Von Clara Sinn

Ihre Männer hatten keine Spur
zu hinterlassen. 

Sie begab sich in ihre geliebte Küche. Schnitt Büffelmozzarella und Schokotomaten in ebenmäßige Scheiben, ordnete sie einer langen gewundenen Schuppenschlange gleich auf eine opulente ovale Servierplatte.

M. hatte immer auf Billig-Tomaten und Mozzarella-Imitat bestanden. Selbst Discounter-Öl nur ein paar kärgliche Tropfen. 

Sie hatte entschieden, all das 
abzuwerfen.

Radikal zurückzusetzen
auf null.

In der Nacht träumte ihr von riesigem dunklen Gestein, in das zahllose tiefe Rillen eingegraben waren, gefolgt von mäandernd klarem Wasser, auf dem vereinzelt Regenbogenschlieren schwammen. 

In der dritten Szene machte eine Hand eine Schlangenbewegung durch
schiere Luft.

Und am Ende hatte sie diesen einen Satz: Es ist
nicht die Rille. 

Und es waren auch nicht die farbigen Schlieren …
Es war, dass sie Stein gewesen war,
maximal Wasser. Statt
pure Essenz.

Stand senkrecht im Bett,
die blanke Wut hatte sie
aufgerichtet.

Selbst wenn sie alle Unterdrücker und Übeltäter zerhäckselt hätte,
ihr verletztes Seelen-Kind hatte immer noch keinen Deut an Liebe
gewonnen. 

Und sie sprang ihrem verhungerten inneren Liebling augenblicklich bei. „Entschuldige bitte, ich hab dich irrtümlich mit teuren Lebensmitteln nähren wollen …“ Und sie konnte von Glück sagen, dass dies hauchzarte Wesen so nah am Ursprung selbst war, dass
es sich noch narbenfrei erholen konnte. 

Von Zwangsentbehrung und Zwangsfütterung und all den alten Übergriffen seiner

Mutter.