Nur ein Augenblick

Von Björn D. Neumann

Dumpfe Klänge dringen an sein Ohr. Ein unverständliches Stimmengewirr. Es ist so schön warm hier. Er möchte doch nur weiterschlafen. Muskelkontraktionen schieben ihn unerbittlich dem Licht entgegen. Er schreit. Offene Arme nehmen ihn auf. Schenken ihm wieder Wärme und Geborgenheit. Lassen ihn spüren, bedingungslos geliebt zu sein. 

Immer mehr nimmt er seine Umwelt wahr. Mit neugierigen Augen. Lernt. Begreift im wahrsten Sinne. Erste Schritte im Wissen, aufgefangen zu werden. Es geht rasend schnell. KiTa, Schule, die erste Liebe, die erste Enttäuschung. Selbstständigkeit. 

Immer schneller rotiert die Spirale. Karriere. Ehe. Kinder. Verluste. Schmerz. Freude. Tränen. Jeder Tag ist anders und doch gleich. Jahre vergehen. Unaufhaltsam dreht sich das Rad. 

Freunde gehen. Körper und Geist lassen nach. Kräfte schwinden. Mit Wehmut, Stolz und Freude blickt er zurück. Er ist müde. Ihm ist kalt. Vermisst Liebe und Geborgenheit. Dann sieht er das Licht. Geht darauf zu. Nur noch schlafen. Bekannte Wärme umarmt und empfängt ihn. Alles war nur ein Augenblick. Ein Augenblick im ewigen Kreislauf.

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