Von Daniela Seitz

Hier ist es schön, so angenehm, so einfach, so schwerelos und so rhythmisch! Mein Reich, mein Lebensraum, mein Planet, mein Ein und Alles. Wüsste ich, wovon ich da spreche, würde ich es einen Garten Eden nennen. Hier höre ich etwas, das mit mir spricht und von einem Garten Eden sprach. Keine Ahnung was das ist, aber es hört sich so an, wie ich mich in meinem Reich fühle.

„…I am no superman. But I love you the best i can…“

Das höre ich immer wieder. Ich weiß nicht was es bedeutet, doch dieser Rhythmus macht mich sofort fröhlich. Vergnügt versuche ich den Takt mit meinem Körper mitzumachen. Denn als ich es einmal schaffte, erntete ich begeisterte Reaktionen. Wie die aussahen? Keine Ahnung, was weiß denn ich was eine Reaktion ist. Ich merke lediglich, dass das was ich höre, mit mir interagiert. Das ich nicht alleine bin, obwohl ich nicht sehen kann, was da reagiert.

Ich habe alle Zeit der Welt. Probiere herum. Drehe mich mal nach rechts, mal nach links und dann einfach auf den Kopf und umgekehrt. Wie ein Drehwurm. Das ist lustig und macht Spaß.

Bis sich auf einmal die Tür öffnet.

Was soll das? Ich will hier nicht weg. Hier habe ich alles was ich brauche. Warum sollte ich mein Reich verlassen? Außerdem öffnet sich diese Pforte nur sehr langsam. Bisher ist es noch nicht mal ein kleiner Spalt. Doch ich spüre, dass da etwas in Bewegung ist, denn plötzlich ist es so gar nicht mehr entspannt hier. Ich fühle Druck. Er kommt und geht, doch wie die Tür scheint er in einer Bewegung zu sein, die mir verspricht, keine Ruhe mehr zu haben.

Was passiert hier denn bloß? Ich verstehe gar nichts mehr!

Doch intuitiv weiß ich, dass es am einfachsten ist, nachzuschauen, was dahinter auf mich wartet. Also gehe ich mit dem Druck mit. Doch die Pforte ist immer noch nicht auf. Zumindest nicht so, dass ich da irgendwie durchkäme. Ich berühre die Öffnung. Da ist noch etwas an der Tür. Es ist nicht fest und doch so fest, dass es ein Grund sein könnte, warum sie nicht einfach aufgeht.

Ich warte dahinter.

Der Druck scheint nicht nur mir zu gelten, sondern auch dieser Pforte. Denn nach einiger Zeit löst sich das Unförmige von der Tür. Doch es geht trotzdem nicht weiter. Dafür nimmt der Druck zu. Er zerrt an mir, doch ich kann ja nicht voran. Die Zeit scheint mir nun davonzurennen. Ungeduldig probiere ich es mit einer Vorwärtsbewegung und spüre erneut dieses Zeug an dem mittlerweile doch entstandenen Spalt.

Wie kann das sein? Warum ist es wieder da? Es war doch weg, oder nicht?

Jetzt jedenfalls ist es zurück. Löst sich. Und kommt wieder. Ich bin frustriert. Was soll ich denn tun? So komme ich nicht voran. Nee, jetzt könnt ihr mich mal. Ich ziehe hier nicht aus. So ein blödes Spiel.

Und plötzlich geht es doch voran. Das Zeug bleibt weg und die Tür öffnet sich. Doch es dauert. Und dauert. Ich will jetzt echt nicht mehr und versuche mein Bestes, um ein Schließen der Tür zu erreichen. Da ich nicht weiß, wie man das macht, habe ich keinen Erfolg. Nur einmal geht die nun fast ganz geöffnete Pforte wieder ein klein bisschen zu. Aber ob ich das war, oder etwas anderes, woher soll ich das wissen? Mittlerweile ist der Druck so stark, dass mich diese Situation an der Tür echt stresst. Und ich etwas verliere. Es wird immer weniger und läuft durch die Pforte davon. Jetzt bekomme ich Panik. Und sondere etwas ab. Auch die Absonderung entschwindet mit den letzten Resten meines Verlustes.

Angst!

Ich weiß immer noch nicht, was ich tun soll. Ich bin wie gelähmt. Und es fühlt sich an, als ziehe mich die nun offene Tür nach unten. Als sei ich ganz schwer und müsse hindurchfallen. Ich will nicht fallen. Ich will nicht! Ich will nicht! Ich will nicht! Hiiiiiiiiiiiilfeeeeeee!

Da öffnet sich das Dach!

Ich werde ergriffen und nach oben gezogen. Ich wollte nicht fallen, aber das hier ist das pure Unwohlsein. Ich friere und bin geblendet. Dieser Blendungsschmerz! Ich weine und schreie! Ich bin auf einen Planeten mit riesigen Wesen gelandet. Die Wesen reichen mich herum, als wäre ich ein Spielzeug. Reiben an mir herum. Da höre ich einen vertrauten Rhythmus:

„We were Strangers, starting out on a journay, never dreaming what we have to go trouhgt…“

Dieser zweite Rhythmus war in meiner Heimat auch oft zu hören. Ich werde ruhiger, denn dieses Wesen ist mir seltsam vertraut. Es riecht nach meinem zu Hause. Doch dann werde ich wieder weitergereicht. Jetzt reicht’s. Ich fange an zu brüllen. Nehmt mir nicht andauernd meine Heimat weg!

Ich lande bei einem Wesen, dass eine unglaubliche Energie ausstrahlt. Mmmhhh, na gut, diese Energie fühlt sich gut an.

„Now here we are and I am suddenly standing: At the beginning with you…“

„ I am no Superman, but I love you the best i can…“

Beide Rhythmen erklingen und jetzt wird es richtig gruselig. Die anderen Wesen machen mit den beiden mit und es wird einfach nur laut und durcheinander. Ein rhythmisches Durcheinander, okay, aber jetzt kann ich keinen der zwei mir bekannten Rhythmen mehr identifizieren. Ich werde wieder unruhig.

Die Riesen um mich herum, werden hektisch und der mit der starken Energie trägt mich von dem einzigen Wesen, dass vertraut riecht weg. Wie oft wollt ihr mir noch meine Heimat stehlen? Oder zumindest das, was mich an mein zu Hause erinnert? Ich brülle erneut und lasse mich nicht beruhigen.

Bis das vertraut riechende Wesen mich aufsucht und mich trägt. Doch ich weine immer noch, als es endlich aufhört wehzutun. Mir wird etwas in den Mund geschoben und über mich selbst verdutzt, beginne ich ganz automatisch zu arbeiten. Jetzt schmeckt es auch nach der Heimat und völlig erschöpft gebe ich auf und kuschle mich eng an den Geruch.

Er erinnert an den Stern, den man mir genommen hat.

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