Von Andreas Schröter
Marianne fragt ihren zur Untreue neigenden Ehemann Ralf:
„Warum bist du nicht nach Hause gekommen?“
Ralf: „Ach, Schatz, du weißt doch, wie das ist, wenn ich mit den Kumpels unterwegs bin. Ein Bier ergibt das nächste, und am Ende war ich leider so betrunken, dass es mir vernünftiger erschien, bei einem von ihnen zu übernachten.“
Marianne: „Du wirkst gar nicht so verkatert.“
Ralf: „Ja, weil ich vorhin drei Aspirin geschluckt habe.“
Marianne: „Waren denn noch welche da? Ich habe die letzten doch vor drei Tagen verbraucht, als ich solche Kopfschmerzen hatte.“
Ralf: „Ja, nee, die hab ich schon bei dem Kumpel geschluckt.“
Marianne: „Wo wart ihr denn überhaupt?“
Ralf: „Im Ratskeller.“
Marianne: „Hat der nicht montags Ruhetag?“
Ralf: „Ja, klar, aber Esther hat uns trotzdem reingelassen. Geschlossene Gesellschaft. Wir haben gekegelt.“
Marianne: „Komisch, Esther hat mir neulich erzählt, die Kegelbahn sei kaputt.“
Ralf: „Ja, das war eine echte Herausforderung, die Kugel um das große Loch mitten auf der Bahn herumzumanövrieren. Was glaubst du, wie viele Kugeln reingefallen sind?! Das war lustig.“
Marianne: „Ich glaube, sie sprach von dem Seilzug, der die Kegel wieder aufstellt.“
Ralf: „Ja, stimmt, der ist auch kaputt. Wir mussten die Kegel immer wieder von Hand aufstellen. Deswegen hat das Ganze ja auch so lange gedauert.“
Marianne: „Und bei welchem Kumpel hast du übernachtet?“
Ralf: „Thomas.“
Marianne zückt ihr Handy und zeigt das Instagram-Profil von Thomas, das ganz viele Fotos von ihm am Meer zeigt:
„Der ist aber gerade auf Mallorca.“
Ralf: „War er. Er musste aber ganz plötzlich abreisen, weil es seiner Mutter sehr schlecht geht.“
Marianne: „Oh, das tut mir leid. Was hat sie denn?“
Ralf: „Krebs im Endstadium. Leider.“
Marianne: „Komisch, dass Thomas dann noch zum Kegeln geht und dich anschließend noch bei sich schlafen lässt.“
Ralf: „Ja, er brauchte Ablenkung. Die ganze Situation zerrt sehr an ihm. Aber du hast recht, ich habe es auch nicht richtig verstanden.“
Marianne: „Ich dachte heute Morgen, ich hätte Thomas’ Mutter noch beim Bäcker gesehen. Aber dann war sie es wohl nicht.“
Ralf: „Nein, ganz bestimmt nicht.“
Marianne: „Und wie wohnt Esther so?“
Ralf: „Och, einfach, aber ganz nett …“
Schweigen.
Ralf: „… glaube ich. Habe ich gehört. Denn woher soll ich das wissen?“
Marianne: „Ralf, ich habe heute Morgen, als du nicht da warst, dein Handy angerufen. Eine Frauenstimme, von der ich glaube, dass es Esthers war, sagte: ‚Ralf kann gerade nicht rangehen. Er steht unter der Dusche.‘“
Ralf: „…“