Von Daniel Ritter

 

Die Haustür, kaum größer wie ein Fenster, die Klingel kaum lauter, als ein Auto. Die Tür sprang auf, als wäre sie ein Schließfach. Ich legte den Körper hinein und wartete, den Schlüssel, um mein Handgelenk zu spannen, wie im Schwimmbad. Hier schwammen die Geister!

Weit und breit war niemand zu sehen. Ich hörte Meeresrauschen, ein paar Räume weiter, Wassermengen reinlaufen.

Hinter der Brille wirkte der Raum anders. Heruntergekommen. Wie in früheren Jahren, als das Leben pulsierte, im schönsten Badehaus. Mit all den Maschinen, die alles kontrollierten.

Ich spürte, wie die Luft stickiger wurde, gar tropisch. An den Wänden hingen Schläuche, die seit Jahren kein Wasser mehr gesehen haben.

Ich glaubte, ein Forscher zu sein, der nach einer Quelle suchte, die längst versiegt war. Ich rieb mir das Handgelenk, bis es rot war, als würde ich allergisch auf mein Umfeld reagieren. Ich war nicht allein.

Dort wo die Fenster am größten waren, schien mir, wäre man dem Leben am nächsten. Überall Menschen, die ich nicht kannte und ein Kofferradio. Es lief ohne Strom und Batterien. Gruselig. Zu leise, um zu spuken.

Gehört das Radio dem Bademeister? Der nicht sprach und mit dem Sprechapparat in der Hand, von Beckenrand zu Beckenrand lief, um die Badegäste bei Laune zu halten?

Woher kam das Rauschen, die Stimmen. Die Aufnahme, aus einer anderen Zeit, die nicht mehr existierte, wie eine Party gegen das Vergessen?

Was spielte sich im Kopf des Bademeisters ab?

Hier wurde man miteinander vertraut, gar warm, nachdem man zusammen ins Wasser gestiegen war.

Gemeinsam ins Wasser steigen, das klang zu romantisch für meine Ohren und doch fühlte es sich an, als wäre ich weiter geschwommen. In einem anderen Leben. Gleich würde ich am Handgelenk, eine Botschaft, ein Wort erkennen, dass mich dazu brachte, alles anders zu sehen. Menschen, die im Wasser herumschwammen. Zufall? Ein Teil der Vergangenheit zu sein und doch einen Einfluss auf die Zukunft zu haben. Ich fragte mich, ob ich den Teil, was Zeitloses in mir zuließ, ob sich das Wort auf dem Handgelenk ausschreiben ließ, sich in mich hineinbrannte?

Was ist, wenn es nicht für mich war und ich durch Zufall hier gelandet bin? Ich fühlte, wie sich meine Haare bewegten. Als wären Fliegen in den Wänden der Vergangenheit gefangen, die auf dem Wasser trieben. Kleine Meere, die unerwartet einen in die Tiefe rissen, ein kleiner Spritzer genügte.

Das Wasser machte sichtbar, was es nicht mehr gab, was es vermutlich nie mehr so geben würde, wenn man den Bademeister im Hinterkopf hatte, der mit dem Kofferradio von Becken zu Becken lief und die Gäste bei Laune hielt. Ein DJ, der einem das Leben rettete und der einem mit sanften Melodien der 20er Jahre einen Kuss aufdrückte. Willst Du mein Leben retten?

Fortsetzung folgt…