Von Helga Rougui

– Da ist ein Haar im Salat, sagte mein Mann. Ein langes. Ist von dir.

Von wem sonst, dachte ich und schaute auf seine dichten sehr kurzen Locken.

Nimms raus und iss weiter, dachte ich.

Er schob seinen Teller von sich und stand auf.

– Warum kannst du nicht wenigstens beim Kochen ein Kopftuch tragen?

– Was soll das denn heißen – wenigstens? Nee, ist zu unbequem, dauernd rutscht das Ding und ich seh damit aus wie ein abgeleckter Heringsschwanz.

– Es gibt auch welche, die rutschen nicht. Dann trag halt ne Kochmütze. Muß ich als Konditor auch. Ich hab jedenfalls keinen Hunger mehr.

Er verließ die Küche.

Schade, es hätte nach dem Salat noch Lachsfilet aus dem Ofen mit einer Chermoulamarinade und Pasta alla Panna geben sollen, aber das konnte ich nun wohl alleine essen.

 

Mit unserer Ehe stand es nicht zum besten. Dauernd Gemecker. Unfrieden. Vorwürfe.

Wir waren beide nicht mehr glücklich.

Und so kam, was kommen mußte.

Scheidung, einvernehmlich, wie man so sagt, friedliche Trennung, und wir blieben natürlich Freunde.

 

***

 

Elf Jahre später sitze ich mit meinem neuen Freund beim Frühstück.

Er zieht ein langes weißes Haar von seinem Butterbrot und schaut mich an.

Ich schaue ihn an.

– Sieh da, ein Haar.

Man muß dazusagen, daß einige Zeit ins Land gegangen ist und ich jetzt sehr lange, weiße Haare habe.

Er aber auch, zusammengebunden zu einem langen weißen Zopf.

Es steht also unentschieden.

– Tja, mein Schatz, wir werden nicht jünger, ne?

Er läßt das Haar großzügig auf den Küchenboden fallen.

Wir frühstücken zu Ende.

 

Ich überlege, ob es nicht besser wäre, beim Kochen ein Kopftuch zu tragen.

Aber dann rutscht das Ding wieder nur und ich seh damit aus wie ein abgeleckter Heringsschwanz.

 

Kann ich mir in meinem Alter nicht leisten.