie das tat, umso mehr löste sich der feine Staub und rieselt hinunter auf die Erde. Tina verstand zunächst nicht, was das sollte. Sie wollte den Sender zerstören und das hatte sie geschafft. Aber was war das? In einem Meer von rosa Glitzer-Staub flog sie zurück auf die Erde. Dort unten angekommen, bemerkte sie die Wärme. In dem Staub waren alle Emotionen der Menschen gefangen. Sie waren eingesogen worden. Jetzt sind sie frei und alle konnten wieder lachen und ihre Freude war zurückgekehrt. Die Sonne schien an einem wunderbar blauen Himmel. Tina vernahm das Zwitschern der Vögel und die ersten Schmetterlinge flogen ihr entgegen. Das Lachen der Kinder schallte durch die Luft und sie verspürte pures Glück. Die Erde war gerettet. Mit den Menschen und allen Lebewesen, die auf ihr existierten. Tina hatte es geschafft. Das Leben war wieder lebenswert. Doch für die Zukunft sind sie gewarnt. Sie werden wachsam sein und ihre Fähigkeit zum Schutz der Menschen einsetzen.
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