Von Renate Oberrisser

oder: Ein klein wenig um die Ecke gedacht

Die Story, welche ich euch heute erzählen möchte, erinnert ein klein wenig an ein Kasperletheater. Doch so wahrhaftig ich hier stehe, es hat sich genauso zugetragen. Ich muss es ja wissen! Ich hab ja schließlich die Marionetten twisten lassen.

 

Es waren einmal drei Kerlchen. So selbstherrlich sie waren, so unreif und ahnungslos waren sie auch. Sie kannten sich schon seit sie Windeln trugen und waren wie Uhu und Tixo. Der blasse Schurli, der dünne Peppi und der lange Patzi. Nichts und niemand konnte sie also entzweien. Und nichts und niemand konnte sie von so manchem Kalauer abhalten oder davor behüten. Der Hanswurst saß den Dreien oft lose im Genick. Und sie ignorierten nichts, um sich die Hahnenkämme zu demolieren. 

 

Nun ergab sich diese periodisch wiederkehrende Dringlichkeit und die Kumpel schlussfolgerten, die Zeit sei reif, sich wieder einmal auf Balz zu begeben. Den Zufall bei der Mähne schnappend, trafen sie sich bereits am frühen Tagesende, um sich einen hinter den Schlips zu kübeln. Und hier zerstreuen sich bereits die Dämonen, ob dies so eine exzellente Inspiration war. Denn nach Eva Zwerg macht man keine Elle, wenn man schon vorher aus den Puschen sinkt. 

 

Kurzer Vortrag, langer Zweck. Vorgeglüht stelzten die Früchtchen ihrem Angelplatz, dem Beatschuppen, entgegen. An der Pforte angekommen, standen schon viele an und warteten auf Gewähr des Zutrittes. Sich zerstreuend, schielte Peppi in den erleuchteten Schaukasten neben der Quetsche. 

„Du, Schurli! Schau mal, die Barbie da in der Vitrine. Die hat echt ’n tolles Fahrwerk. So ein Honey Püppi! Die wäre eine salonfähige  Escort Dame für mich.“

„Ja genau. Spintisiere weiter. Weißt eh, die Putzigen stellen immer dem Patzi nach. Aber nicht dir!“

„Da musst du gerade plappern. Wo ist der Patzi eigentlich?“

„Schau, da hinten steht der Adonis. Was macht denn der für Glubschaugen. Hat er jetzt schon die Hucke voll?“

„Steppkes, habt ihr das gerade auch gepeilt. Die Anziehpuppe hat soeben mit dem erhobenen Zeigefinger gewackelt und ganz schelmisch dabei gekichert.“

„Aber Patzi, das war sicher nur ein Xenon-Licht, dass dich in der Fensterfüllung blendete.“

„Trödelt nicht so herum, sonst ist das Amüsierlokal voll und die steilsten Zähne vergeben, bevor wir auch nur ein Backenhörnchen auf dem Barhocker geparkt haben.“

 

„So ihr Racker, auf geht’s. Verpasst keine Aufforderung. Für das Wochenende sollte jeder ein Tete-a-tete haben. Abgemacht! Schlagt ein!“ Kokolores feixend prosteten sich die Freunde mit einer ‚Bloody Mary‘, dem einzigen echten Gebräu für harte Kerle,  zu. 

 

Schurli lokalisierte wie immer sofort eine Augenweide an Weiblichkeit. Ein Backfisch schien sie, zumindest bei den diffusen Sichtverhältnissen der Discokugel, nicht zu sein. Hauptsache lange, schwarze Extensions dachte er noch und pirschte sich langsam an. Als stadtbekannter Süßholzraspler rechnete er mit einem Volltreffer. Dass er jedoch sein Navi gerne von einer erfahrenen Frau programmieren lässt, würde er nie enthüllen. Das etwas späte Fräulein wiederum packte ihrerseits den Wenzel beim Nasenschmuck. Bei ihr ging es schlussendlich schon um die dauerhafte Salami. Auf Dunstglocke 69 zuschwebend, schoben sich die beiden alsbald taktvoll bewegend über’s Parkett.

 

Für seinen Tatbestand überraschend schnell fand sich auch Peppi unter die Räder gekommen wieder. Seine Dulzinea entsprach zwar so gar nicht seinem üblichen Beuteschema. Um nicht, wie schon so oft, seinen Fang entfleuchen zu sehen, dachte er sich: ‚Besser einen Krümel in der Hand, als kein Stück von der Torte.‘ Dieser Modus Operandi, darüber kann er schon Romane schreiben, bewirkte oft, dass er sich von so manch gnädigen Weiblichkeit leicht wie eine Weidegans hat  ausnehmen lassen. Was ihn wiederum für ein bestimmtes Klientel magnetisch machte. ‚Mammon müffelt nicht‘, ist bekanntlich das Lebensmotto von so einigen Mauerblümchen. Dieser Abend drückte Peppi jedoch den Daumen und setzte ihm ein kunterbuntes Monokel auf. Der sonst so blinde Gickel fand ein genießbares Korn. 

