Melanie Grote

Die kleine Fee stand vor dem Spiegel und betrachtete sich.
„Blaue oder gelbe Flügel?“, fragte sie sich. Wie sollte sie sich bloß entscheiden? Wenn sie die blauen wählte könnte sie einen Tag im Wasser verbringen. Wenn sie die gelben wählte würde sie die Sonne genießen.
Im Feenland hing vieles von der richtigen Entscheidung ab, aber vor allem beeinflusste die Farbe der Flügel das Leben der Feen. Jeden Tag wechselte die Farbe und entschied, was die Feen erlebten. Sie selbst hatte immer wieder das Problem die falsche Entscheidung zu treffen.
Blau oder gelb? Blau oder gelb? Wie sollte sie sich entscheiden? Wäre Glöckchen doch nur hier. Sie traf immer die richtigen Entscheidungen, aber bis Januar war sie auf Reisen. In dieser Zeit war es ihr in diesem Teil des Feenlandes zu kalt. Sie verbrachte ihre Zeit lieber im Süden.
Letztendlich entschied sie sich für die blauen Flügel. Sie liebte die Farbe einfach. Schon im nächsten Moment wurde ihr klar, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hatte. Es fing sofort an zu regnen und hörte auch nicht wieder auf. Die blauen Flügel spielten ihr doch immer Streiche und am Ende des Tages war sie pitschnass. Da war es ganz egal ob sie in den Bach fiel, ihr eine Pfütze zum Verhängnis wurde oder es wie heute den ganzen Tag regnete. Irgendetwas passierte immer.

Schicksalsergeben seufzte die kleine Fee. Das würde ein langer Tag werden. Schon jetzt fühlte sie die Nässe durch ihren ganzen Körper dringen. Jeder Zauber erschien zwecklos.
Plötzlich stand Elias vor ihr. Er war ein Feenjunge aus ihrer Klasse. Er hatte sich heute für grüne Flügel entschieden. Eine gute Farbe. Grün stand für Glück.
“Komm, wir verbringen den Tag zusammen“, bot er mir an und nahm meine Hand in seine. „Vielleicht hast du dann Glück und der Regen hört irgendwann auf.“
Dankend nahm die kleine Fee sein Angebot an. Mit dem Glück an ihrer Seite wurde ihr Tag erträglicher und am Nachmittag hörte es endlich auf zu regnen. Elias war wie so oft der Retter bei ihren endlos langen Auflistungen der falschen Entscheidungen. Beim nächsten mal wollte sie es besser machen. Sicherlich war Elias dann wieder an ihrer Seite. Sie mochte ihn sehr. Wenn er in ihrer Nähe war, traf sie auch nicht hin und wieder die richtigen Entscheidungen. Sie wollte ihm endlich sagen, was sie für ihn empfand. Sie wusste nicht, was der nächste Tag brachte. Sie wollte mutig genug sein und auch diesmal die richtige Entscheidung treffen. Solange Elias bei ihr war, konnte das durchaus funktionieren.

Am nächsten Tag stand Elias neben ihr und sie wählte die gelben Flügel. Sie lächelte ihn an und badete in der Sonne. Der Feenjunge nahm ihre Hand und zusammen gingen sie spazieren. Von nun an verbrachten sie jeden Tag zusammen. Bei ihrer Flügelwahl lag sie manchmal immer noch falsch, aber da Elias sie meistens begleitete, war das Glück an ihrer Seite.

 

ENDE

 

V 2