 

Einzig Patzi kämpfte gegen Vogelscheuchen. Wie üblich war er der Star im Hühnerstall und konnte sich vor Aufdringlichkeiten kaum retten. Seiner Favoritin jedoch konnte keine andere das Aquavit reichen und ausgerechnet sie kokettierte mit dem größten Womenizer weit und breit. Dieses Essigkonzentrat vergällte Patzi den bisherigen Abend. Es blieb ihm nichts anderes übrig als auszuharren und Jagatee zu schlürfen. Vielleicht erbeutete er zur Geisterstunde ja doch noch seine Trophäe, wenn der Hallodri endlich bemerkte, dass er bei seiner Eva auf Wasa herumkaute und endlich entfleuchte. Man hat ja bekanntlich schon öfter Kamele in einer Disco gesehen. Um die Motten in seinem Gedärm zu beruhigen, soff er wie an eine Pipeline angeschlossen und machte einem Schluckspecht Konkurrenz. 

„Patzi, du stehst heute aber gewaltig auf dem Schlauch. Jetzt muss ich mal Bacchus mit dir reden. Errichte mir ’ne Haus und mach endlich Ringe mit Datum“, erklärte ihm das Herzchen ihren Entschluss, bevor sich zu seinem ganzen Zoo noch eine ausgewachsene Samtpfote dazugesellte. Patzi fiel ein Fels von der Pumpe und er schwebte benebelt ins 6te Sternenzelt.

 

Jeder ist seiner Fortuna Bildhauer. Und das Terzett hatte Dusel, dass sie in jener Schicksalsstunde nicht Kondom und Camorra in die Quere gekommen sind. Sie können noch heute ein Gstanzl darüber reimen, von drei Mädels an die Kandare genommen worden zu sein, die ihnen zeigten, wo die Chefin den Eierpunsch braut. Mit einem schielenden und einem schlafenden Auge purzelten die Drei unversehens in die Garage der Zweisamkeit und waren kurz darauf auch schon Er, Sie und Es.  Aller guten Dinge sind  eben immer drei mal drei.

 

Und wenn sie nicht schon wieder solo sind, dann arrangieren sie sich noch weiter.  

 

Hand aufs Herz – so wahr ich hier stehe  – genau so war es. 

 

„Aua. Eh Manno. Pass doch auf du Charly Depotacker Verschnitt. Nur weil ich hier herum stehe und mich nicht wehren kann, musst du mich nicht andauernd mit Stecknadeln piksen. Mensch, die Hose kneift und  die Farbe vom Oberteil passt nicht zu meinen grünen Augen. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich nicht hier stehen, mich mit dir herumplagen und mir zum Zeitvertreib Geschichten über Leute, die ich nur vom sehen kenne, zusammenreimen. Ich hatte ja so große Träume, damals …

Eine Garderobe teilen mit, ähm, wie hießen die doch alle gleich nochmal. Na, na. Ah ja, Moni Lagerglocke und die Caladia Seemann und die Moos Katrin. Vorführdamen, um die sich alle rissen. Und ich, Honey Püppi, die einzigartige Gliederpuppe, die auch die schönsten Designerstücke tragen durfte. Und dann das … ein Fehler in der Produktionslinie. Ausschussware. Gerade noch gut genug um nicht auf der Mülldeponie zu landen. Abgeschoben in einen drittklassigen Kleiderbasar am Hinterteil vom Globus … Bist du bald mal fertig. Die ganze Bude voller Fetzten und nichts zum Dekorieren. So, jetzt dreh mich endlich vor dem Spiegel hin und her. Ich will auch was sehen … Wow!!! Du bist halt doch der einzig wahrhaftige Schorschio Amaretti.“

 

***

Verdrehtheiten von geschätzten Redesarten sind, 

ohne Frage, rein zufällig geschmiedet und auf Heiterkeit ausgelegt. 

Bei  Ahnungslosigkeit buddeln Sie nicht unnötig bei Dr. Google Translator herum, 

sondern wenden Sie sich an einen Figur (mit Puppenstuben-Verstand) 

Ihres Vergnügens.

Anmerkungen zu Pate gestandenen Redensarten siehe Textbesprechung März 2021

 

Charly Depotacker = Karl Lagerfeld

Moni Lagerglocke =  Naomi Campbell

Caladia Seemann = Claudia Schiffer

Moos Katrin = Kate Moss

Schorschio Amaretti =  Giorgio Armani 

 

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